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Sport: Kuranyi trifft zweimal für Deutschland

Der ausgemusterte Nationalspieler schießt Schalke in Anwesenheit des Bundestrainers zum 3:1 in Frankfurt

Unter den 51 500 Besuchern war auch Joachim Löw. Ob ihn die Anwesenheit des Bundestrainers besonders motiviert habe, wurde Kevin Kuranyi gefragt. „Das war keine Motivation für mich“, antwortete der nicht mehr aktuelle Nationalstürmer. „Ich bin motiviert, wenn ich für Schalke 04 spiele und mit meiner Mannschaft gewinne. Egal, wer im Stadion ist.“ In jedem Fall durfte Löw dabei zuschauen, wie Kuranyi mit einer Vorlage und zwei Toren den FC Schalke in Frankfurt zum 3:1-Sieg über die Eintracht und mindestens bis Sonntag auf Platz eins der Bundesliga führte. Schalkes Trainer Mirko Slomka wollte denn auch „einen Spieler besonders hervorheben“, eben Kuranyi, der auch noch „extrem viel für die Mannschaft gearbeitet“ habe. „Wir genießen jetzt die Tabellenspitze“, sagte der Trainer zufrieden.

Schalke war mit seinem schnellen Kurz- und Flachpassspiel in die Spitze die bessere Mannschaft, vor allem in der ersten Halbzeit und nach der erneuten Führung. Lincoln, der erstmals seit Oktober wieder von Beginn an spielte, führte dabei glänzend Regie. Nach 16 Minuten schickte Kevin Kuranyi Gustavo Varela mit einem tollen Steilpass in die Spitze, den der Uruguayer aus zwölf Metern verwandelte. Kurz nach der Pause spitzelte Naohiro Takahara den Ball zwischen den unentschlossenen Mladen Krstajic und Manuel Neuer ins Tor, doch mit einem Kopfball nach einer Ecke brachte Kuranyi die Schalker wieder in Führung. In der Nachspielzeit erzielte er nach einem Konter auch noch das 3:1.

„Wir haben es jetzt seit anderthalb Jahren nicht geschafft, eine Spitzenmannschaft zu schlagen“, stellte der Frankfurter Klubchef Heribert Bruchhagen fest und lieferte gleich den Grund mit. „Uns fehlt dazu die Homogenität im Mittelfeld und damit im Spiel.“ Daran änderte auch die Rückkehr des dynamischen Kapitäns Jermaine Jones nach neunmonatiger Bundesligapause nichts.

Den Unterschied, wie ihn sein Vorstandsvorsitzender aufzeigte, hatte Friedhelm Funkel so nicht in einem, wie er fand, „guten, spannenden und kampfbetonten Spiel“, gesehen. Den Unterschied zwischen einer Mannschaft, die um die deutsche Meisterschaft spiele, und einer, die um den Klassenerhalt kämpfe, sah der Frankfurter Trainer allein in der Chancenverwertung. Albert Streit hatte in der 25. Minute eine glänzende Möglichkeit zum Ausgleich vergeben, Ioannis Amanatidis ein paar Minuten nach dem 1:1 eine einzigartige Gelegenheit zum 2:1 verschusselt. Glänzend von dem Japaner freigespielt, schoss der Grieche den Ball direkt dem Schalker Torhüter Neuer in die Arme. „Ärgerlich und enttäuschend“ nannte Torwart Markus Pröll wegen dieser Chance die Niederlage.

Schalke machte nicht aus jeder großen Chance ein Tor, sonst hätte es nach zwanzig Minuten bereits 2:0 gestanden, als ein Schuss Kuranyis an Außennetz abgefälscht wurde. Trotzdem darf sich der Schalker Stürmer bereits Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr in die Nationalelf machen. Slomka hatte bereits vor dem Spiel mit Löw telefoniert und ihn über die hervorragenden Trainingsleistungen Kuranyis informiert. „Kevin hat keine einzige Minute der Vorbereitung versäumt“, sagte der Schalker Trainer, „das zahlt sich aus, und ich hoffe, dass es vom Bundestrainer belohnt wird.“

Hartmut Scherzer[Frankfurt am Main]

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