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Sport: „Läuferisch war er nicht so stark“

Klaus-Hermann Wilbert über Theo Zwanziger

Herr Wilbert, ab Samstag sind Sie der mächtigste Mann im deutschen Fußball.

Ich? Wieso ich?

Weil Sie als Vorsitzender des VfL Altendiez der Einzige sind, der dann noch über dem neuen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger steht. Er ist beim VfL Ihr Stellvertreter.

So habe ich das noch gar nicht gesehen. Danke für den Hinweis. Ich hoffe, ich werde dieser Verantwortung gerecht.

Sind Sie denn Ihrem Stellvertreter gegenüber weisungsbefugt?

Das ist eine rein formale Frage, so eng sehen wir das nicht. Wir kennen uns seit Kindertagen. Theo ist nur ein Jahr älter als ich. Wir sind im selben Dorf geboren, in dieselbe Schule gegangen, wir haben sogar zusammen Abitur gemacht – weil er noch eine kleine Ehrenrunde gedreht hat. Und er war mein Vorgänger beim VfL.

Haben Sie ihn entmachtet?

Nein, er hat selbst gesagt: Ich habe keine neuen Ideen mehr, und bevor es in Routine erstarrt, soll es ein anderer machen. Bei uns im Vorstand gibt es keine Kampfabstimmungen. Wir versuchen immer, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Dann ist Zwanziger ja bestens vorbereitet auf die Doppelspitze beim DFB.

Stimmt. Das kennt er aus dem Verein. Damit wird er keine Probleme bekommen.

Hat Zwanziger mit Ihnen gesprochen, bevor er seine Kandidatur für das Amt des DFB-Präsidenten bekannt gegeben hat?

Wir treffen uns regelmäßig, da sprechen wir auch über solche Themen. Wir wussten hier alle, dass er nach der WM 2006 für das Spitzenamt kandidieren wollte. Da hat er sich schon Chancen ausgerechnet. Als sich dann im Sommer die Landesverbände gegen Herrn Mayer-Vorfelder formiert haben, war mir klar, dass man an Theo Zwanziger nicht vorbei konnte.

Hat er sich verändert, seitdem er der designierte DFB-Präsident ist?

Nein, er hat nie vergessen, wo er herkommt. Wenn er Zeit hat, schaut er sich noch heute unsere Spiele in der A-Klasse an. Dazu ist er sich nicht zu schade.

Und dann schimpft er auf den Schiedsrichter.

Seitdem er der künftige DFB-Präsident ist, hält er sich ein bisschen bedeckt. Früher hat er eher mal was gesagt.

Wie war er denn selbst als Fußballer?

Sagen wir mal so: Er hat sehr ökonomisch gespielt. Wenig Aufwand, hohe Wirkung.

Er soll ein großer Bewunderer von Günter Netzer gewesen sein.

Das kann gut sein. Läuferisch war er nicht so stark. Aber mit seinen überraschenden Pässen hat er immer wieder torgefährliche Situationen geschaffen.

Das Gespräch führte Stefan Hermanns

Klaus-Hermann Wilbert , 58, ist Vorsitzender des VfL Altendiez. Einer seiner beiden Stellvertreter, Theo Zwanziger, soll am Samstag Präsident des Deutschen Fußball-Bundes werden.

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