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Im Rennen im Gewimmel, am Ende ganz weit vorne. Gesa Krause profitierte unter anderem von Höhentrainingslagern in Kenia.

© dpa/Kappeler

Leichtathletik-WM in Peking: Gesa Felicitas Krause: Besser mit Hindernis

Gesa Felicitas Krause gewinnt die erste deutsche WM-Einzelmedaille für Deutschland im Laufen seit 14 Jahren.

Im Ziel schlug Gesa Felicitas Krause erst einmal die Hände vors Gesicht – und ließ sie da eine ganze Weile. Ungläubig stand die 23-Jährige auf der Bahn des Vogelnest-Stadions von Peking und nahm nahezu regungslos die Glückwünsche ihrer Konkurrentinnen entgegen. Irgendwann hatte sich die deutsche Langstreckenläuferin wieder gefangen, sammelte eine schwarz-rot-goldene Fahne ein und begab sich auf die Ehrenrunde – plötzlich wieder so leichtfüßig wie zuvor im Rennen über 3000 Meter Hindernis.

Völlig überraschend hatte die Deutsche Meisterin in der Zeit von 9:19,25 WM-Bronze gewonnen, Weltmeisterin wurde Hyvin Jepkemoi aus Kenia vor Habiba Ghribi aus Tunesien. Nach dem letzten Hindernis lag Krause sogar noch in Führung, im Schlussspurt musste sie sich den beiden Afrikanerinnen aber hauchdünn geschlagen geben. Krauses Erfolg bedeutet die erste Laufmedaille im Einzel bei einer WM für Deutschland seit 14 Jahren, 2001 hatte Ingo Schultz Silber über 400 Meter gewonnen.

„Wir sind relativ langsam angegangen, es war eigentlich nur ein Belauern“, sagte Krause über den Verlauf des Finals. „Als ich gemerkt habe, dass es nicht ganz so schnell ist, habe ich gedacht: Das ist dein Rennen, Augen auf und konzentriert bleiben!“ Sie habe sich dann „ganz gut durchgeschlängelt und positioniert“ und sich am Ende für die harte Arbeit im Training belohnt. Allein fünfmal in diesem Jahr war die Läuferin der LG Eintracht Frankfurt bereits im Höhentrainingslager, zuletzt in Davos, davor in der kenianischen Läuferschmiede Iten. „Da steht Laufen im Vordergrund, da braucht man nichts anderes als seine Laufschuhe und ein paar Sportklamotten. Und dann wird halt gelaufen“, sagte Krause über das Training in Kenia. Das sei teilweise sehr hart, „weil man kein Shopping-Center, keine coole Einkaufsstraße und keine Cafés um die Ecke hat“, um sich auch mal abzulenken. „Aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn so ein Resultat dabei rauskommt“, sagte Krause.

Europameisterin Antje Möldner-Schmidt fehlte in Peking verletzt

Bei ihrem ersten Besuch in Iten vor fünf Jahren habe sie noch nicht annähernd mithalten können, inzwischen sei es ihr möglich, auch in der Höhe von 2400 Metern anspruchsvolle Trainingseinheiten durchzuziehen. Bereits für den kommenden November haben sie und ihr Trainer Wolfgang Heinig die nächste Reise nach Kenia gebucht. Krause hat neben dem Höhentraining noch eine weitere Erklärung dafür, warum im Hindernislauf die Medaillen zumindest bei den Frauen nicht immer nur nach Kenia oder Äthiopien gehen, sondern auch US-Amerikanerinnen, Europäerinnen und Nordafrikanerinnen konkurrenzfähig sind. „Hindernislauf ist eine sehr technische Disziplin, da kann man das Knowhow, das wir in Deutschland und Europa haben, gut einsetzen.“ Möglicherweise spielt auch eine Rolle, dass der Hindernislauf bei den Frauen noch eine sehr junge Disziplin ist: Bei einer WM wurde der Wettkampf erstmals 2005 in Helsinki ausgetragen, sein Olympia-Debüt gab er 2008 in Peking. Die amtierende Olympiasiegerin Julia Saripowa aus Russland ist zurzeit wegen Dopings gesperrt.

Bei der Europameisterschaft in Zürich im vergangenen Jahr hatte mit Antje Möldner-Schmidt eine Deutsche sogar den Titel gewonnen, die Europameisterin fehlte in Peking wegen einer Fußoperation. „Ich habe sie im direkten Vergleich noch nie geschlagen, sie ist die beste deutsche Hindernisläuferin und hält den deutschen Rekord“, sagte Krause über Möldner-Schmidt. „Aber ich habe jetzt ja auch ein Ausrufezeichen gesetzt.“

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