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Sport: Läuferisch und verbal präsent

Der junge Mann muss sich in letzter Zeit vorgekommen sein wie ein kickender Schwerverbrecher. Einer, den die Hüter der guten Fußballsitten am liebsten teeren und federn oder zumindest mit lebenslang Grotenburg-Kampfbahn bestrafen würden.

Der junge Mann muss sich in letzter Zeit vorgekommen sein wie ein kickender Schwerverbrecher. Einer, den die Hüter der guten Fußballsitten am liebsten teeren und federn oder zumindest mit lebenslang Grotenburg-Kampfbahn bestrafen würden. "Lügner, Abzocker, charakterlos" wurde der Jung-Nationalspieler nach dem Transfer-Gezerre zwischen Dortmund und dem FC Bayern genannt, und seither beteuert Kehl: "Dieses Bild von mir entspricht nicht den Tatsachen."

Die Frage, ob der ehemalige Freiburger nun zur Generation der Fußball-Yuppies gehört, die sich ihr Konto lange vor ihrem Wechsel mit millionenschweren, als Darlehen getarnten Handgeldern auffüllen lassen, oder ob er einfach nur ein "junger, leistungsbesessener Profi" (Stadionheft) ist, wurde auch am Sonntag beim 3:1 über Hertha BSC nicht abschließend beantwortet. Nach dem ganzen Theater wurde in erster Linie Kehls Auftreten thematisiert, obwohl sich beim neunten Heimsieg des BVB in Folge auch andere Akteure profiliert hatten. Doch wem fallen die Taten anderer groß auf, wenn sich das Interesse derart auf einen Spieler fokussiert? Trainer Matthias Sammer sah den Novizen "läuferisch und verbal präsent, in einigen Szenen jedoch ein wenig nervös". Lars Ricken hatte "gesehen, welch hohe Spielintelligenz er hat". Und Stefan Reuter staunte, wie "abgeklärt der Junge mit seinen 21 Jahren ist".

Bei so viel lobenden Worten passte das von der Dortmunder Statistik-Abteilung gelieferte Material ins Bild: Danach hatte Kehl die meisten Ballkontakte aller Spieler auf dem Platz, zudem seien 93 Prozent aller seiner Pässe beim Mitspieler angekommen. Beeindruckende Zahlen sind das, auch wenn die Bilanz ein wenig wohlwollend ausfällt, weil sich Kehl zumeist auf das kurze und sichere Abspiel beschränkte. Kehl mochte seine Leistung nicht kommentieren, wohl aber seine Erleichterung, "dass es jetzt nur noch um Fußball geht". Nur so sei es ihm möglich, etwas für sein ramponiertes Image zu tun: "Ich muss jetzt versuchen, über die Schiene Leistung die Dinge zurechtzurücken."

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