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Pierre-Michel Lasogga erzielte bislang zwölf Tore für Hertha und hat sich als Stammspieler im Sturm gegen Rob Friend durchgesetzt.

© dpa

Kurz vor dem Ziel: Herthas Aufsteiger

Den Berlinern reicht am Montagabend ein Unentschieden beim MSV Duisburg zum Erreichen des Saisonziels. Wir stellen die Spieler vor, die maßgeblich für den Aufstieg mitverantwortlich waren.

Hertha BSC ist nur noch einen winzigen Schritt von der Fußball-Bundesliga entfernt. Schon am viertletzten Spieltag kann der Klub den fünften Aufstieg der Vereinsgeschichte nach 1968, 1982, 1990 und 1997 perfekt machen. Da Greuther Fürth am Samstag 0:3 bei 1860 München verlor, reicht den Berlinern im Montagsspiel beim MSV Duisburg (20.15 Uhr, live in unserem Ticker) schon ein Unentschieden. Wir stellen die Spieler vor, die die Aufstiegssaison maßgeblich geprägt haben.

Pierre-Michel Lasogga: Wo Pierre-Michel Lasogga herkommt, illustriert am besten eine kleine Episode aus der Saisonvorbereitung. Die Berliner hatten gerade eine ihrer ersten Trainingseinheiten absolviert, da näherte sich ein Berliner Zeitungsreporter dem Zugang aus Leverkusen und wollte vorsichtshalber wissen, ob der eigentlich Deutsch verstehe. Bei dem Namen ist schließlich alles möglich. In Wirklichkeit stammt Lasogga aus Gladbeck im Ruhrgebiet und ist auch sonst ziemlich bodenständig, obwohl er von allen Herthanern die steilste Karriere gemacht hat. Er kam aus dem Nichts und gilt inzwischen als das nächste große Ding bei Hertha. „Der Junge macht uns unglaublich viel Freude, und zwar jeden Tag“, sagt Manager Michael Preetz. Zwölf Tore hat Lasogga in seiner ersten Saison als Profi schon erzielt. Das war nicht unbedingt zu erwarten, als er sich im Sommer mit ein paar Kilo Übergewicht bei seinem neuen Arbeitgeber vorstellte. „Er hatte zu Saisonbeginn nicht umsonst den Spitznamen Lasagne“, sagt Markus Babbel. „Aber dass er den Willen hat, Tore zu erzielen, das konnte man schon da erkennen.“ Mit diesem Willen hat Lasogga Rob Friend, Herthas teuersten Einkauf, längst abgehängt. „Ich bin überzeugt, dass er auch in der Ersten Liga sehr gute Spiele machen kann“, sagt Babbel, der inzwischen auch weiß, dass der Name seines Stürmers so ausgesprochen wird, wie man ihn schreibt. Am Anfang der Saison hatte er ihn immer Lasodscha genannt.

Sattelfest. Fabian Lustenberger hat sich stabilisiert und ist einer der Hauptverantwortlichen für Herthas starke Rückrunde.
Sattelfest. Fabian Lustenberger hat sich stabilisiert und ist einer der Hauptverantwortlichen für Herthas starke Rückrunde.

© Harald Ottke

Fabian Lustenberger: Markus Babbel zählt nicht zu den Trainern, die jeden Quadratzentimeter ihrer Coaching-Zone persönlich kennen. Sein Aktionsradius während eines Spiels beschränkt sich möglichst auf ein Minimum. Vor einer Woche hat Babbel eine Ausnahme gemacht – und das vollkommen zu Recht. Herthas Trainer suchte den entlegensten Punkt seiner Coaching-Zone auf, um Fabian Lustenberger die Ehre zu erweisen. Der Schweizer hatte im Mittelfeld den Ball stibitzt, ihn entschlossen nach vorne getrieben und dann mit einem exakten Pass das vorentscheidende 2:0 gegen den VfL Osnabrück eingeleitet. In dieser einen Szene war all das zu sehen, was Lustenberger weit über die Zweite Liga erhebt: ein ausgezeichnetes Spielverständnis, ein gutes Auge und eine stabile Technik. „Ich weiß, was ich an ihm habe“, hat auch Markus Babbel immer wieder gesagt. Seine Taten aber haben oft etwas anderes vermuten lassen. Es schien eher so, als würde Herthas Trainer dem Körper des Schweizers wegen seiner Verletzungsanfälligkeit nicht richtig trauen. In der internen Hierarchie für einen Platz im defensiven Mittelfeld wurde Lustenberger von Babbel hinter Peter Niemeyer und Raffael erst an Position drei geführt. Das scheint sich gerade grundlegend zu ändern. „Wenn er fit ist“, sagt Babbel, „wird er immer seinen Platz bei mir finden.“

Roman Hubnik (hier im Zweikampf mit Unions John Jairo Mosquera) hat der nicht immer sattelfesten Abwehr der Berliner etwas mehr Stabilität verliehen.
Roman Hubnik (hier im Zweikampf mit Unions John Jairo Mosquera) hat der nicht immer sattelfesten Abwehr der Berliner etwas mehr Stabilität verliehen.

© dpa

Roman Hubnik: Ein bisschen geht es Hertha so wie Bayern München vor einem Jahr. Damals entzückte der Rekordmeister das Publikum mit entfesseltem Offensivfußball; das Beste hingegen, was man über die bayrische Defensive zu sagen wusste, war: Sie hat den Erfolg nicht weiter gefährdet. Herthas Aufstieg – das war von Anfang an klar – würde vor allem der für Zweitliga-Verhältnisse überdurchschnittlich besetzten Offensive geschuldet sein. Das Beste, was man über die Defensive zu sagen wusste: siehe oben. Die nackten Zahlen aber stützen diese These nur bedingt: Hertha hat im Schnitt weniger als ein Tor pro Spiel kassiert – ein durchaus beachtlicher Wert. Trotzdem gilt die Abwehr im Hinblick auf die Bundesligazugehörigkeit als zwingend renovierungsbedürftig. Nur ein Mitglied der Viererkette ist von derartigen Urteilen explizit ausgenommen: der tschechische Nationalspieler Roman Hubnik, der auch als tauglich für höhere Aufgaben befunden wird. „Er ist genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform gekommen“, sagt Trainer Markus Babbel über den Innenverteidiger. Hubnik hat zuletzt den Eindruck gemacht, als hätte er sich gefunden, nachdem er zu Beginn der Saison noch ein Suchender war. „Er musste sich erst an einen neuen Partner in der Innenverteidigung gewöhnen, an einen neuen Torwart und einen neuen Außenverteidiger“, sagt Babbel. Trotzdem sei Hubnik nie total abgefallen. Das macht Hoffnung für die neue Saison. Es könnte schließlich sein, dass sich Roman Hubnik wieder auf ein paar neue Partner einstellen muss.

Patrick Ebert hat sich nach seiner langen Verletzungspause zurück ins Team gekämpft.
Patrick Ebert hat sich nach seiner langen Verletzungspause zurück ins Team gekämpft.

© dpa

Patrick Ebert: Ein Kreuzbandriss ist für Fußballer so etwas wie die Pest unter den Verletzungen; die Genesung nimmt mindestens ein halbes Jahr in Anspruch, und noch ein bisschen länger dauert es, bis die volle Leistungsfähigkeit wiederhergestellt ist. Patrick Ebert hat das in dieser Saison erfahren müssen, nachdem er sich im Sommer das Kreuzband gerissen hatte. Doch so seltsam es sich anhören mag: Vielleicht hätte seiner Karriere gar nichts Besseres passieren können. Die Verletzung hat Ebert etwas gelehrt, was ihm bisher fehlte: Geduld. Markus Babbel hat den Mittelfeldspieler behutsamer in die Mannschaft zurückgeführt, als Ebert selbst das vorschwebte; vor allem aber hat er ihm klargemacht, dass er sein Spiel umstellen muss, um für Hertha wirklich wichtig zu werden. „Früher wollte ich zu oft die ganz speziellen Dinge machen“, sagt Ebert, „das ging einmal gut und dreimal schief.“ Wenn Ebert aufs Feld kam, spielte er wie aufgedreht, immer mit vollem Einsatz, aber nicht immer bei vollem Verstand. Inzwischen hat er kapiert, dass man nicht mit jedem Pass die Welt umstürzen muss. „Er ist ein ganz besonderer Spieler“, sagt Babbel. „Er hat geniale Momente, er kann aber auch ganz einfach spielen.“ Dass einfach auch gut sein kann, hat Patrick Ebert in diesem Jahr gelernt.

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