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Leichtathletik: Gold auf Eis

Christian Hönicke fragt sich, wer Marion Jones’ Medaillen kriegt.

Marion Jones gibt es nicht mehr. Zumindest nicht im olympischen Kontext. Der Name des einstigen Leichtathletikstars ist aus der Chronik der Olympischen Spiele genauso verschwunden wie die fünf Goldmedaillen aus ihrem Trophäenschrank, die Jones bei den Spielen in Sydney holte. Damit hat das IOC die Konsequenzen aus der Dopingbeichte der US-Amerikanerin gezogen. So weit, so gut.

Der nächste Schritt ist leider nicht ganz so leicht. Es geht darum, was mit dem Vakuum passiert, das Jones hinterlässt. Soll es einfach durch die hinter ihr platzierten Athletinnen gefüllt werden? Die Zweitplatzierte des 100-Meter-Laufs von Sydney war Ekaterina Thanou – jene Griechin, die in Athen vier Jahre später eine dilettantisch inszenierte Unfallklamotte aufführte, um den Dopingfahndern zu entwischen, und danach gesperrt wurde. Es erscheint nachvollziehbar, dass sich das IOC nun Bedenkzeit erbeten hat, bevor es eine derart vorbelastete Athletin als Olympiasiegerin proklamiert.

Diese Diskussion ist freilich rein moralisch, denn sportrechtlich steht Thanou das Gold ohne Wenn und Aber zu. Offiziell des Dopings überführt wurde sie nämlich bis heute nicht. Im Falle eines nachträglichen Olympiasiegs würde allerdings vermutlich die Motivation steigen, der Griechin doch noch etwas nachzuweisen. Vielleicht wäre es daher das Beste für Ekaterina Thanou, wenn sie sich dieser Überprüfung entzieht, indem sie die Goldmedaille von sich aus ablehnt. Das Beste für die Olympischen Spiele und das IOC wäre es in jedem Fall.

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