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Beim FCK war nicht mehr zu bewegen. Der frühere Kaiserslauterer Sandro Wagner muss sich mit Hertha an alter Wirkens- und Leidensstätte mit einem Unentschieden zufrieden geben, obwohl die Berliner lange Zeit die bestimmende Mannschaft waren. Foto: dapd

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Sport: Leben mit dem Punkt

Hertha BSC ist beim 1. FC Kaiserslautern das bessere Team, muss aber nach Rückstand über das 1:1 froh sein.

Ein Punkt ist ein Punkt und keineswegs zu verachten auf dem Kaiserslauterer Betzenberg. Für die Fußballer von Hertha BSC wäre dennoch mehr drin gewesen im Spitzenspiel der Zweiten Liga als dieses 1:1 (0:0) beim 1. FC Kaiserslautern. Die Berliner waren lange Zeit die bestimmende Mannschaft. Weil sich diese Überlegenheit aber nicht in Toren niederschlug, hätte es nach zuletzt drei Siegen hintereinander beinahe sogar die zweite Saison-Niederlage gegeben. Vor 32 069 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion glich Herthas Brasilianer Ronny die von Kaiserslauterns Kameruner Mohamadou Idrissou erzielte Führung aus.

Herthas Trainer Jos Luhukay sprach von einem „sehr guten Auswärtsspiel“ und dass er mit dem Unentschieden „sehr gut leben“ könne. Nur ein bisschen mehr Fußball hätte es auch nach seinem Geschmack schon sein können, „aber bei aller Intensität kamen die spielerischen Faktoren nicht immer so heraus, wie man sich das erhofft hat“. Das ist richtig beobachtet und doch sehr bescheiden formuliert. Denn wenn eine Mannschaft Ansätze von Kombinationsfußball zeigte, dann war es Hertha BSC. Die Berliner hatten von Beginn an mehr vom Spiel und hätten schon früh in Führung gehen können. Es war einer dieser Freistöße von Ronny, bei denen man nie so richtig weiß, ob sie nun als Torschüsse oder Flanken gedacht sind. Tobias Sippel wusste es auch nicht und boxte den vor ihm auftippenden Ball im letzten Augenblick noch hoch in die Luft. Die Berliner Adrian Ramos und Peter Niemeyer setzten nach und kamen dem Lauterer Torhüter dabei im Fünfmeterraum gefährlich nahe, worauf sich Sippel zu einem angedeuteten linken Haken gegen Niemeyer hinreißen ließ. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer nahm sich eine Minute Zeit zum Friedensgespräch mit allen Beteiligten.

Danach zwang Ronny mit einem Gewaltschuss den Lauterer Torhüter zu einer artistischen Parade. Die nächste Chance hatte Änis Ben-Hatira. Der hatte nach Ramos’ geschickter Ablage das Tor einladend weit offen vor sich und zielte zwischen die Beine Sippels, wo der Ball zum Pech für die Berliner irgendwie stecken blieb.

Von der viel gerühmten Kaiserslauterer Offensivkraft war wenig zu sehen. In der Etappe fanden die Gestalter Mimoun Azaouagh und Alexander Baumjohann wenig Raum zur Gestaltung, worunter wiederum die Stürmer Albert Bunjaku und Mohamadou Idrissou litten. Ein Diagonalschuss von Florian Dick, weit am Tor vorbei, war alles, was der FCK in der ersten Halbzeit zustande brachte. Torjäger Idrissou fiel eigentlich nur durch seine ständigen Dispute mit dem Berliner Verteidiger Maik Franz auf.

Ähnliche Probleme hatte Herthas Peter Niemeyer mit dem Lauterer Baumjohann. Weil der früh verwarnte Mittelfeldmann am Rand des Platzverweises wandelte, räumte er zur zweiten Halbzeit seinen Platz für Felix Bastians. Dessen Fehler entsprang Lauterns erste große Chance. Kurz hinter der Mittellinie versprang Bastians der Ball, er landete auf dem Fuß von Idrissou, und Hertha hatte Glück, dass der überraschte Kameruner allzu früh schoss und Torhüter Thomas Kraft damit keine Mühe bereitete. „Da muss er das 1:0 machen“, befand Kaiserslauterns Trainer Franco Foda.

Dieses 1:0 fiel ein paar Minuten später, kam aber sehr glücklich zustande. Im Strafraumgewühl stolperte Idrissou über den Fuß von Fabian Lustenberger. Schiedsrichter Kinhöfer stand gut und entschied sofort auf Elfmeter, den Idrissou selbst zum 1:0 verwandelte. „Ein Glücksfall für Kaiserslautern“, sagte Herthas Trainer Luhukay. „Ich habe mir die Szene drei-, viermal im Fernsehen angeschaut. Das war nie ein Elfmeter.“

Am Ende freute er sich über „die Qualität der Mannschaft, wieder zurückzukommen“. Bevor sich unter den überraschten Zuschauern auch nur ein Anflug der berüchtigten Betzenberg-Stimmung entfalten konnte, hatte Hertha auch schon ausgeglichen. Drei Minuten nach dem 0:1 wusste Ronny 25 Meter vor dem Tor nicht, was er mit dem Ball machen sollte und drosch ihn einfach ins Tor. Es war bereits der vierte Saisontreffer des Mannes, den Hertha im Sommer 2010 eigentlich nur zur Sozialisation seines Bruders Raffael geholt hatten. Raffael ist längst weg, aber Ronny wird immer wichtiger.

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