zum Hauptinhalt
Mein Feind, der Ball. Auch Schalkes Kyriakos Papadopoulos tat sich mit dem Spielgerät schwer. Foto: dpa

© dpa

Sport: Langsam könnte es schneller gehen

Schalke demonstriert, dass das Team aus der letzten Saison nichts gelernt hat

Kurz bevor die zweite Hälfte zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Schalke 04 angepfiffen werden sollte, blickte Benedikt Höwedes auf seinen linken Arm und rannte dann zurück in die Umkleidekabine. Höwedes hatte in seinem ersten Bundesligaspiel als Kapitän seine Armbinde vergessen und musste diesen Fehler schnell beheben. Aller Anfang ist schwer, ließe sich in diesem Fall sagen, was sich zum gesamten Auftritt der Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick anmerken ließe. 3:0 nach Toren von Cacau, Martin Harnik und Shinji Okazaki hieß es am Ende für die Stuttgarter (siehe auch Seite 20). Und die Schalker konnten letztlich froh sein, dass sie nicht noch eine höhere Niederlage kassiert hatten.

„Wir hatten zu viele Spieler, die ihre Leistung nicht gebracht haben“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt. Während die Mannschaft in weiten Phasen der ersten Hälfte noch auf Augenhöhe agierte, gelang es ihr im zweiten Durchgang kaum noch, sich gegen die agilen Schwaben zur Wehr zu setzen. „Uns hat die Entschlossenheit im Abschluss gefehlt“, sagte Rangnick.

Doch vor allem schien den 53-Jährigen verwundert zu haben, was seine Mannschaft nach der in den vorangegangenen Trainingswochen so häufig geübten Balleroberung passierte. Es war die Wiederentdeckung der Langsamkeit. „Entscheidend ist, was dann passiert“, sagte der Schalker Trainer. „Und das ging alles viel zu langsam, alles war zu behäbig.“

Eine Problematik, die sich bereits in der vergangenen Saison gezeigt hatte. Schnelle, überraschende Angriffe, bei der sich die gegnerische Abwehr nicht ausreichend formieren kann, gehören weiterhin nicht zur Grundausstattung des Schalker Spiels. Dieser Umstand dürfte vor allem den mangelnden personellen Alternativen des Kaders geschuldet sein. Deshalb haben die Schalker kurzfristig den schnellen Angreifer Ciprian Marica verpflichtet, der beim Spiel in Stuttgart noch nicht zur Verfügung stand. Zudem fehlte der im Aufbautraining befindliche Jefferson Farfan, der als bisher einziger Schalker Spieler über außergewöhnliche Sprinterqualitäten verfügte. „Uns hat der ein oder andere schnelle Spieler gefehlt“, sagte Horst Heldt. Die Abhängigkeit vom Peruaner war wieder einmal allzu deutlich.

Doch nicht allein die Offensivspieler um Klaas-Jan Huntelaar und Raul hatten gegenüber den Stuttgartern erneut deutliche Schnelligkeitsdefizite und konnten sich kaum nennenswert in Szene setzen. Auch das Schalker Mittelfeld um die Außenbahnspieler Lewis Holtby und Alexander Baumjohann bestachen nicht durch ihr tempo- und ideenreiches Spiel. Einzig der eigentlich zum Verkauf stehende und überraschend aufgebotene Jermaine Jones im zentralen Mittelfeld hatte kaum Probleme mit der Geschwindigkeit, war allerdings mit dem Aufbauspiel zeitweise überfordert. Und da auch noch die Defensive um die neu formierte Viererabwehrkette mit Höwedes, Kyriako Papadopoulos, Christian Fuchs und Marco Höger bereits zu Beginn der zweiten Hälfte ein wenig naiv versuchte, sich in das Offensivspiel einzuschalten, hatten die Stuttgarter viel zu viele Kontermöglichkeiten, die der beste Schalker, Torhüter Ralf Fährmann, vereitelte. „Da musste man manchmal die Augen zumachen. Das war teilweise Harakiri. So ein Verhalten ist sicher der Jugend der Abwehr geschuldet“, sagte Held. „Wir müssen da einfach kompakter stehen.“ Die Fans machten die Augen ebenfalls zu. Zu furchtbar war der Anblick.

Der Umbruch vom Umbruch vom Umbruch, wie der Manager die erneuten personellen Veränderungen in Schalke ohne große finanzielle Mittel kürzlich nannte, dürfte noch einige Zeit dauern. „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, sagte Rangnick. Widerspruch erntete der Trainer dafür nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false