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Sport: Leichtathletik-Meeting: Ein Sender fühlt sich verpflichtet

Astrid Kumbernuss startet, die Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Kugelstoßen, Karsten Kobs startet, der Weltmeister im Hammerwurf, Justyna Bak startet auch, die Weltrekordlerin aus Polen über 3000 m Hindernis. Sicher, sie startet heute nur über 1500 m, aber immerhin, sie läuft, und so oft sehen sie Weltrekordler ja nicht in Cottbus, beim traditionellen Leichtathletik-Meeting (Beginn 17 Uhr 15).

Astrid Kumbernuss startet, die Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Kugelstoßen, Karsten Kobs startet, der Weltmeister im Hammerwurf, Justyna Bak startet auch, die Weltrekordlerin aus Polen über 3000 m Hindernis. Sicher, sie startet heute nur über 1500 m, aber immerhin, sie läuft, und so oft sehen sie Weltrekordler ja nicht in Cottbus, beim traditionellen Leichtathletik-Meeting (Beginn 17 Uhr 15). Eigentlich können die Zuschauer sowieso froh sein, dass sie heute überhaupt jemanden sehen im Cottbuser Sportzentrum. Denn so knapp vor dem Aus wie in diesem Jahr stand das Leichtathletik-Meeting wohl schon lange nicht mehr. Rund 40 000 Mark haben Ulrich Hobeck, dem Veranstalter, bis vor kurzem noch gefehlt, irgendwie hat er sie dann doch noch zusammen bekommen. Aber er hat auch noch 20 000 Mark vom Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) erhalten, und damit konnte er eigentlich nicht rechnen. "Das", sagt Steffen Simon, der Sportchef des ORB, "haben wir aus Liebe zur Leichtathletik gemacht. Ohne den ORB würde das Meeting nicht stattfinden."

Gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, immerhin beträgt der Gesamtetat rund 385 000 Mark. Fest steht allerdings, dass die 20 000-Mark-Spritze Hobeck sehr gut tut. Vor allem, weil sie einigermaßen überraschend kommt. Denn normalerweise würde der ORB gar nichts zahlen. Weshalb auch? "Die Übertragung liegt im Interesse der Sponsoren. Dadurch kann der Veranstalter Geldgeber finden", sagt Simon.

Normalerweise zahlt allerdings zumindest ein Sender auch Geld an Hobeck. Das ist Eurosport, das live sendet und eine europaweite Ausstrahlung hat. Da liegen die Dinge anders als beim ORB. Aber in diesem Jahr hat Eurosport abgewunken. Der Sender hat kein Interesse an der Ausstrahlung, und deshalb stand Hobeck auf dem Schlauch. Die Eurosport-Einnahmen fehlten.

Eurosport ist eigentlich nur Kunde, wie der ORB auch. Die Produktion der TV-Bilder übernimmt eine freie Firma, die vom Veranstalter beauftragt wird. Die bietet die TV-Bilder den interessierten Sendern an. Eurosport hatte die bisher live übernommen, der ORB schnitt sie für eine Aufzeichnung zusammen. Hobeck fand in diesem Jahr zwar eine Produktionsfirma, die ihm die Bilder für rund 60 000 Mark erstellt, weit unter dem üblichen Marktpreis. Der Tagesspiegel hatte am 24. Juni irrtümlich berichtet, Hobeck habe sich gegenüber dem ORB zur Zahlung von 40 000 Mark verpflichten müssen, nachdem der ORB ursprünglich 60 000 Mark für die Übertragung verlangt habe.

Im Gegenteil: Simon war zur Hilfe bereit, "weil das Cottbuser Meeting für Brandenburg ein Highlight ist und wir eine Art moralische Verpflichtung spürten", sagt Simon, habe er sich hausintern um Geld bemüht und 20 000 Mark bewilligt bekommen. Im vergangenen Jahr, als Hobeck auch wieder ziemlich klamm war, schoss der ORB aus dem gleichen Grund Geld zu, ebenfalls 20 000 Mark. Damals hatte der Veranstalter allerdings weniger finanzielle Sorgen: Eurosport war noch auf Sendung.

Aber nach diesem Jahr ist Schluss mit den öffentlich-rechtlichen Finanzspritzen, zumindest mit denen vom ORB. Das sagt Simon sehr deutlich, er sagt aber auch, dass er sich ab 2002 sowieso nicht mehr in der Verantwortung sieht. Im nächsten Jahr soll das ZDF übertragen.

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