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Sport: Leichtathletik: Die müden Beine der Weltmeister

Die Weltrekordprämien sind im Tresor geblieben. Trotzdem brachte das zur Golden League zählende Leichtathletik-Meeting "Weltklasse Zürich" mit sechs Jahresweltbestzeiten und weiteren Spitzenwerten hervorragende Resultate.

Die Weltrekordprämien sind im Tresor geblieben. Trotzdem brachte das zur Golden League zählende Leichtathletik-Meeting "Weltklasse Zürich" mit sechs Jahresweltbestzeiten und weiteren Spitzenwerten hervorragende Resultate. Nur fünf Tage nach den Weltmeisterschaften in Edmonton war aber auch nicht zu übersehen, dass einige Stars nach den Reisetrapazen und der Zeitumstellung noch müde waren. Für neun der 19 Einzel-Weltmeister, darunter Diskus-Ass Lars Riedel, setzte es zum Teil empfindliche Niederlagen. Raymond Hecht gelang es, den weltbesten Speerwerfer Jan Zelezny zu bezwingen.

Nachdem sich die Rumänin Violeta Szekely mit dem fünften Sieg in Folge über 1500 m bereits vorzeitig ihren Anteil am Jackpot aus 50 Kilogramm Gold im Wert von rund einer Million Mark gesichert hat, sind noch acht weitere Athleten im Rennen geblieben. Die Weltmeister André Bucher (Schweiz), Allen Johnson und Marion Jones (USA) könnten es bereits in einer Woche in Brüssel (24. August) schaffen. Über die Verteilung des Jackpots wird beim Finale in Berlin endgültig entschieden.

Maria Mutola (Mosambik) mit ihrem neunten Sieg im Letzigrund in Serie und André Bucher zählten mit ihren 800-m-Siegen zu jenen Weltmeistern, die für Saisonbestmarken von den 23 000 Zuschauern begeistert gefeiert wurden. Bucher blieb im neunten Rennen ungeschlagen und rückte mit 1:42,55 Minuten auf Rang fünf der ewigen Weltbestenliste vor. "Es ist alles perfekt gelaufen. Vom Weltrekord werde ich im nächsten Jahr mal zu träumen beginnen. Jetzt will ich weiter siegen."

In seinem Sog zeigte Olympiasieger Nils Schumann (Berlin) einen mutigen Lauf, ehe er auf der Zielgeraden abbaute und trotz der Saisonbestzeit von 1:44,32 Minuten nur Achter wurde. "Am Ende hat die Kraft gefehlt", sagte Schumann, dessen Vorbereitung wegen einer Verletzung gestört war. Der Thüringer zollte Bucher Respekt: "André musste in den Jahren zuvor viel einstecken und wird jetzt belohnt. Er hat im Training konsequent gearbeitet und ist einfach der Beste."

Marion Jones jubelte nach der WM-Revanche über 100 m in 10,94 Sekunden gegen Weltmeisterin Shanna Pintusewitsch (Ukraine), die nur Vierte wurde. "Siegen ist doch schöner als verlieren", gestand sie. Über Müdigkeit klagte der dreifache Weltmeister Hicham El Guerrouj (Marokko), der ursprünglich 5000 m laufen wollte, dann aber die 1500 m bevorzugte: "Selbst eine Woche nach der WM fällt das Laufen noch schwer. Ich bin müder als nach einem viel schnelleren Rennen."

Jackpotanwärterin Olga Jegerowa (Russland), deren Suspendierung nach einer positiven A-Probe auf Epo in Edmonton vom Weltverband IAAF aufgehoben wurde, zeigte sich wie bei ihrem WM-Sieg unbeeindruckt von Pfiffen und Buhrufen. "Ich danke den Zuschauern für die Unterstützung. Ich glaube, dass ich jetzt mit dem ganzen Wirbel um meine Person fertig werden kann." Die Zuschauer feierten mit "Szabo, Szabo"-Rufen die unterlegene Rumänin.

Der WM-Fünfte Raymond Hecht (Magdeburg) lag im Speerwerfen mit der deutschen Jahresbestleistung von 88,88 m vor dem dreimaligen Olympiasieger und Weltmeister Jan Zelezny (Tschechien/87,62) sowie Boris Henry (Saarbrücken/85,90). "Es war schon mein dritter Erfolg in Zürich", freute sich der WM-Fünfte. 1995 und 1996 war er an selber Stelle schon erfolgreich gewesen. Der deutsche Rekordhalter sieht sich nach diesem Ergebnis in seiner Aussage von Edmonton bestätigt, dass er "physisch unheimlich stark" sei. "Ich habe schon zur WM viel drauf gehabt, man muss den Speer aber auch richtig treffen", meinte Hecht. In Zürich übernahm er mit 87,62 m im zweiten Versuch die Führung, die Zelezny im dritten Durchgang egalisieren konnte. "Jan verdrängte mich im fünften Versuch durch die bessere zweite Weite von der Spitze, ich konnte aber sofort kontern." Für Hecht zählt dieser Sieg über den besten Speerwerfer der Welt viel. Der Magdeburger bleibt aber auch Realist, denn mit seiner Weite hätte es im WM-Wettkampf nicht zur Medaille gereicht, sondern wieder nur zu Platz vier. Hecht und Boris Henry hatten in Edmonton mit den Plätzen fünf und sechs das WM-Abschneiden von Sevilla 1999 wiederholt. "Ich hätte schon gerne eine Medaille gemacht, denn vierte und fünfte Plätze habe ich genug. Ich werde es weiter probieren und nicht aufgeben, bis ich auf dem Treppchen stehe", hatte Hecht gleich nach dem WM-Wettkampf gesagt.

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