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Sport: Lagerkoller auf Probe

Im Juni testet die Nationalelf den Ernstfall

Mit der deutschen Nationalmannschaft ist es vor der WM 2006 ein bisschen so wie mit der AllianzArena. Am Anfang war der Gedanke, etwas von prachtvoller Größe zu schaffen. Nur das Ergebnis beider Vorhaben lässt sich noch nicht vergleichen. Wenn am Dienstagabend das dritte und damit vorletzte Eröffnungsspiel der Allianz-Arena angepfiffen wird, strahlt das „meiner Meinung nach schönste Fußballstadion der Welt“ (Bayern-Manager Uli Hoeneß) in glühenden Farben gegen die Abendsonne an.

Die Arbeit der Konstrukteure des Projekts Deutschland 2006 geht mit dem Spiel der Nationalelf gegen den FC Bayern (ab 21.15 Uhr, live im ZDF) erst jetzt in die entscheidende Phase. Nach der Grundsteinlegung im vergangenen Sommer steht ein erstes Gerüst, doch es sind noch einige Anstrengungen zu unternehmen, ehe sich ihr fertiggestelltes Werk glanzvoll enthüllen lässt: Ein Jahr und neun Tage bleiben noch Zeit, ehe die Weltmeisterschaft beginnt.

Am Montagmittag traten die Nationalspieler mit Ihrer Zusammenkunft in München in eine neue Phase der Vorbereitung ein. In den kommenden Tagen stehen Tests in Belfast (5. Juni) und gegen Russland (Mönchengladbach, 8. Juni) an, danach folgt der Konföderationen-Pokal im eigenen Land. Die Miniaturausgabe des globalen Kräftemessens im kommenden Jahr ist zugleich dessen Generalprobe. „Wir wollen sehen, welche Spieler nach solch einer langen Saison in der Lage sind, noch einmal alles aus sich herauszukitzeln“, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann, jeder Eingeladene habe die Gelegenheit, „sich einen Vorsprung zu erarbeiten für den 23-Mann-Kader, der nächstes Jahr bei der WM dabei ist“.

Klinsmann hofft darauf, dass sich während dieser langen Phase des Beisammenseins „der Mannschaftsgeist weiterentwickelt. Das sind Dinge, die nicht von außen herangetragen werden können, die müssen von innen heraus wachsen.“ Ein klein bisschen Lagerkoller auf Probe ist also durchaus erwünscht. Die Chancen darauf stehen nicht schlecht. Sollten Ballack & Co. Klinsmanns Wunsch erfüllen, endlich „auch mal eine große Fußball-Nation zu schlagen“ und ins Finale einziehen, würde der Urlaub erst am 30. Juni beginnen. „Wir werden diese vier Wochen nutzen, um mit den Spielern viel individuell zu arbeiten und viele Gespräche führen“, sagte Klinsmann. Zudem werde er allen noch einmal klar machen, dass „sie nächste Saison einen Rhythmus bekommen.“ Rhythmus bedeutet in diesem Fall Stammplatz.

Die Chance auf atmosphärischen Fortschritt stößt nicht auf ungeteilte Freude. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, sagte dem Tagesspiegel: „Es wäre besser, die Spieler würden vier, fünf Wochen Urlaub machen. Der Confed-Cup macht nur Sinn für den, der ein Jahr später die WM ausrichtet. Für den Gastgeber ist es ein Test, was die Abläufe anbelangt, ansonsten aber ist er ein Cup ohne Wert, man sollte ihn nicht künstlich aufwerten.“ Die Belastung der Spieler ist extrem hoch. Fast alle Nationalspieler kommen am Ende einer arbeitsintensiven Saison auf eine Zahl von Pflichtspielen, die grenzwertig sei.

Das Spiel am Dienstag ist von überschaubarem sportlichen Wert – zum einen, da diesmal nicht die 90 Minuten, sondern dessen Austragungsort das eigentliche Ereignis ist; zum zweiten, da die Akteure des Meisters nicht im Trikot der Nationalelf auflaufen werden, sondern in der neuen Arbeitskleidung ihres Vereins. Etwas mehr als sommerliches Freizeit-Spektakel soll dennoch herauskommen. „Bei aller Lockerheit ist das auch für die Spieler ein kleines Highlight, so ein Stadion einzuweihen“, sagte Klinsmann, „da ist schon auch bei jedem ein bisschen Stolz dabei.“ Noch lieber wäre es den meisten vermutlich, in gut einem Jahr dabei zu sein. Am 9. Juni 2006 tritt die Nationalmannschaft zum WM-Eröffnungsspiel an. In der Allianz-Arena.

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