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Harting

© dpa

Leichtathletik: Robert Harting: Heftig am Limit

"Ich bin kein einfacher Typ, aber ich bringe Leistungen": Diskuswerfer Harting besetzt immer mehr die Rolle eines unbequemen Typen.

Beim dritten Versuch plumpst der Diskus nur noch einen Meter neben das Schild in den Sand, näher kommt Robert Harting nicht mehr. Das Schild mit dem Istaf-Emblem haben sie am Dienstag in den Sand am Bundespressestrand gerammt, rund 30 Meter von dem Podest entfernt, auf dem Harting wirft. Wenn er das Schild getroffen hätte, dann hätte er klar gewonnen, aber ein Meter daneben reicht auch. Hartings Bruder hat zwei Meter vorbeigeworfen.

Ein PR-Gag, Zielwerfen mit dem Vize-Weltmeister im Diskuswerfen und seinem talentierten Bruder, eine kleine Inszenierung vor dem Istaf, dem Leichtathletik-Meeting am Sonntag im Berliner Olympiastadion. Harting mag solche Inszenierungen. Er forderte schon mal Diskuswerfen am Strand, er, verkleidet als Riesentomate, gegen Urlauber. Istaf-Meetingdirektor Gerhard Janetzky steht neben dem Podest, er mag Harting. „Er hat Ecken, er ist authentisch. Die deutsche Leichtathletik braucht solche Typen.“ Besonders authentisch war Harting, als er seine Kollegen Möllenbeck und Riedel als Säufer und Egozentriker bezeichnete. Dafür hat sich Harting entschuldigt, aber er sagt auch: „Ich bin kein einfacher Typ, aber ich bringe Leistungen, deshalb muss man bei mir Abstriche machen.“ In Halle an der Saale hat der 23-Jährige am Samstag 67,63 Meter geworfen, persönliche Bestleistung. 68 Meter sind das erklärte Saisonziel des Berliners.

Bei Harting verschwimmt allmählich die Grenze zwischen Inszenierung und Authentizität. Seit er Erfolg hat, seit er bei der WM 2007 Silber gewann, seit er registrierte, dass er mehr Aufmerksamkeit genießt als früher, da ist nicht immer klar, wie viel Kalkül in seinen Sätzen steckt. Am authentischsten dürften noch seine Beschimpfungen sein. Janetzky hatte er nach seinem WM-Silber wüst attackiert, weil der Meeting-Chef beim Istaf 2007 lieber Frauen-Speerwerfen als Diskuswerfer der Männer ins Istaf-Programm 2007 genommen hatte. Der Sportchef hat ihm längst verziehen.

Harting entwickelt sich zu einem Typen, zweifellos. Erfolg paart sich mit dem Bild eines Unangepassten. Ein neuer Sponsor habe ihn unter Vertrag genommen, „weil der mich nicht bloß als Sportler sieht. Bei dem muss ich mich nicht verbiegen“, sagt Harting. „Ansonsten hieß es immer: Wir unterstützen dich, aber du musst freundlich reden.“

Harting redet durchaus nicht unfreundlich, jedenfalls wenn er sich nicht psychisch und physisch „am Limit“ empfindet. Aber wenn der Stress zu groß ist, dann kann halt „etwas aus dem Ruder laufen“. Aber noch ist Harting unbekannt genug, dass man viele seiner Sätze gar nicht registriert. Wie unangepasst er bleibt, wenn er prominenter wird und die Reaktionen deutlicher ausfallen, das ist die viel interessantere Frage.

Im Moment gibt aber sogar seine Trainingshose Hinweise auf seine Rolle. „DERHARTING.DE“ steht drauf. Seine Internetadresse. Nicht etwa bieder „Robert-Harting.de“. Warum nicht? „Weil ich nicht mit dem Mainstream gehe.“

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