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Sport: Laufen und zaubern

Welche Idee Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler vom Fußball hat

Klaus Augenthaler steht im Moment vor einem ziemlich üblen Problem. Der Trainer von Bayer Leverkusen verfügt über drei der besten Innenverteidiger der Fußball-Bundesliga, in dem von ihm präferierten 4-4-2-System ist aber nur Platz für zwei. Das Einfachste wäre, wenn Augenthaler sein System für das Spiel gegen Hertha BSC auf 3-5-2 umstellte, dann könnte er sowohl die beiden Brasilianer Juan und Roque Junior einsetzen als auch den deutschen Nationalspieler Jens Nowotny. Eine solche Lösung aber ist bei Augenthaler so gut wie ausgeschlossen.

Seitdem der frühere Profi der Bayern als Trainer arbeitet, lässt er seine Mannschaften 4-4-2 spielen. Das war schon so, als er 1997 seine erste Anstellung in Graz antrat. Ganz Österreich schwor damals auf 3-5-2, die erste Maßnahme des Trainers aus Deutschland aber war eine Umstellung auf sein bevorzugtes System. Augenthaler hat das damals viel Überzeugungsarbeit gekostet, am Ende aber war er auf seine Weise erfolgreich. „Die Laufwege sind kürzer, der Gegner kann schneller gedoppelt werden“, sagt er.

Im Idealfall ist das Spiel von Bayer Leverkusen eine Symbiose aus den außergewöhnlichen technischen Fertigkeiten der einzelnen Spieler mit den eher kämpferischen Ideen des Trainers Augenthaler. Dann spielt die Mannschaft schön und erfolgreich wie kaum eine zweite in der Bundesliga – und widerlegt auf diese Weise die These, dass ein ehemaliger Verteidiger wie Augenthaler als Trainer vor allem defensiv denkt: „Das ist totaler Blödsinn!“

Augenthaler verlangt von seinen Spielern, dass sie ihrem ballführenden Kollegen immer drei Anspielstationen bieten. Viel wichtiger ist für ihn allerdings die Frage: „Wie erkämpfe ich den Ball zurück? Und wo?“ Lohnt es sich, den Gegenspieler zu attackieren, weil er Probleme bei der Ballannahme hat? Unterstützen mich meine Kollegen, indem sie potentielle Anspielstationen blockieren? Sowohl offensiv als auch defensiv ist dieses Vorgehen extrem laufintensiv.

Perfekt könne eine Mannschaft nie spielen, glaubt Augenthaler. Also geht es darum, der Perfektion möglichst nahe zu kommen. In dieser Saison ist Bayer das bereits zweimal gelungen: einmal beim 4:1 gegen die Bayern und ein zweites Mal in der Champions League gegen Real Madrid (3:0). „Da hat die mannschaftliche Geschlossenheit gestimmt, die Aggressivität und die spielerische Freude“, sagt Augenthaler. „In dieser Reihenfolge.“ Manchmal kommt der Verteidiger in ihm eben doch noch durch.

Klaus Augenthaler

rettete Bayer Leverkusen 2003 vor dem Abstieg. In der vergangenen Saison führte der 47-Jährige Bayer in der Bundesliga auf Platz drei und damit in die Champions League.

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