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Groß und größer. James möchte noch ein paar Titel mit Miami einsammeln. Foto: AFP

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LeBron James: Nächstes Ziel: Legende

LeBron James glaubt, Michael Jordan als besten Basketballer aller Zeiten ablösen zu können.

Als alles vorbei war, brandete noch einmal ohrenbetäubender Jubel auf in der ehemaligen olympischen Basketballhalle in Peking Wukesong. 14 000 Chinesen klatschten Beifall, obwohl das Vorbereitungsspiel zwischen den NBA-Teams der Miami Heat und der Los Angeles Clippers längst zugunsten des Meisters (94:80) entschieden war und sich auf dem Spielfeld nichts mehr tat. Doch was die Fans so begeisterte, spielte sich auf der Ersatzbank der Miami Heat ab und wurde mittels Videowürfel auch noch bis in die letzte Zuschauerreihe übertragen: LeBron James blickte in die Kamera und formte seine Finger – zu einem Herz!

Ganz offenkundig wird eine Liebesbeziehung ausgelebt, wenn LeBron James in China auftritt. Schon zum neunten Mal ist der 27-jährige Basketballstar von den Miami Heat nach China gereist, zum zweiten Mal gar innerhalb von zwei Monaten. Die Chinesen, die ein Faible für Sieger haben, haben ihn in diesem Jahr noch mehr lieb gewonnen. Denn nach seinem ersten Meistertitel mit Miami und dem Olympiasieg mit den USA ist „der kleine Kaiser“, wie sie ihn in China nennen, ganz oben. Es ist nur noch einem anderen gelungen, in einer Saison NBA-Meister, Olympiasieger sowie bester Spieler der regulären NBA-Saison und der NBA-Finalserie zu werden: Michael Jordan.

Michael Jordan ist unbestritten der größte Basketballer aller Zeiten, allerdings drängt sich die Frage auf, ob er das auch bleiben kann. James glaubt nach dem Gewinn seines ersten Meisterrings daran, ihn ablösen zu können. „Finde deine Größe“ hatte das Motto seiner China-Werbetour im September für den Schuhhersteller Nike gelautet. Das galt auch für ihn. „Ich kann sehen, wo die Größe ist – ich bin noch nicht ganz da“, sagte er über den Vergleich mit Michael Jordan, „aber ich versuche, dort hinzukommen.“ Dazu müsste er mit Miami weitere Titel gewinnen. In drei Wochen startet die nächste NBA-Saison.

Dass er es schaffen kann, mit Michael Jordan an Renommee und Erfolgen gleichzuziehen, traut ihm inzwischen sogar der Rekordmeistertrainer Phil Jackson zu. Vor allem, weil er auf vier der fünf Positionen im Basketball spielen kann. „Das ist einzigartig, Michael konnte auf drei spielen und war auch sehr gut dabei“, sagt der ehemalige Trainer der Chicago Bulls bei „ESPN-Radio“, „aber als der Power-Spieler, der LeBron werden kann, hat er die Möglichkeit, seinen Status noch zu verbessern.“ Der größte Unterschied aber sind die sechs NBA-Meisterschaften, die Michael Jordan in seiner Karriere erreicht hat. „Aber er hat jetzt den Geruch davon in der Nase“, sagt Phil Jackson, „sogar bei der olympischen Erfahrung im Sommer war er der natürliche Führer des Teams und der entscheidende Spieler, wenn etwas passieren musste.“ Die neue, noch größere Führungsrolle lebt LeBron James auch am Donnerstag in Peking aus. Beim Aufwärmen, auf dem Spielfeld (20 Punkte, 5 Rebounds), und von der Ersatzbank aus führt er die Miami Heat an. Eigentlich ist das Titelprojekt in Miami 2010 mit den „Big three“ gestartet, doch inzwischen übernimmt LeBron James auch für seine Co-Stars Dwyane Wade und Chris Bosh die Verantwortung.

Das wird auch auf der Pekinger Pressekonferenz deutlich, bei der Wade und James mit Hornbrillen und Kapuzenshirts wie Zwillingsbrüder nebeneinander sitzen. Das Wort aber führt James. Auf diese Rolle ist er früh vorbereitet worden. Schon als 15-Jähriger zierte er das Titelcover der „Sports Illustrated“. Nachdem er von der High School in die NBA wechselte, brach er zwar einige Offensivrekorde, in der Defensive aber ließ er die Gegenspieler schon mal vorbeiziehen. Das ist auch vorbei. „Ich glaube, dass er besser als Michael Jordan werden kann“, sagt der ehemalige NBA-Star und TV-Kommentator Charles Barkley, „LeBron James ist einfach größer, stärker, schneller – das ist der einzige Unterschied.“

Jordan hat allerdings auch in den Achtzigerjahren die Sportartikelfirma Nike fast im Alleingang von einer Nischenmarke zum Global Player gemacht. Ähnliches könnte LeBron James nun auch gelingen, laut der Investment-Internetseite „seekingalpha“ kann Nike mit James sogar noch besser dastehen als einst mit Jordan. Die größten wirtschaftlichen Sprünge plant Nike auf dem chinesischen Markt. Und das wiederum dürfte der Grund sein, warum LeBron James China so lieb hat.

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