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Sport: Leichtathletik: Ein Projekt mit vielen Gewinnern

Die Staatskasse hält unter Sparminister Hans Eichel immer weniger Mittel auch für den immer teurer werdenden Leistungssport bereit. Da kommt Freude auf, wenn sich ein Großverband des deutschen Sports an das Subsidaritätsprinzip erinnert.

Die Staatskasse hält unter Sparminister Hans Eichel immer weniger Mittel auch für den immer teurer werdenden Leistungssport bereit. Da kommt Freude auf, wenn sich ein Großverband des deutschen Sports an das Subsidaritätsprinzip erinnert. Sich selber hilft und andere Quellen auftut.

Dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) mit seinen mehr als 800 000 Mitgliedern ist das gelungen. "Ich hoffe, dass andere Verbände folgen und ähnliche Modelle auf den Weg bringen", sagte Helmut Digel. Bei seiner "letzten offiziellen Amtshandlung" als DLV-Präsident stellte der Tübinger gestern in der Berliner Filiale des Gerling-Versicherungskonzerns mit dem Gastgeber eine Kooperationsvereinbarung vor, die es in dieser Art noch nicht in Deutschland gibt.

Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren sollen ab September etwa 20 bis 25 Kaderathleten mit "Fachschul- oder Hochschulreife" die Möglichkeit erhalten, sich zum Versicherungskaufmann ausbilden zu lassen. Kostenlos, ergänzt durch Zuschüsse, jeweils in der Nähe des Wohnortes und dazu einmal im Jahr die Weiterbildung in Köln. Einem zweiten Personenkreis - Übungsleiter, Trainerinnen, Trainer - wird in ähnlicher Form die Qualifizierung zum Versicherungsfachmann angeboten. Sie könnten bei erfolgreicher Teilnahme Außendienstmitarbeiter im Unternehmen werden, während den Sportlern nach Abschluss ein Job direkt im Konzern winkt. Die Gesamtaufwendungen pro Gruppe betragen nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Zech jährlich rund 850 000 Mark. "Auch in der Leichtathletik brechen viele Athleten zwischen 18 und 24 Jahren ihre Karrieren ab, weil sie den Schritt zum Vollprofitum scheuen und sich lieber auf Studium oder Ausbildung konzentrieren. Mit dem jetzigen Angebot lässt sich beides parallel betreiben", sagte Digel. Wie an den Sportschulen oder den Sportfördergruppen der Bundeswehr. Nur kommt diesmal das Geld von der Wirtschaft. Bundesinnenminister Otto Schily, seit den WM-Tagen von Sevilla ein Freund der Leichtathletik, jedenfalls war des Lobes voll. Es sei ein Projekt mit Mehrfachgewinnern: die Sportler, Gerling, der DLV, das Bundesinnenministerium, Finanzminister Eichel und schließlich auch der Steuerzahler. So was hört man wirklich gern.

Ernst Podeswa

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