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WM-Kollegen. Sami Khedira (l.) gegen Bastian Schweinsteiger.

© dpa

Legionäre: Furchtlos in der Fremde

Sami Khedira debütiert für Real Madrid – Mesut Özil will ihm folgen. Doch Werder Bremen lehnt das Angebot der Spanier ab.

Nein, Sami Khedira wollte noch nicht in den Bus. Der Mannschaftsbetreuer warf ihm mahnende Blicke zu, es war halb zwölf Uhr abends und der Tross von Real Madrid wollte den Flieger erwischen. Doch Khedira setzte sich durch: Der deutsche Nationalspieler hatte gerade sein erstes Spiel für seinen neuen Klub absolviert und wollte nun mit den Journalisten reden: „Im Großen und Ganzen fühle ich mich sehr wohl. Ich bin froh, dass ich das Spiel hinter mir habe. Das ist ein neues, ganz anderes Gefühl.“ Dann siegte der Betreuer, der Spieler stapfte zum Bus.

Der Ex-Stuttgarter ist für Real Madrid aufgelaufen, zwei Wochen nach seinem Wechsel, als siebter Deutscher überhaupt. Es war nur ein Testspiel, zudem ein unspektakuläres, das sich Bayern München und Real am Freitagabend zu Ehren Franz Beckenbauers lieferten (Real siegte 4:2 im Elfmeterschießen). Madrid spielte fast in Bestbesetzung, die Bayern nicht: Trainer Louis van Gaal schonte Demichelis, Lahm und Timoschtschuk, dazu Gomez und Kroos, die unter der Woche im Länderspieleinsatz waren. Olic und Robben fehlten verletzt. So bekam der 20-jährige Nicolas Jüllich eine Chance von Beginn an – gegen Cristiano Ronaldo. „Wir haben das Spiel dominiert“, fand van Gaal. Nur das Toreschießen habe noch nicht so gut geklappt.

Am Montag spielen die Bayern im DFB-Pokal gegen den Fünftligisten Germania Windeck, Real startet eine Woche später in die spanische Liga. Bis dahin hat Khedira Zeit, seinen Trainingsrückstand aufzuholen; auf der USA-Reise der Madrilenen musste er wegen einer Zehenverletzung kürzer treten. Umso verblüffender, wie er sich nach nur vier Trainingstagen im Real-Mittelfeld zurechtfand: Er spielte über 90 Minuten, gewann seine Zweikämpfe, nahm sicher am Kurzpassspiel teil, forderte die Bälle. Die Mitspieler bemerkten jedoch nicht immer, wenn Khedira seine weiten Wege nach vorne ging. Trainer José Mourinho zeigte sich angetan: „Er hat gut gearbeitet, seinen guten Charakter gezeigt.“

Auffallend herzlich fiel das Wiedersehen zwischen Khedira und dem Münchner Bastian Schweinsteiger aus. Beim Aufwärmen umarmten die Nationalmannschaftskollegen einander, beim Elfmeterschießen plauschten sie im Mittelkreis. Vielleicht kein Wunder, denn bei Real verläuft die Kommunikation holprig: Khedira spricht kein Spanisch, nur Rafael van der Vaart kann Deutsch. Khedira will die neue Sprache schnell lernen, vielleicht bekommt er aber auch Verstärkung durch einen weiteren deutschen Nationalspieler: Real möchte auch Mesut Özil verpflichten, dessen Verein Werder Bremen hat das Angebot jedoch abgelehnt. „Wenn man so ein Angebot hat, möchte man es gerne annehmen. Es ist der Traum eines jeden Fußballers, für die großen Mannschaften Europas zu spielen“, sagte Özil am Samstag nach dem Bremer Sieg im DFB-Pokal bei Rot Weiss Ahlen. Laut Özil hat Allofs nicht mit ihm über das Angebot gesprochen. „Ich bin sehr traurig. Das habe ich Herrn Allofs auch gesagt“, erklärte Özil.

Das muss jedoch nicht das letzte Wort sein, Streitpunkt ist wohl die Ablösesumme. Werder rechnet laut Medienberichten im Falle eines Wechsels im August mit mindestens 15 Millionen Euro.

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