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Sport: Langsam schneller

Gunda Niemann wird beim Weltcup in Heerenveen Dritte

Berlin/Heerenveen. Wie ihre Rückkehr in die Weltspitze des Eisschnelllaufens vonstatten geht, passt eigentlich gar nicht zu Gunda Niemann-Stirnemann. Denn früher ist Gunda Niemann nach dem Prinzip gelaufen: Hoppla, jetzt komm ich. Fulminant waren ihre Läufe, ihre Zeiten, ihre Posen, und hinterher fand sie auch noch ein wenig neunmalkluge Worte zum Ausgang ihres Rennens. Der zweite Teil ihrer Karriere, der nach der Geburt ihrer Tochter Victoria, läuft dagegen gemächlich an und steigert sich behutsam. Beim Weltcup in Hamar wurde sie über 3000 Meter Vierte, beim Weltcup in Erfurt vor zwei Wochen auch. Am Samstag, beim Weltcup in Heerenveen, startete sie zum ersten Mal wieder auf ihrer Lieblingsstrecke, den 5000 Metern – und wurde Dritte.

Dieser dritte Platz war die interessanteste Nachricht des Weltcups in Holland, denn es war ihre erste internationale Platzierung nach zwei Jahren Wettkampfpause. Nach dem ersten Weltcup-Rennen über 5000 Meter in dieser Saison galt daher die Aufmerksamkeit ihr und nicht etwa der Berlinerin Claudia Pechstein, die den Weltrekord auf dieser Distanz hält und in Heerenveen hinter der Holländerin Gretha Smit Zweite wurde. Anni Friesinger belegte auf der von ihr nicht sonderlich geliebten Langstrecke ohnehin nur Platz fünf. Die 37 Jahre alte Niemann konnte Friesinger sogar im direkten Vergleich ausstechen. Sie musste gegen sie laufen und kam drei Sekunden vor ihr ins Ziel. „Für mich war es ein tolles Duell mit Anni. Sie war die beste Partnerin, die ich mir wünschen konnte“, sagte Niemann.

Wenn sie noch vorsichtiger gelaufen wäre, hätte Gunda Niemann sogar vielleicht den Wettbewerb gewinnen können. Nach drei der zwölfeinhalb Runden geriet sie ins Straucheln und drohte das Gleichgewicht zu verlieren. „Zwischendurch war plötzlich die Kraft weg, weil ich zu schnell angegangen war“, sagte sie, „nach dem Stolperer bin ich überglücklich, dass ich überhaupt noch so eine gute Zeit gelaufen bin.“ Nur etwas mehr als eine Sekunde später als Pechstein kam die Erfurterin Niemann ins Ziel.

Mit ihrer Leistung hat sie nicht nur sich selbst überrascht, sondern auch ihre Trainer. „Ich bin sprachlos, mit welcher Energie sie da noch weitergemacht hat“, sagte ihr Trainer Klaus Ebert, und Bundestrainer Helmut Kraus fand: „Gunda ist einfach unglaublich.“ Damit meint er vor allem die Leistung, zum ersten Mal seit März 2001 wieder auf dem Siegerpodest zu stehen.

Wenn sich die Thüringerin weiter so gemächlich, aber konsequent steigert, wird sie vielleicht in dieser Saison noch ein besonderes Jubiläum feiern, den 100. Sieg in einem Weltcuprennen. Dazu fehlen ihr nur noch zwei erste Plätze. Gunda Niemann kommt der Spitze näher, dabei hatte doch Claudia Pechstein vor ein paar Wochen zunächst gesagt, sie habe keine Angst vor ihr, wenn sie Niemanns Zeiten sehe. Mit diesem dritten Platz in Heerenveen hat sich Niemann sicher auch Pechsteins Respekt zurückerobert.

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