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Sport: Leichtathletik-WM: Gnadenlose Willkommensgrüße

Olga Jegorowa ist die erste Weltmeisterin dieser Titelkämpfe, die im Ziel mit Pfiffen und Buhrufen empfangen wurde. Allerdings gab es von den Zuschauern auch Beifall für die Russin, die im Vorfeld der Leichtathletik-WM positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden war.

Olga Jegorowa ist die erste Weltmeisterin dieser Titelkämpfe, die im Ziel mit Pfiffen und Buhrufen empfangen wurde. Allerdings gab es von den Zuschauern auch Beifall für die Russin, die im Vorfeld der Leichtathletik-WM positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden war. Aufgrund eines Fehlers im Labor in Paris sah sich der Leichtathletik-Weltverband IAAF jedoch gezwungen, die Russin laufen zu lassen. Die Wissenschaftler hatten nur den Urin untersucht, nicht, wie vorgeschrieben, auch das Blut. Nun wurde die Russin über 5000 m in 15:03,39 Minuten Weltmeisterin vor der Spanierin Marta Dominguez und erhält dafür eine Prämie von 60 000 Dollar. Auf eine Ehrenrunde ist die Siegerin allerdings nicht gegangen: "Das habe ich vergessen", sagte Olga Jegorowa, die zu der positiven A-Probe meinte: "Das konnte nur ein Fehler sein. Ich fühle mich nicht schuldig."

Zum Thema Fotos von der Tartanbahn: Die Leichtathletik-WM in Bildern "Ich verstehe nicht, wie das geht. Das ist doch eine WM und keine Kreismeisterschaft", sagte Irina Mikitenko (Eintracht Frankfurt), die trotz einer Knieverletzung sehr gute Fünfte (15:13,93 Minuten) geworden war, zum Start von Jegorowa. "Dass sie laufen durfte, ist ein ganz schlechtes Beispiel für die Jugend." Mikitenko, die aus Kasachstan nach Deutschland gekommen war und seit 1998 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, meinte zudem: "Ich glaube, der russische Verband macht überhaupt keine Dopingkontrollen." Mindestens alle zwei bis drei Monate, meinte Olga Jegorowa jedoch, sei sie innerhalb des letzten Jahres im Training kontrolliert worden.

Noch schärfer als Mikitenko hatten zwei andere Athletinnen protestiert. Als die 5000-m-Vorläufe stattfanden, rollte die britische Cross-Weltmeisterin Paula Radcliffe mit ihrer Teamgefährtin, der 1500-m-Läuferin Hayley Tullett, auf der Tribüne ein Plakat aus: "Epo Cheats Out" - Epo-Betrüger raus. Der Schriftzug galt natürlich Olga Jegorowa. Einige Runden lang hielten Radcliffe und Tullett ihr Plakat gut sichtbar. Damit erreichten sie ihr Ziel, denn Fotos dieser Aktion wurden über Nachrichtenagenturen verbreitet, und das Plakat war im Fernsehen zu sehen. Befragt zu der Aktion anwortete Olga Jegorowa: "Ich wünsche Paula Radcliff alles gute - Sport ist Sport."

Im Vorfeld hatten sowohl Paula Radcliffe als auch die 5000-m-Titelverteidigerin Gabriela Szabo (Rumänien) einen Startverzicht erwägt, sollte Olga Jegorowa bei der WM laufen dürfen. Zu dieser Zeit war allerdings nicht bekannt, was wirklich mit der Probe in Paris geschehen war. Paula Radcliffe trat dann über 10 000 m ebenso an wie Gabriela Szabo, die nach ihrem 1500-m-Sieg bereits im Vorlauf über 5000 m mit Olga Jegorowa gerannt war. Zwei Tage vor dem 5000-m-Start hatte sich Gabriela Szabo entschieden zu laufen. Ihr fehlte nach dem 1500-m-Sieg jedoch die Kraft, um im 5000-m-Finale ihren Titel zu verteidigen. Sie wurde Achte und meinte: "Jegorowa ist für mich hier nicht die Weltmeisterin."

Szabos Manager Jos Hermens glaubt, dass Jegorowa auch im Finale von früheren Epo-Spritzen profitiert hat. "Das wirkt noch", meinte Hermens und fügte hinzu: "Aber Jegorowa muss jetzt bei den Meetings in Zürich, Brüssel und Berlin sowie bei den Goodwill Games getestet werden."

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