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Sport: „Länderspiele müssen zu großen Events werden“ DHB-Vizepräsident Bredemeier über die Zukunft des Handballs

Horst Bredemeier war von 1989 bis 1992 Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Im vergangenen Jahr wurde der 50Jährige zum Vizepräsidenten des Deutschen Handball Bundes (DHB) gewählt.

Horst Bredemeier war von 1989 bis 1992 Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Im vergangenen Jahr wurde der 50Jährige zum Vizepräsidenten des Deutschen Handball Bundes (DHB) gewählt. Dort ist er für den Leistungssport und dessen Vermarktung zuständig.

Herr Bredemeier, ist Handball trotz der WM-Erfolge ein Quotenkiller? Das behauptet ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann. . .

Wenn man Handball und auch andere Sportarten am Ende des Sportstudios platziert, dann laufen immer Zuschauer weg. Die Fußball-Bundesliga ist eben auch nach dem dritten Aufwärmen noch der Renner. Außerdem: Unser Spiel gegen Jugoslawien hatte einen Marktanteil von 21 Prozent. Herr Poschmann redet also dummes Zeug.

Frage: Woran liegt es dann, dass die Bundesliga nicht so präsent ist wie andere Mannschaftssportarten ?

Sicherlich hat die Handball-Bundesliga nicht den Wert der Nationalmannschaft. Ein Spiel zwischen Kiel und Gummersbach hat nicht die gleiche Bedeutung wie Deutschland gegen Frankreich. Das ZDF müsste sich auch einmal bemühen, den Handball fernsehgerecht zu platzieren.

Der zweite Platz bei der Europameisterschaft in Schweden blieb fast unbemerkt. Wie wollen Sie das diesmal verhindern?

Wir müssen einfach mehr Höhepunkte konstruieren. Unsere Länderspiele müssen in Zukunft zu Events werdem. Wir müssen in größere, möglichst ausverkaufte Hallen gehen und Live-Übertragungen im Fernsehen sichern.

Notfalls über die Dritten Programme?

Ja. Damit hätten wir überhaupt kein Problem. Wir wissen ja, dass wir im Moment keine Chance haben in der Primetime im ARD oder ZDF. Diesen Größenwahn sollten wir nicht aufbauen. Aber wir sollten am Wochenende in einigen Dritten live und in den Sportsendungen mit Ausschnitten vertreten sein.

Am 30. Juni läuft der Vertrag mit SportA aus, der gemeinsamen Rechteagentur von ARD und ZDF. Stimmt es, dass die Bundesliga einen eigenen Vertrag aushandeln will – ohne den DHB?

Ja. Die Bundesliga versucht im Augenblick, sich neu zu positionieren. Aber da werden wir nicht schlafen. Notfalls werden wir einen eigenen Vertrag abschließen.

Sie sind auch zuständig für Jugendarbeit. Gibt es neue Konzepte?

Das ist nicht Aufgabe des DHB, sondern der Landesverbände. Aber es war schon 1990 mein Vorschlag, dass eine Juniorenliga der Bundesligavereine eingeführt werden sollte. Bislang aber interessiert sich die Liga nicht sehr für Jugendarbeit. Das muss sich in den kommenden zwei Jahren ändern.

Muss der Fußball da nicht als Vorbild dienen?

Der Fußball hat ganz andere Möglichkeiten mit seinen Internaten und neuen Jugendstützpunkten. Natürlich wäre das schön, auch im Handball so etwas zu machen, aber momentan ist das verfrüht. Doch wir müssen darüber zumindest einmal diskutieren. Besonders, weil im nächsten Jahr durch den EU-Beitritt viele billige Spieler aus Polen und Tschechien in die Bundesliga strömen werden.

Das Gespräch führte Erik Eggers.

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