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Ende eines Fußballspiels, das niemanden mehr interessiert.

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Update

Länderspiel in Paris: Deutschland verliert 0:2 in Frankreich

Die deutsche Nationalmannschaft verliert 0:2 gegen Frankreich, doch das interessiert angesichts der Terroranschläge in Paris nicht mal am Rande.

Mit zunehmender Zeit wurde die Stimmung im Stade de France immer merkwürdiger. Bereits in der ersten Halbzeit des Fußballspiels zwischen dem künftigen EM-Gastgeber Frankreich und dem Weltmeister Deutschland waren aus der Entfernung explosionsartige Geräusche zu hören gewesen. Frankreichs Staatspräsident Francois Holland verließ daraufhin bei Halbzeit das mit 70.000 Menschen besetzte Stadion. Später bestätigten sich sich die Ahnungen. Bei mehreren Explosionen in der Nähe des Stadions soll es mindestens 40 Tote gegeben haben. Genaueres war zunächst nicht zu erfahren.

Dass das Spiel, das vor dem Hintergrund der schlimmen Nachrichten immer weiter in den Hintergrund geriet, mit einem 2:0 (1:0) für Frankreich endete, interessierte niemanden mehr. Am Ende informierte der Stadionsprecher die Besucher über die Vorgänge, Zuschauer, die schon auf dem Weg aus dem Stadion waren, kehrten zurück und wurden in den Innenraum gelassen. Und so endete der Abend für Frankreich tragisch. "Der Sport steht total im Hintergrund", sagte Oliver Bierhoff. Der Manager der deutschen Nationalmannschaft berichtete in der ARD, dass in der deutschen Kabine unter den Spielern "eine große Unsicherheit, eine große Angst" herrschten. Die Mannschaft hatte ursprünglich geplant, erst am Sonntag aus Paris nach Hannover abzureisen. Möglicherweise wird der Rückflug auf Samstag vorgezogen.

Bombendrohung am Vormittag

Bereits am Vormittag hatte die deutsche Mannschaft ihr Team-Hotel im Stadtteil Boulogne wegen einer Bombendrohung für ein paar Stunden verlassen müssen, ehe die Polizei nach dem Einsatz von Spürhunden Entwarnung geben konnte. Am Abend war davon aber zunächst nichts mehr zu spüren gewesen. Bis es in der Nähe des Stadions einen großen Knall gab. Natürlich habe er in diesem Moment an die Ereignisse vom Nachmittag gedacht, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Die Drohung habe die Mannschaft in einen Schrecken versetzt, innerhalb von zwei, drei Minuten habe man das Hotel räumen müssen. „Wir sind alle erschüttert und schockiert“, sagte Löw.

Viel Verkrampfung. Mario Gomez (r.) konnte sich bei seiner Rückkehr ins Nationalteam nur bedingt empfehlen.
Viel Verkrampfung. Mario Gomez (r.) konnte sich bei seiner Rückkehr ins Nationalteam nur bedingt empfehlen.

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Für das Spiel selbst hatte der Bundestrainer eine ungewöhnliche taktische Ausrichtung gewählt. Jerome Boateng dirigierte eine Dreier-Abwehrreihe um Mats Hummels und den Neu-Römer Antonio Rüdiger. Die üblichen Außenverteidiger Jonas Hector (bis zu seiner Auswechslung) und Matthias Ginter spielten im Mittelfeld, sie zogen sich nur im Ballbesitz der Franzosen zurück. Das klappte bis kurz vor dem Halbzeitpfiff ordentlich, dann aber narrte der flinke Martial erst Rüdiger, dann Ginter – und seinen Querpass brauchte Mittelstürmer Olivier Giroud nur noch über die Linie zu drücken.

Die Deutschen fanden zögerlich in die Partie. Im Zentrum wirkte ihr Spiel um Kapitän Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira oft zu mehlig. Das Passspiel war oft fehlerhaft, was allerdings auch am schlechten Zustand des Rasens lag. Aber nach einer halben Stunde kamen zumindest Thomas Müller und zweimal Mario Gomez zu ersten Torabschlüssen. Dem 30-jährigen Gomez, der über ein Jahr kein Länderspiel gemacht hatte, war das Bemühen deutlich anzusehen.

Schließlich kamen Shkodran Mustafi für Boateng und Ilkay Gündogan für Khedira ins Spiel. Vor allem das Nationalmannschaftsdebüt des erst 19 Jahre alten Leroy Sané vom FC Schalke (für Julian Draxler) führte zu einer kleinen Belebung, beinahe wäre dem Schalker sogar ein Tor gelungen, er scheiterte aber an Torwart Lloris. Und auch auf Seiten der Franzosen gab ein interessanter Mann sein Debüt – Kingsley Coman, den sich gerade erst der FC Bayern geangelt hat. Der ebenfalls erst 19 Jahre alte Spieler bediente gleich Spielmacher Pogba, der das 2:0 hätte machen müssen.

Auf der anderen Seite hatte Müller noch einmal Pech, als sein Schuss von der Strafraumgrenze vom Innenpfosten zurück ins Feld prallte. Der eingewechselte Gignac köpfte dagegen zum 2:0 für die Franzosen sein. Aber freuen mochte sich an diesem Abend niemand mehr angesichts der Geschehnisse rundum. (Tsp)

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