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Vergeblicher Kraftakt. Vize-Weltmeisterin Kleinert stieß nur 18,94 Meter.

© AFP

Leichtathletik-EM: Wenigstens keine Tränen bei Nadine Kleinert

Am ersten Wettkampftag blieben die deutschen Athleten in Barcelona ohne Medaille. Nadine Kleinert enttäuschte beim Kugelstoßen mit Rang sieben. Hammerwerfer Markus Esser scheiterte schon in der Qualifikation.

Sie hatte noch mal alles in den letzten Versuch gesetzt. Sie war entschlossen, aggressiv. Doch kurz nachdem die schwere Kugel ihre Hand verlassen hat, trat Nadine Kleinert mit großer Wucht auf den Balken des Kugelstoßrings – und machte ihren Versuch damit ungültig. Es war eine Frage der Selbstachtung. Die miesen Zahlen ihres sechsten Wurfes sollten einfach nicht mehr auf der Anzeigentafel auftauchen.

Dort blieben am Ende 18,94 Meter als beste Weite stehen, eine nicht bloß enttäuschende Weite. Sie bedeutete auch Platz sieben im Finale der Europameisterschaften. Und als hätte das nicht schon gereicht: Nadine Kleinert war nicht mal beste Deutsche. Petra Lammert aus Neubrandenburg lag noch vor ihr. Sie hatte auch 18,94 Meter gestoßen, aber sie hatte den besseren zweiten Versuch. Denise Hinrichs aus Wattenscheid wurde mit 18,48 Meter Achte. Gold sicherte sich die Weißrussin Nadzeya Ostaptschuk mit 20,48 Meter.

„Immerhin nicht Platz sechs“, sagte sie anschließend, doch das war reiner Zynismus. Mit Rang sechs ist sie schließlich durch. EM 1998, EM 2002, EM 2006, immer wurde sie Sechste. Sie ist dreimalige Vize-Weltmeisterin, sie wollte eine Medaille. Außerdem fungiert sie jetzt als eine Art Vorbild. Sie ist zusammen mit Ralf Bartels Teamkapitän. Und in dieser Rolle hatte sie sich einen markigen Spruch einfallen lassen: „Glück müssen die anderen haben.“

Doch die Rivalinnen benötigten an diesem Abend kein Glück, sie mussten nur in Normalform stoßen. Den Rest erledigte die 34-jährige Deutsche für sie. „Ich habe alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte“, sagte sie. „Ich hatte schwere Beine, mir hat die Aggressivität gefehlt.“

Den ersten Versuch von Ostaptschuk hatte sie gar nicht registriert. Er konnte sie also auch nicht beeindrucken. 19,67 Meter hatte die Weißrussin vorgelegt, ein Ausrufezeichen. Kleinert dagegen begann mit 18,94 Metern. Sie konnte nicht wissen, dass es ihre beste Weite bleiben würde. 18,94 Meter, damit startete auch Petra Lammert. Kleinert und sie lagen damit erstmal auf Platz sechs. Denise Hinrichs blieb bei 18,48 Meter.

Sie hätte nun aufholen können, die Vize-Weltmeisterin Kleinert, doch im zweiten Versuch kam sie nur auf 18,61 Meter. Damit lag sie fast einen Meter hinter ihrer Saisonbestleistung von 19,64 Meter. Der dritte Versuch. Sie glitt an, sie wuchtete die Kugel nach vorne, aber die plumpste nach 18,59 Metern in den Rasen. Auch den vierten Versuch verpatzte sie und jagte der Kugel einen zornigen Schrei hinterher. Dann schleudert sie verärgert ihren Gürtel auf den Boden. Versuch fünf machte sie ungültig, ebenso den sechsten. Immerhin: Sie weinte nicht.

Markus Esser hatte geweint. Schon am Vormittag, weil da für ihn der Wettkampf schon zu Ende war. Nicht mal die Qualifikation hatte der Hammerwerfer aus Leverkusen überstanden. Bei den deutschen Meisterschaften, vor gut einer Woche noch, hatte er den Hammer 78,46 Meter weit geschleudert. Gestern kam er nicht einmal weiter als 71,89 Meter. Schon den ersten Versuch hatte er völlig verpatzt, er machte ihn bewusst ungültig. Eine kleine Panne, mehr nicht. Das dachten jedenfalls alle Beobachter. Aber es war doch ein Problem, Esser war aus dem Rhythmus gekommen, er fand keine Stabilität mehr. 71,83 Meter, 71,89 Meter, das war’s. Und Esser weinte. „Mir fehlen die Worte“, stammelte er. „Ich kann mich nur bei allen entschuldigen.“ So ähnlich hatte er auch bei der WM 2009 geredet. Da hatte er als Sechster auch seinen Wettkampf verpatzt. Und geweint.

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