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Sport: Lächeln im Sturm

Der neue Eishockey-Bundestrainer bleibt trotz einer 1:5-Niederlage Optimist

Art Berglund hat schon viel gesehen in der Eishockey-Welt. Seit Jahren ist der reifere Herr als Offizieller für das Team USA tätig. „Aber ein deutsches Team, das so offensiv spielt wie das von Greg Poss, das habe ich noch nicht gesehen“, sagte Berglund. „Ein ganz großes Lob an den Greg.“ Der Gelobte wusste nicht so recht wie ihm geschah. Lächeln im Sturm: 1:5 hatte seine Nationalmannschaft am Mittwochabend in der Hamburger Color Line Arena gegen die USA verloren. Kein guter Einstand für den neuen Bundestrainer. „Mitspielen können wir mit starken Gegnern“, sagte Poss. „Wir haben sogar mehr Torchancen gehabt als die USA.“

Gutes Spiel, schlechtes Ergebnis – auf diese Formel ließ sich das Debüt von Poss reduzieren. Dass sich die Deutschen im Spiel nie auf Ergebnisverwaltung verlegten, sondern durchweg anrannten, war erstaunlich. „Wir wollten gewinnen. Wer gewinnen will, muss stürmen. Ob wir nun 1:3 oder 1:5 verlieren ist egal.“ Er habe die Fehler seiner Spieler erkannt. Zum Glück seien es „einfache Fehler“, sagte Poss. „Da lässt sich vieles abstellen. Wir sind auf einem guten Weg.“

Die Spieler mögen das offensive Spielsystem von Poss. „Bei Hans Zach haben wir immer abgewartet, spät den Gegner angegriffen“, sagte Jan Benda vom russischen Klub Chimik Woskresensk. „Jetzt spielen wir weiter vorne.“ Natürlich mache das Spaß. Erst recht Stürmer Benda, der unter Poss’ Vorgänger Zach oft Verteidiger spielen musste. Die Arbeitsmethoden von Poss und Zach seien sehr unterschiedlich, sagte Benda. Während der Bayer Zach das Team meist mit einem lockeren „packen wir’s Buam“ auf das Eis geschickt hätte, würde Poss in der Kabine Einzelgespräche mit den Spielern führen, das Team zu ausgiebigen Studien von Videoaufzeichnungen bitten.

Im ersten Spiel hat diese Akribie noch kein erstaunliches Resultat gebracht. Nachdem der neue Bundestrainer nur einen Tag zur Vorbereitung hatte, um sein Team auf das erste Spiel einzustimmen, darf das nicht überraschen. Allerdings dürfte es heute, wenn die Deutschen in ihrem zweiten Spiel im Deutschland-Cup in Hannover gegen die Schweiz antreten (Spielbeginn 14.15 Uhr, live im DSF), findet Stürmer Eduard Lewandowski (Köln), schon ein Sieg sein: „Wir sollten am besten alle drei kommenden Spiele gewinnen.“

Besser wäre es. Denn Lob für schöne Niederlagen wie am Mittwoch in Hamburg, wo fast 13 000 Zuschauer die Deutschen nach Spielschluss noch minutenlang feierten, wird es nicht immer geben. Obwohl sich das mit dem Lob von Berglund auch noch relativieren lässt: Mit US-Coach Tony Granato hatte Poss einst in seiner Heimat gemeinsam auf dem College in einem Team gespielt. Auch Berglund kennt der Bundestrainer schon lange. Und gute Freunde loben schon mal gerne gute Freunde.

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