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Leichtathletik-WM: Gold für Franka Dietzsch

Diskus-Dame Franka Dietzsch hat den großen Wurf gelandet und den deutschen Leichtathleten am Donnerstag bei den Weltmeisterschaften in Helsinki das erste Gold beschert.

Helsinki (11.08.2005, 21:43 Uhr) - Zum neuen Sprintkönig krönte sich der Amerikaner Justin Gatlin, der nach dem Sieg über 100 Meter auch auf der doppelten Distanz triumphierte. Die deutschen Stabhochspringer sind dagegen wieder einmal hart gelandet und müssen nun mindestens bis zum Jahr 2007 auf ihre erste Medaille in der WM-Geschichte warten.

Hürdensprinterin Kirsten Bolm lief nur um 6/100 Sekunden an Bronze über 100 Meter Hürden vorbei. 200-Meter-Spezialist Tobias Unger wurde wie bei Olympia auch im WM-Finale Siebter. Nach Bronze für Kugelstoßer Ralf Bartels und Diskuswerfer Michael Möllenbeck hatte das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) nach sechs von neun Wettkampftagen drei Medaillen erkämpft.

Sechs Jahre nach ihrem ersten Triumph in Sevilla stand Franka Dietzsch wieder auf dem Siegerpodest ganz oben. Die 37-Jährige vom SC Neubrandenburg zeigte bei ihrer achten WM-Teilnahme, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört. Für 66,56 Meter kassierte die Bankangestellte nicht nur ihr zweites WM-Gold, sondern noch 60 000 Dollar. «Ich bin sprachlos, so erlebt man mich selten. Dass es reicht, hätte ich nie zu träumen gewagt. Das ist der Gipfel», jubelte Dietzsch und hüpfte vor Freunde quer durchs Olympiastadion.

Olympiasiegerin Natalja Sadowa (Russland) musste sich mit 64,33 m ebenso klar geschlagen geben wie die tschechische Favoritin Vera Cechlova (63,19). «Vor einem Jahr sind wir beide praktisch ausgemustert worden, jetzt sind wir Weltmeister», jubelte Dietzsch- Trainer Dieter Kollark.

DLV-Rekordmann Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg) stand als Siebter mit 20,81 Sekunden in einem historischen Finale: Erstmals in der WM- Geschichte seit 1983 gab es durch das glänzende US-Quartett einen vierfachen Triumph. 100-m-Olympiasieger Gatlin gewann in 20,04, nach ihm flogen Wallace Spearmon (20,20), John Capel (20,31) und Tyson Gay (20,34) ins Ziel. «Ich bin glücklich mit dem siebten Platz, aber ich habe mir ein bisschen mehr erhofft», gab Unger zu.

Stabartist Tim Lobinger (Köln) scheiterte bei Wind und Wetter im Finale drei Mal an 5,65 Meter und musste sich mit 5,50 wie vor zwei Jahren in Paris mit Platz fünf bescheiden. Auch Danny Ecker packte maßlos enttäuscht seine Stäbe ein. Der 28 Jahre alte Leverkusener leistete sich schon bei seiner Anfangshöhe von 5,50 m einen «Salto nullo»; ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt war dies auch seinem Clubkollegen Lars Börgeling bereits im Vorkampf (5,45 m) passiert.

Das erste WM-Gold für die Niederlande holte sensationell Rens Blom; bei der Wind- und Regenlotterie zog er das große Los und schockte die Konkurrenz mit 5,80 Meter. Silber gewann der Amerikaner Brad Walker (5,75) vor dem Russen Pawel Gerassimow (5,65). «Die Bedingungen waren einfach beschissen. Ich wäre lieber in der Qualifikation rausgeflogen, als drei Mal die Anfangshöhe nicht zu schaffen», jammerte Ecker.

Kirsten Bolm schaute mit einem Achselzucken auf die Anzeigetafel im Olympiastadion - das war knapp. 12,82 Sekunden reichten schließlich für die 30-Jährige aus Mannheim zu einem ausgezeichneten vierten Platz. Weltmeisterin wurde Michelle Perry (USA) in 12,66 vor Delloreen Ennis-London (Jamaika/12,76). Der neue Dreisprung- Weltmeister kommt aus den USA: Walter Davis holte sich den Titel mit 17,57 Meter.

Regen, Wind und Kälte werden die Jubiläums-WM in der finnischen Hauptstadt wohl noch bis zum Samstag, dem vorletzten Wettkampftag, begleiten. Das deutsche Team präsentierte sich wesentlich besser - und freundlicher. «Wir haben Überraschungen versprochen, und wir haben Überraschungen erlebt», sagte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer des DLV. «Insgesamt überwiegt das Positive, aber es gab auch Enttäuschungen.» (tso)

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