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Der teuerste Mann Frankreichs. Paris Saint-Germain überwies für Javier Pastore 42 Millionen Euro an US Palermo. Foto: AFP

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Sport: Lederwaren, Eiffeltürme, Fußballklubs Was Katars Königsfamilie mit Paris St. Germain will

Dass von Paris eine gewisse Magie ausgeht, ist bekannt. In der königlichen Familie Katars nimmt die Liebe zur französischen Hauptstadt allerdings kuriose Formen an: Gerade etwa hat die Frau des Emirs einen Firma gekauft, die Luxuslederwaren produziert.

Dass von Paris eine gewisse Magie ausgeht, ist bekannt. In der königlichen Familie Katars nimmt die Liebe zur französischen Hauptstadt allerdings kuriose Formen an: Gerade etwa hat die Frau des Emirs einen Firma gekauft, die Luxuslederwaren produziert. Weil sie Handtaschen und Paris mag, heißt es. Auch der Kronprinz hat seit Ende Juni ein neues Spielzeug, nämlich den größten Fußballklub der Kapitale, Paris Saint-Germain. Der Eiffelturm im Vereinslogo habe es Tamim ben Hamad al Thani, Präsident des Staatsfonds Qatar Investment Authority, besonders angetan.

Seit Qatar Sports Investments (QSI) – ein Ableger des Staatsfonds – 70 Prozent der Anteile an PSG erwarb, wartete Fußball-Frankreich gebannt auf die ersten Entscheidungen des neuen Eigentümers. 50 Millionen Euro sollten für Spielertransfers bereitstehen. Nasser al Khelaifi, Vorsitzender von QSI und nun auch des PSG-Aufsichtsrates, holte in dem brasilianischen Klubidol Leonardo, der zuletzt als Trainer beider Mailänder Vereine scheiterte, einen weltgewandten Sportdirektor. Der bisherige Präsident musste gehen.

Neue Spieler wurden auch gekauft, und das gleich reihenweise. Der 22 Jahre alte argentinische Nationalspieler Javier Pastore machte dabei am meisten von sich reden. Nicht unbedingt wegen seiner Qualitäten, sondern wegen der an den italienischen Klub US Palermo überwiesenen 42 Millionen Euro. Das ist Rekord in der französischen Liga – auch den bisherigen hielt PSG mit 33 Millionen Euro Ablöse für Nicolas Anelka, der von Real Madrid geholt wurde. Die drei französischen Nationalspieler Kevin Gameiro, Jérémy Ménez und Blaise Matuidi, allesamt Jahrgang 1987, kamen ebenfalls. Und schließlich stießen noch Mohamed Sissoko von Juventus Turin und die Torhüter Nicolas Douchez und Salvatore Sirigu hinzu. Alles in allem soll PSG so über 80 Millionen Euro ausgegeben haben. Das Manchester City Frankreichs, wie Arsenal Londons französischer Coach Arsène Wenger behauptete, ist PSG dadurch nicht geworden, in den englischen Klub investiert ein Scheich gigantische Summen. Neue Dimensionen sind es für den französischen Fußball jedoch allemal.

Mit Sport lässt sich am Image feilen, und sein Können in diesem Bereich will das Emirat gerade vor der Weltmeisterschaft 2022 in Katar zeigen. So ist der Kauf von PSG auch als eine von vielen Investitionen zu sehen. Der katarische Fernsehsender Al-Dschasira kaufte für fast 200 Millionen Euro Übertragungsrechte an der Ligue 1. Da würde sich ein Spitzenklub von europäischem Rang, wie es die Kataris mit PSG vorhaben, gut machen.

Doch natürlich geht es längst nicht nur um Sport. Wie so oft in Frankreich, wenn es um die Zukunft der Nation geht, sind der Präsident und eine Ehrenlegion im Spiel. Nicolas Sarkozy ist PSG-Fan und begrüßt ausländische Investitionen. Den Verdienstorden bekam Erbprinz al Thani schon vor dem Einstieg bei PSG. Praktischerweise versprach QSI gleich noch zehn Millionen Euro, um das Prinzenpark-Stadion für die Europameisterschaft 2016 zu sanieren.

Die Ligue 1 droht gerade den Anschluss an die vier Spitzenligen Europas zu verlieren. Nun flossen durch die Transfers von PSG immerhin schon 25 Millionen Euro in den französischen Fußball. So mancher Klubpräsident erwartet, dass andere Vereine mit ausländischen Investoren nachziehen. Nur Uefa-Präsident Michel Platini, Verfechter des „finanziellen Fairplays“, scheint davon wenig begeistert zu sein: „Wenn morgen Kataris gegen Russen spielen und es keine französischen Spieler auf dem Feld gibt, wüsste ich nicht, warum das noch Paris und Marseille heißen sollte.“ Das Spiel am Samstagabend hieß jedenfalls noch Stade Rennes gegen Paris Saint-Germain und endete 1:1.

Matthias Sander[Paris]

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