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Leichtathletik: Speerwerfen wie Nadal gegen Federer

Der Finne Tero Pitkämäki und der Norweger Andreas Thorkildsen duellieren sich schon seit fast einem Jahrzehnt - und treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen.

Als der Stadionsprecher ihn aufruft, wird aus einem fachkundigen Publikum auf einmal ein fanatisches. Andreas Thorkildsen – der Name reicht, um die Menge zum Brüllen zu bringen. Denn er wohnt bei ihnen in Oslo um die Ecke und ist ihr starker Mann in der Leichtathletik. In Athen und Peking hat er jeweils die olympische Goldmedaille gewonnen, und das im Speerwerfen, nach dem fast ganz Skandinavien verrückt ist. Thorkildsen winkt fröhlich dem Publikum im Bislett-Stadion zu, bevor der Speerwurf bei diesem Meeting der Golden League beginnt. Der Sieg soll in der Stadt bleiben. Doch es gewinnt der Finne Tero Pitkämäki und verneigt sich vor dem Publikum, als bitte er um Entschuldigung für den abgeluchsten Sieg.

Thorkildsen ist schließlich auch nur der eine Teil einer scheinbar endlosen Fortsetzungsgeschichte in der Leichtathletik. Der andere ist Pitkämäki. Thorkildsen gegen Pitkämäki, das ist wie Federer gegen Nadal im Tennis. „Wir werfen gegeneinander seit 2000“, sagt Pitkämäki. Die ersten drei Jahre habe Thorkildsen noch einen Vorsprung gehabt, „aber dann habe ich ihn eingeholt“, sagt Pitkämäki, und lächelt ein wenig verlegen. Selbstbewusst tritt der Finne nur auf, wenn er einen Speer in der Hand hält. Diese Rolle überlässt er Thorkildsen.

Pitkämäki ist der Bodenständigere der beiden, er hat inzwischen einen Abschluss als Elektroingenieur gemacht. Viel über sich redet er ohnehin nicht, Thorkildsens Privatleben ist dagegen schon deshalb ein bisschen öffentlich, weil er mit der norwegischen Hürdenläuferin Christina Vukicevic liiert ist. Und während Pitkämäki sich als Manager einen Finnen ausgesucht hat, lässt sich Thorkildsen vom Schweden Daniel Wessfeldt betreuen, der eher für den Glamourfaktor der Branche steht und auch die russische Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa unter Vertrag hat.

Wie nah sich die beiden dagegen sportlich sind, zeigt ihre persönliche Bestweite, Thorkildsens beträgt 91,59 Meter – sechs Zentimeter mehr als Pitkämäkis. „Wir treiben uns gegenseitig zu guten Leistungen“, sagt Pitkämäki. Das Verhältnis zwischen beiden habe sich jedenfalls über die Jahre nicht groß verändert. Zwischen dem 27 Jahre alten Thorkildsen und dem 26 Jahre alten Pitkämäki geht es weiter hin und her. Bei den Europameisterschaften 2006 landete Thorkildsen vor Pitkämäki, bei der WM 2007 in Osaka war es umgekehrt, weshalb Pitkämäki in Finnland sogar vor Formel-1- Weltmeister Kimi Räikkönen zum Sportler des Jahres gewählt wurde. Bei Olympia in Peking war dann wieder der Norweger vorne, Pitkämäki gewann Bronze.

In diesem Jahr ist wohl Pitkämäki dran, das Istaf in Berlin hat er schon gewonnen, und nun auch die Bislett Games in Oslo mit 84,63 Meter. Thorkildsen landete auf Platz drei mit 83,15 Meter. Zwischen die beiden hatte sich mit 83,54 Meter noch der Finne Teemu Wirkkala geschoben. Thorkildsen ist schließlich nicht ganz in Form. Die ganze Woche über plagten ihn Schmerzen an der Leiste. „Wir werden noch entscheiden, ob ich in der nächsten Woche in Rom starte“, sagt er. Die Zeitung „Aftenposten“ titelte schon besorgt: „WM-Vorbereitung in Gefahr.“

Pitkämäki dagegen will in Rom seinen dritten Sieg der diesjährigen Golden League erreichen und sich damit die Chance auf den Jackpot von einer Million Dollar erhalten. Dafür bräuchte er Siege bei allen sechs Meetings. Und als Antrieb für weite Würfe vielleicht auch seinen Rivalen Thorkildsen.

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