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Sport: Lärmtherapie gegen Lässigkeit

Für Alex Alves und Gabor Kiraly sind die lockeren Zeiten vorbei – Trainer Huub Stevens bringt ihnen Disziplin bei

Von Klaus Rocca

Berlin. Alex Alves blickte irritiert Richtung Trainerbank. Sollte dieses Brüllen ihm gegolten haben? Es hatte. Wieder einmal war Huub Stevens mit dem Brasilianer nicht zufrieden. Das war am vergangenen Donnerstag beim Ligapokal-Spiel in Aue gegen den FC Bayern. Da stand Alves bei einem Eckball des Gegners nicht da, wo er hingehört: am hinteren Pfosten. So eine Nachlässigkeit mag Stevens gar nicht. Schon nach dem verlorenen Testspiel gegen Legia Warschau hatte er Alves gerüffelt, weil der auch da seinen Anordnungen nicht Folge geleistet hatte.

Disziplin und Organisation sind des Trainers Lieblingsworte. Mit beiden kann Alex Alves oft nicht allzu viel anfangen. Spätestens seit Aue weiß der Brasilianer nun, dass er damit bei Huub Stevens nicht gut ankommt. Doch Alex Alves ist nicht der Einzige im Kader von Hertha BSC, der so seine Probleme mit der Disziplin hat. Auch Gabor Kiraly ist bekannt dafür, dass er es damit oft nicht so ganz ernst nimmt. Das hatte ihm schon so manchen Ärger bei Jürgen Röber eingebracht. Röber, einer der Vorgänger von Stevens, redete ihm wiederholt ins Gewissen.

Allzu viel half es nicht. Der Mann mit den Schlabberhosen leistete sich immer wieder haarsträubende Fehler, mal aus Leichtsinn, mal aus Übermut. Sein Glück war, dass es an seiner Klasse keine Zweifel gab. Auch wenn er immer mal wieder Durchhänger hatte und dafür mit dem Platz auf der Reservebank bestraft wurde. Unter Röbers Nachfolger Falko Götz fand er dann zu alter Stärke zurück. In Aue zeigte Kiraly wieder seine zwei Gesichter. Bei Freistößen von Mehmet Scholl war er ebenso wie später beim Elfmeterschießen voll auf dem Posten, bei einer hohen Flanke wollte er den Ball lässig mit einer Hand abfangen und legte ihn Giovane Elber unfreiwillig so vor die Füße, dass der Brasilianer nur noch einzuschießen brauchte. „Solche Sachen darf sich Gabor nicht öfter erlauben, sonst gibt es Ärger“, drohte Manager Dieter Hoeneß sogar übers Fernsehen.

Kiraly gab sich reumütig. „Natürlich geht das Tor auf meine Kappe. Mir fehlen noch Dynamik und Frische.“ Menschen seien nun mal keine Maschinen, machten hin und wieder mal Fehler. In knapp zwei Wochen werde er aber voll auf der Höhe sein. Bis dahin werde auch an seinen Abstößen und Abschlägen gefeilt. Da haben die Torwarttrainer Enver Maric und Nello di Martino noch einige Arbeit vor sich. Denn hier liegen die Schwächen des Ungarn. Was jedoch weniger eine Frage der Disziplin ist.

Heute beim Ligapokal-Halbfinale in Jena gegen Borussia Dortmund (20.30 Uhr, live in der ARD) darf Kiraly nicht zeigen, dass er es besser als in Aue machen kann. Da ist Christian Fiedler im Zuge der Rotation wieder an der Reihe. Mit der Rotation ist es vorbei, wenn die Saison beginnt. Da besitzt Gabor Kiraly die besseren Karten. Disziplin hin, Disziplin her. Es sei denn, er überzieht.

Für Alex Alves sieht es da schlechter aus. Hält sein Landsmann Luizao das, was man sich von ihm verspricht, könnte Alves der Leidtragende sein. Michael Preetz ist auch in seinem letzten Jahr als Aktiver keineswegs gewillt, sich auf die Ersatzbank abschieben zu lassen. Und der 34-Jährige hat nicht nur den Vorteil, Mannschaftskapitän zu sein, er ist auch ein Muster an Disziplin. Ihm muss man nicht sagen, wo er bei einem gegnerischen Angriff zu stehen hat. Dass Stevens das gut findet, liegt nahe. Alves weiß also, dass es in dieser Saison für ihn eng werden könnte. Des Trainers Gebrüll in Aue war eine erste Warnung. Bei den restlichen Eckbällen des Spiels stand er im Übrigen da, wo er stehen sollte. Diszipliniert, wie es Stevens verlangt. Gabor Kiraly ist auch lernfähig. Weil er weiß, dass er es sein muss.

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