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Eiskalt ausgekontert, heiß umjubelt. Die Spieler des Rekordmeisters THW Kiel überholten durch ihren abgeklärten Sieg den HSV Hamburg an der Tabellenspitze. Foto: dpa

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Sport: Kühl bis ans Herz

Kiel bezwingt den HSV 33:31 und steht kurz vor der 16. Handball-Meisterschaft

Die Nase war rot angelaufen, und sie wackelte auch ein wenig. Marcus Ahlm, der Kapitän des THW Kiel, sah nach dem Spitzenspiel der Handball-Bundesliga aus wie ein angeschlagener Boxer. Doch er fühlte sich gut dabei. „So muss Handball sein“, lachte er, bevor er in der Kabine verschwand. Die Laune des Schweden war trotz aller Blessuren prächtig, denn der Kieler Rekordmeister hatte beim HSV Hamburg 33:31 (15:14) gesiegt und steht mit nun 58:6 Punkten vor dem Gewinn des 16. Meistertitels. Beim HSV (57:7) hingegen herrschte Depression. „Das ist ganz bitter, weil wir mit diesem einen verlorenen Spiel eine ganze Saison weggeworfen haben“, sagte Nationalspieler Pascal Hens, der weiterhin auf seinen ersten Meistertitel wartet.

Vor 13 296 Fans in der ausverkauften Hamburger Großarena dominierten die verletzungsgeschwächten Kieler die gesamten 60 Minuten: Nie gestatteten sie dem Hausherren eine Führung. „Unsere Taktik, den Gegner sofort mit einer 3:2:1-Deckung unter Druck zu setzen, ist aufgegangen“, freute sich Kiels Coach Alfred Gislason. Abgeklärt, kühl bis ans Herz konterte das Team alle Hamburger Versuche und kontrollierte die Partie. „Wir haben einfach auf alles eine Antwort geben können“, freute sich Abwehrspezialist Börge Lund. Als entscheidende Figur entpuppt sich dabei der oft gescholtene Christian Zeitz. Der 29-Jährige Linkshänder stahl dem Gegner fünf Bälle und spielte in der Offensive extrem diszipliniert. Als sich Zeitz 80 Sekunden vor Schluss, als der HSV eine Manndeckung probierte, durchtankte und seinen fünften Treffer zum 29:32 erzielte, besiegelte er den Kieler Triumph.

Kurz zuvor hatte HSV-Trainer Martin Schwalb auch seine letzte taktische Patrone verschossen, als er Torwart Johannes Bitter auswechselte und mit Hens einen siebten Feldspieler brachte. „Wir waren darauf vorbereitet“, berichtete Gislason. „Wir wollten dann Hens werfen lassen.“ Prompt warf Hens nur an den Pfosten, und THW-Linksaußen Christian Sprenger warf den Ball aus 25 Metern zum 27:31 ins leere Tor. Umgehend verstummte die Halle.

In diesem Moment verließ auch HSV-Präsident Andreas Rudolph, der den ersten Meistertitel vehement gefordert hatte, frustriert die Halle. Eine Stunde nach Abpfiff verging, bis der Unternehmer, der mehr als 15 Millionen Euro in das Team investiert hat, dem THW Kiel zur Meisterschaft gratulierte: „Sie haben verdient gewonnen und werden damit verdient Deutscher Meister.“ Selbst wenn der THW in den verbleibenden Partien gegen Balingen und in Großwallstadt noch die Meisterschaft verlöre, könne er das nicht mehr richtig feiern.

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