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Locker zum Auftakt. Storl qualifizierte sich ohne Mühe für das Finale.

© dpa

Kugelstoßer David Storl: Zugelegt an Zuversicht

Deutschlands Kugelstoß-Weltmeister David Storl will am Freitagabend seinen Titel verteidigen. Nach Problemen in der Vorbereitung fühlt sich der 23-Jährige topfit für den Saisonhöhepunkt.

In der Mannschaftsbroschüre des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat sich ein leichter Fehler eingeschlichen. Auf der Porträtseite von Kugelstoßer David Storl steht hinter der Rubrik Größe/Gewicht: „198 cm/120 kg“. Die zweite Angabe stimme nicht, sagt Bundestrainer Sven Lang amüsiert: „Es sind 127 Kilo.“ Storl ist also auch in dieser Kategorie, wie von Lang seit Monaten erhofft, in der Weltspitze angekommen. An mangelnder Masse sollte das von Storl erklärte Vorhaben bei der WM in Moskau also nicht scheitern. „Ich will um die Medaillen mitkämpfen“, sagt er. Was auch sonst? Der 23 Jahre alte Chemnitzer ist schließlich Titelverteidiger.

Die Vorleistung erbrachte er am Donnerstag mit der im dritten Versuch der Qualifikation erzielten Weite von 20,71 Metern. „Das war nicht so glorreich, aber für diese Saison ganz okay“, sagte der Sensationsweltmeister von 2011 nach seinem ersten Auftritt, der ihm einen Platz fürs Finale am Freitagabend sicherte. Nur der in diesem Jahr bislang dominierende US-Amerikaner Ryan Whiting (21,51 Meter), der Tscheche Ladislav Prasil (20,90) und Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen (20,76) legten mehr vor als Storl, der mit einem Sicherheitsstoß auf 20,29 Meter angefangen hatte. Auch diese Weite hätte gut gereicht.

Vor zwei Jahren hatte der damalige WM-Debütant, der zwischen all den Kolossen immer schmächtig wirkte, bereits in der Qualifikation eine Überraschung geschafft. Er hatte seine persönliche Bestleistung um 45 Zentimeter auf 21,50 Meter gesteigert und im Finale noch weiter verbessert: 21,78 Meter. Bei den Olympischen Spielen von London wuchtete der Sachse das 7,25 Kilo schwere Eisen gar auf 21,86 Meter und musste sich nur Majewski um drei Zentimeter geschlagen geben. Weiten, von denen David Storl in diesem Jahr noch ein gutes Stück entfernt ist. 21,04 Meter hat er bislang gestoßen. Acht Konkurrenten sind mit einer besseren Vorleistung nach Moskau gereist. Als Jahresbester hat Whiting, der stattliche 136 Kilo auf die Waage bringt, 1,24 Meter weiter gestoßen.

Trainer Lang macht das nicht bange. „Die Wettkampfergebnisse spiegeln nicht Davids wahres Leistungsvermögen wider. Mitte Juli hat er in Madrid offiziell 20,20 Meter gestoßen, aber alle fünf ungültigen Versuche gingen auf 21,50.“ Lang ist überzeugt, dass sein wettkampfstarker Mann im Finale „in einen Bereich reingeht wie im letzten Jahr“. Storl sagt selbstbewusst: „Wenn ich meine Trainingsleistungen betrachte, kann einiges passieren.“ Er wolle möglichst im ersten Versuch gleich 21 Meter stoßen. Dass auch er die 22-Meter-Marke knacken könnte, was er Whiting zutraut, hält er für eher unwahrscheinlich. Die Ausgangssituation, als Titelverteidiger mit bislang eher mäßigen Ergebnissen in den Ring zu gehen, belaste ihn nicht.

Mangelnde Wettkampfpraxis ist der Grund dafür, dass es in diesem Sommer noch nicht so richtig lief bei Storl. Der angehende Polizeimeister verzichtete nach dem anstrengenden Jahr 2012, in dem er auch Silber bei der Hallen-WM und Gold bei der EM gewann, auf die Wintersaison. Als es dann nach draußen gehen sollte, machte erst das Hochwasser einen Strich durch die Planung und danach ein gezerrter Brustmuskel. Die Defizite, so Lang, habe er inzwischen aber aufgeholt. „Mit leichteren und schwereren Kugeln hat er Lebensbestleistungen aufgestellt“, sagt Lang. „Die Kraftwerte stimmen und die Dynamik ist da.“

Trotz höheren Kampfgewichts hat Storl nichts von seiner Explosivität eingebüßt. Er ist immer noch der Sprinter unter den Stoßern. Aus dem Startblock legt Storl die 30 Meter in 3,69 Sekunden zurück. Und am Gewicht sollte es diesmal auch nicht scheitern. In Daegu vor zwei Jahren hat David Storl Gold mit 122 Kilo Körpergewicht gewonnen.

Reinhard Sogl

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