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Sport: Lehmann verliert das Finale

Der Torhüter sieht Rot – Arsenal unterliegt Barcelona in der Champions League 1:2

Jens Lehmann hatte nicht viel Zeit, das einmalige Erlebnis eines großen Endspiels auszukosten. Nicht einmal 18 Minuten lang durfte der deutsche Nationalkeeper gestern Abend das Tor des FC Arsenal hüten, dann war sein Finale vorüber. Lehmann sah die Rote Karte und musste von der Bank verfolgen, wie seine Teamkollegen durch das 1:2 (1:0) gegen den FC Barcelona den ersten Titel in der Champions League für Arsenal verspielten.

Das Duell der beiden bis dahin in dieser Europacupsaison ungeschlagenen Teams hatte Arsenal souveräner begonnen; die Spieler des FC Barcelona wirkten vor 77 500 Zuschauern im Stade de France von Paris seltsam nervös. Schon in der dritten Minute kam Thierry Henry aus fünf Metern zum Schuss, doch Barcelonas Torhüter Valdes hielt diesen genauso wie gleich darauf einen weiteren Versuch des Franzosen vom Strafraumeck. In der achten Minute erhielt auch Jens Lehmann die Möglichkeit, am 50. Endspiel des bedeutendsten Europapokalwettbewerbs aktiv teilzunehmen. Ludovic Giulys Schuss stellte Lehmann vor keine unlösbaren Probleme.

Anders sah das zehn Minuten später aus. Ronaldinho fühlte sich zu seinem ersten genialen Pass inspiriert, in dessen Folge Samuel Eto’o frei vor Lehmann auftauchte. Der Deutsche riss den Kameruner mit einer Hand von den Beinen und sah dafür Rot. Die Entscheidung des norwegischen Schiedsrichters Terje Hauge war durchaus umstritten. Schließlich hatte Giuly den weiterrollenden Ball ins Tor geschoben. Eine Gelbe Karte für Lehmann und die Anerkennung des Tors wären nach der Vorteilsregel ebenfalls möglich gewesen. So aber stand es weiter 0:0 und Manuel Almunia kam unverhofft zu seiner Chance, die vakante Rolle des Helden zwischen den Pfosten auszufüllen. Lehmann hatte den Spanier eigentlich aus Arsenals Tor verdrängt.

Die zehn verbliebenen Londoner zogen sich in der Folge in die eigene Hälfte zurück und überließen dem Gegner die Spielgestaltung. Die Künstler des FC Barcelona hatten damit unerwartet große Schwierigkeiten. Die ganze kreative Last bürdeten sie Ronaldinho auf, und dies schien selbst den besten Fußballer der Welt zu überfordern. So war es nicht wirklich überraschend, dass Arsenal durch eine Standardsituation in Führung ging: Sol Campbell wuchtete einen Freistoß Henrys in der 37. Minute ins Tor.

Vielleicht lag es am einsetzenden Regen, dass Barcelona auch in der zweiten Hälfte gelähmt wirkte. Wie angeknockte Boxer umtaumelten die Spanier Arsenals Defensivkunstwerk, ohne dazu einen rechten Zugang zu finden. Bis auf einen Weitschuss von Ronaldinho gelang Barcelona nichts. Dagegen stand Arsenal durch Chancen von Hleb, Ljungberg und Henry kurz vor der Entscheidung. Doch als Barcelona am Ende schien, drehte sich in fünf Minuten alles. Der eingewechselte Henrik Larsson spitzelte in der 76. Minute einen Pass auf Eto’o weiter, der Almunia zum Ausgleich überwand. Kurz darauf gab Larsson auch noch den entscheidenden Pass: Belletti nahm ihn auf und traf durch die Beine des unglücklichen Almunia zum 2:1.

Jens Lehmann sah tatenlos die verzweifelten Versuche seiner ausgelaugten Kollegen, an der Niederlage noch etwas zu ändern. Vielleicht bekommt er ja in ein paar Wochen die Gelegenheit dazu, eine aktivere Rolle in einem Finale zu spielen.

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