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Sport: Lächeln erlaubt

Nach fünf CHIO-Siegen freut sich sogar Ulla Salzgeber

Aachen. Dem Dressurreiten ist gestern Mittag im Aachener Stadtteil Soers das Beste passiert, was der Disziplin überhaupt passieren konnte: Seine Protagonistinnen boten einen spannenden Wettkampf, bei richtig gutem Wetter, vor ausverkauftem Haus, und das Fernsehen war auch noch live dabei. Dass beim Großen Dressurpreis von Aachen mit Ulla Salzgeber am Ende doch wieder die Frau gewann, die in der zurückliegenden Woche beim CHIO bereits jeden ihrer Wettkämpfe - vier an der Zahl - gewonnen hatte, konnte dem erfreulichen Gesamtbild nichts mehr anhaben. Sieg Nummer fünf schraubte die Einnahmen der dunkelhaarigen Reiterin beim diesjährigen CHIO auf 68 400 Euro. Ulla Salzgeber freute sich – und alle anderen mit ihr.

Denn angefangen hatte die Turnierwoche im Aachener Norden für die Dressurreiter durchaus unerfreulich. Nadine Capellmann, die vom Dressurreiter-Ausschuss aus der Equipe aussortiert worden war, durfte vor der eigenen Haustür nur die kleine Tour reiten. Darüber hat sich die Dressurreiterin bitterlich beklagt. Und die Veranstalter wiederum über sie. Beim Grand Prix am Freitag bemängelte die 37-Jährige aus Würselen nach ihrem vierten Platz, dass die Bewertung durch die einzelnen Dressurrichter nicht nachvollziehbar sei.

Gestern Mittag fielen die Bewertungen der Herren und Damen hingegen extrem gut aus. Eine nachträgliche Bestätigung der Entscheidung, Nadine Capellmann zu degradieren? „Mit keinem Wort will ich diesen Fall kommentieren“, sagte Volker Moritz. Der Chef der Dressurrichter hatte allerdings zuvor bereits der Lokalmatadorin beim Grand Prix eine enttäuschende Leistung attestiert. Den Verdacht einer systematischen Benachteiligung, den Capellmann geäußert hatte, kanzelte Moritz als Unverschämtheit ab.

Der Chef der Dressurrichter genoss lieber noch einmal das, was da vor seinen Augen abgelaufen war. Schlichtweg begeisternd sei das gewesen, schwärmte Moritz und sprach von einem weltmeisterlichen Niveau der 15 Finalisten.

Der Wettkampf am Wochenende tat den Verantwortlichen umso mehr gut, weil das Weltfest des Sports zuvor durch drei Todesfälle von Pferden überschattet worden war. Jetzt schien über den Dressurreitern die Sonne. Das Publikum ließ sich von der freundlichen Stimmung so sehr anstecken, dass sogar die spröde Ulla Salzgeber bei ihrer Kür von Gefühlen angesprungen wurde. Beim Einreiten bekam sie mit, wie das Publikum bereits die Konkurrentinnen in Applaus badete. „Das hat mir noch einmal einen Kick gegeben“, sagte die Siegerin. „Nach dem Einritt höre und sehe ich normalerweise nichts mehr, das war heute anders.“ Dennoch habe sie nie das Gefühl gehabt, ihr Pferd Rusty würde von der Stimmung ringsherum abgelenkt werden. „Von Anfang bis Ende hat alles gepasst" sagte Salzgeber. Sie hätte einfach ein gutes Gefühl gehabt bei den Piaffen und Pirouetten. „Da habe ich mir dann auch mal erlaubt zu lächeln.“

Grund zur Freude hatte auch Ludger Beerbaum. Der Weltranglistenerste aus Riesenbeck verteidigte mit Goldfever vor Weltcup- Sieger Marcus Ehning mit For Pleasure seinen Titel im Großen Preis von Aachen und schrieb damit Geschichte. Beerbaum kassierte ein Preisgeld von 76 000 Euro und wiederholte bei seinem dritten Sieg in der Aachener Soers als erster Reiter seit dem Briten Nick Skelton (1987/88) mit Apollo seinen Vorjahreserfolg. Der Europameister blieb als einziger Starter im Stechen fehlerfrei. Noch am Freitag beim Preis der Nationen hatte er sich in beiden Umläufen je einen Abwurf geleistet und mit der Equipe nur den dritten Platz belegt.

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