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Sport: Leichtathletik: Aufwärts in der Achterbahn

Halb zog es ihn, halb sank er hin - und schließlich landete Karsten Kobs im grünen Fangnetz. Die Fliehkräfte von sechs Zentnern waren stärker als der Hammerwerfer aus Leverkusen.

Halb zog es ihn, halb sank er hin - und schließlich landete Karsten Kobs im grünen Fangnetz. Die Fliehkräfte von sechs Zentnern waren stärker als der Hammerwerfer aus Leverkusen. Dennoch verdeutlichte der verunglückte Wurf beim gestrigen 8. Stadionfest der Leichtathleten in Königs Wusterhausen, dass Kobs sich einiges vorgenommen hatte. Am Ende war er mit seiner Weite von 76,24 m nicht zufrieden. Wohl aber mit Platz drei und vor allem damit, dass der Abstand zu den Besten relativ knapp war. Es siegte wie im Vorjahr der Pole Szymon Ziolkowski (78,31 m) vor dem Ungarn Tibor Gecsek (77,28 m). Das sind immerhin zwei der Besten. Ziolkowski holte olympisches Gold in Sydney und bei den Weltmeisterschaften in Edmonton. Gescek war 1998 Europameister. Und hinter Karsten Kobs rangierte ein paar Zentimeter zurück Balasz Kiss (Ungarn), der Olympiasieger von Atlanta 1996.

Dass Szymon Ziolkowski, der 83-Meter-Werfer, bei kühlem, windigem Wetter die Eisenkugel nur rund zwei Meter weiter hat fliegen lassen, darf als erster Ansatz einer Trendwende bei Kobs und Co. gelten. Denn die Fachzeitschrift "Leichtathletik" hatte nach der WM "ein historisches Tief" der deutschen Hammerwerfer ausgemacht. Nicht mal im Final-Vorkampf der besten Zwölf waren sie vertreten. Abgeschlagen auf Rang 24. war in der Qualifikation der Frankfurter Holger Klose, der gestern mit schwachen 70,48 m allerdings auch nur Achter wurde. Kobs hatte nach einer Achterbahn-Saison in Edmonton wegen einer Erkrankung auf den Wettkampf verzichten müssen. Er selbst, der Weltmeister von 1997 Heinz Weis, Klose und andere hatten ein Jahrzehnt das Renommee der deutschen Hammerwerfer hoch gehalten. Davon war jedoch in dieser Saison nichts zu sehen.

"Nach Rückenproblemen und einer Kapselverletzung am Mittelfinger kam ich unter Druck, überhaupt die WM-Teilnahme zu schaffen", sagte Kobs. Einmal seiner Form hinterherlaufend, habe er nie zu seinem Leistungsvermögen gefunden. Die insgesamt verkorkste Saison nimmt der Athlet, der nach seinem WM-Triumph vor zwei Jahren in Sevilla mit dem Bad im Wassergraben der Hindernisläufer Furore gemacht hatte, als gegeben hin: "Ich bin eben kein Ausnahmekönner wie der Diskuswerfer Lars Riedel, der Siege in Serie liefert. Aber nächstes Jahr werde ich wieder angreifen." Der aktuelle Weltmeister Ziolkowski, der sich nun zu den zehn populärsten Sportlern in Polen zugehörig fühlt, macht ihm Mut: "Ich bin sicher, Kobs wird nächstes Jahr und bis Athen 2004 wieder ganz vorn dabei sein."

Neben dem Hammerwerfen stand gestern der 110-m-Hürdenlauf im Blickpunkt. Da qualifizierte sich der Amerikaner Dominique Arnold mit vorzüglichen 13,14 Sekunden wie sieben andere Disziplin-Sieger für den Start beim Istaf am Freitag im Olympiastadion.

Ohne große Konkurrenz gewann auch Kofi Amoah Prah (LG Nike Berlin) den Weitsprungwettbewerb. Der Olympia-Fünfte musste sich bei starkem Gegenwind und schlechten Bedingungen allerdings mit 7,58 m zufrieden geben. Am Freitag trifft er beim Istaf nun auch auf den Hochsprung-Weltmeister Martin Buß (Bayer Leverkusen), der im Weitsprung starten wird. "Auch wenn er Weltmeister in einer anderen Disziplin ist, sollte ich als Spezialist ihn schlagen können. Aber es wird nicht leicht, und bei guten Bedingungen traue ich ihm acht Meter zu", sagte Kofi Amoah Prah.

Ernst Podeswa

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