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Sport: "Laßt den Zacharias doch von der Champions League erzählen"

TAGESSPIEGEL: Da haben die Pressefotografen aber gerade ein hübsches Bild von Ihnen geschossen: Winfried Schäfer Arm in Arm mit zwei weiblichen Osterhäschen in TeBe-Trikots.Wo liegt denn Ihre Schmerzgrenze?

TAGESSPIEGEL: Da haben die Pressefotografen aber gerade ein hübsches Bild von Ihnen geschossen: Winfried Schäfer Arm in Arm mit zwei weiblichen Osterhäschen in TeBe-Trikots.Wo liegt denn Ihre Schmerzgrenze?

SCHÄFER: Ach, das war doch harmlos, so etwas muß man schon machen, um das Geschäft anzukurbeln.Wo die Schmerzgrenze liegt? Ich habe im letzten Jahr mal gewettet, daß Deutschland bei der WM ins Endspiel kommt.Da war ich mir so sicher, daß ich als Einsatz ein Foto mit einer wenig bekleideten Dame für das Magazin Penthouse gegen gehalten habe.

TAGESSPIEGEL: Welche Wette würden Sie denn für einen Aufstieg von Tennis Borussia anbieten?

SCHÄFER: Dazu werden Sie von mir kein Wort hören.Natürlich will ich aufsteigen, aber dieses Ziel ist noch verdammt weit weg.

TAGESSPIEGEL: Ihr Vorgesetzter Erwin Zacharias vom Geldgeber Göttinger Gruppe redet aber schon ganz ungeniert von der Champions League, und Sie haben zuletzt Topstars wie Ihre früheren Karlsruher Spieler Häßler und Dundee als Zugänge ins Gespräch gebracht.

SCHÄFER: Das darf man nicht so eng sehen.Wissen Sie, die Göttinger Gruppe steckt sehr viel Geld in den Verein, da ist man auch auf eine gewisse Wirkung nach Außen bedacht.Laßt den Zacharias doch von der Champions League erzählen, das stört uns nicht und erhöht auch nicht den Druck auf mich.Was wir im internen Kreis bereden, ist eine ganz andere Sache.

TAGESSPIEGEL: Was bereden Sie denn da?

SCHÄFER: Ich muß die Jungs psychisch stark machen.Konditionell sind sie in sehr guter Verfassung, und Fußball können sie auch spielen.Ich muß sie davon überzeugen, daß sie stark genug sind, um in die Bundesliga aufzusteigen.Dabei hilft mir kein Häßler und kein Dundee, auch wenn ich solche Leute gerne für TeBe gewinnen würde.Das ist zur Zeit kein Thema für uns.

TAGESSPIEGEL: Sie haben die letzten zwölf Jahre in der Bundesliga gearbeitet.Kennen Sie da überhaupt noch die Zweite Liga? Wissen Sie zum Beispiel, wie der Torwart ihres ersten Gegners heißt?

SCHÄFER: Na klar, daß ist der Thomas Walter, der war bei mir beim KSC jeweils zweiter Mann hinter Oliver Kahn und Claus Reitmaier.Die Zweite Liga kenne ich schon ganz gut, zum Teil aus dem Fernsehen, und ein paar Spiele habe ich mir selbst angeschaut.

TAGESSPIEGEL: Ihre Mission Aufstieg müssen sie in elf Spielen schaffen.Sollte das nicht klappen - welches Gefühl überkommt Sie denn beim Gedanken an ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga?

SCHÄFER: Ich habe hier für drei Jahre unterschrieben, und ich habe von vornherein gesagt, daß ich keine Garantie für den Aufstieg abgeben kann.Aus den letzten Heimspielen fehlen uns ein paar wichtige Punkte, und ich hätte natürlich lieber Vorbereitungszeit gehabt, dann hätte ich auch ein paar taktische Veränderungen einstudieren können.Ich habe mir auf Video das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf angeschaut, da sind die Burschen bei vier Eckbällen dreimal falsch gelaufen.So etwas kann man abstellen, aber dafür braucht man Zeit.

TAGESSPIEGEL: Zeit hat man Ihren Vorgängern zuletzt nicht gegeben.Hermann Gerland mußte gehen, weil er das neue Vertragsangebot nicht schnell genug angenommen hat, und Stanislav Levy wurde nach ein paar Wochen entlassen, obwohl die Mannschaft auf dem vierten Tabellenplatz stand.Macht sie das nicht ein wenig nachdenklich?

SCHÄFER: Was mit Levy gelaufen ist, weiß ich nicht, aber Präsident Kuno Konrad hat mir gesagt, daß er rechtzeitig von dem Trainerwechsel informiert worden ist.Den Hermann Gerland habe ich sofort angerufen, als das Angebot von TeBe kam.Der hat nur Gutes erzählt.Es hat ihn nur frustriert, daß auch nach dem Sieg im Pokal über Hertha nur 3000 Zuschauer gekommen sind.

TAGESSPIEGEL: Tennis Borussia ist halt ein Verein, in dem allein das Kapital reagiert.Fanden Sie es nicht auch ein wenig seltsam, mit welcher Mehrheit die Mitglieder der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft zugestimmt hat? Über 90 Prozent - das war ja wie auf einem SED-Parteitag?

SCHÄFER: Na und? Das waren doch alles selbständige Leute, denen hat keiner bei der Abstimmung den Arm hochgehalten.Der Herr Zacharias hat das neue Modell eben sehr überzeugend präsentiert.

TAGESSPIEGEL: Werden Sie denn TeBe-Aktien kaufen, wenn sie auf dem Markt sind?

SCHÄFER: Ich weiß gar nicht, ob ich das als Angestellter überhaupt darf.Sagen wir mal so: Wenn ich nicht Winfried Schäfer wäre und wüßte, daß der Winfried Schäfer hier Trainer ist, dann würde ich die TeBe-Aktie sofort kaufen.

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