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Leichtathletik: Deutsche Sprinter: Schnell im Kollektiv

Die deutschen Sprinter konzentrieren sich auf die Staffel. Dort gibt es die größten Chancen, ins Finale der WM in Berlin zu kommen.

Stefan Schwab hat jetzt keinen Heuschnupfen mehr, nur noch eine normale Erkältung. Also könnte es jetzt interessant werden. Mit Heuschnupfen sprintete Schwab in Regensburg am vergangenen Wochenende innerhalb von 80 Minuten 10,19 und 10,20 Sekunden über 100 Meter. Und eine Stunde später lief die Staffel mit ihm als Startläufer 38,43 Sekunden. Morgen startet Schwab beim Istaf, er könnte also jetzt, ohne Heuschnupfen, noch einmal schneller laufen.

Eine nette Theorie, aber eher unrealistisch. 10,19 ist seine persönliche Bestzeit, Schwab wird sie kaum so schnell verbessern. Muss er auch gar nicht, es genügt erstmal, dass er sich in diesem Bereich stabilisiert; die WM-Norm liegt bei 10,21. Schwab muss sie jetzt noch einmal bestätigen. Und für Jürgen Mallow, den Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbands, ist es auch wichtiger, dass er nun einen starken Startläufer für die Staffel hat.

Die Staffel, das ist der Kernpunkt seiner Planungen im Sprint. Mit der Staffel hat Mallow die größten Chancen, ins WM-Finale zu kommen. Bei den Olympischen Spiele 2008 belegte die deutsche Staffel Rang fünf. Vielleicht kommt sie bei der WM sogar in Medaillennähe. Aber sie muss sich immer wieder testen. Deshalb läuft sie auch beim Istaf, und vielleicht verbessert sie den deutschen Rekord. Der steht bei 38,29 Sekunden, aufgestellt 1982.

Schwab, Till Helmke, Martin Keller und Alexander Kosenkow bilden die Staffel. In dieser Besetzung lief sie, mit Ausnahme von Schwab, auch in Peking. Damals war noch Tobias Unger dabei, aber der rennt jetzt hinterher. In den Einzelzeiten liegen die Deutschen international im Durchschnittsbereich, aber für Mallow ist das kein Maßstab. „Staffel ist nicht die Addition von vier Bestzeiten.“ Da geht es um gute Wechsel und darum, die Sprinter optimal zu positionieren. Schwab kann in der Kurve eine hohe Frequenz laufen, er ist der ideale Startläufer.

Aber in der Staffel-Diskussion geht es auch um Taktik. Wenn er sich auf das Quartett konzentriert, nimmt Mallow den Druck von den einzelnen Athleten. Denn selbst wenn Schwab mal 10,10 Sekunden laufen sollte, wäre er damit international zweitklassig. Usain Bolt, Asafa Powell, Tyson Gay, die Stars aus Jamaika und den USA, sie setzen die Maßstäbe.

Es wäre nicht notwendig, sich an ihren Zeiten zu orientieren. Denn unter Experten wächst der Argwohn ziemlich stark, wenn einer mehrere Male in einer Saison in kurzer Zeit unter 10,00 Sekunden läuft. Aber so funktioniert der Markt nicht, Sponsoren und Medien haben andere Erwartungen. Mallow kann wenig dagegen machen, er kann nur Fürsorge betreiben. Und deshalb sagt er: „Einem jungen deutschen Sprinter zu sagen: Trainier mal fleißig, um mal Bolt zu schlagen, das könnte ich nicht verantworten.“

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