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Sport: Leichtathletik-WM: Samba stört den Rhythmus

Der eine konnte nicht laufen, aber springen. Der andere konnte laufen, aber nicht springen.

Der eine konnte nicht laufen, aber springen. Der andere konnte laufen, aber nicht springen. Der Unterschied zwischen beiden betrug am Ende zehn Plätze: Der Australier Dimitri Markow hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton (Kanada) die Goldmedaille im Stabhochsprung gewonnen, dem Leverkusener Danny Ecker blieb statt der erhofften Medaille nur Platz elf. Markow verbesserte sich auf 6,05 m und ist nun mit dem Russen Maksim Tarasow der zweitbeste Springer aller Zeiten hinter Sergej Bubka (Ukraine). Ecker, der im vergangenen Winter zum ersten Mal die 6,00 m übersprungen hatte, kam nicht über 5,65 m hinaus.

Zum Thema Fotos von der Tartanbahn: Die Leichtathletik-WM in Bildern Wesentlich besser platzierte sich zwar Michael Stolle, doch auch ihm stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Als Vierter verpasste er mit 5,85 m - wie schon bei den Olympischen Spielen in Sydney - eine Medaille haarscharf. Richard Spiegelburg, der dritte Leverkusener im Bunde, wurde Sechster, und so wurde es nichts mit dem geplanten deutschen Höhenflug in Richtung Siegerpodest.

Danny Ecker ging wohl etwas zu ökonomisch an seine Aufgabe heran. Er machte in seinem gesamten Wettkampf nur zwei Sprünge. Und das, obwohl er sechsmal Anlauf nahm. "Mein Sprung über 5,65 Meter war gut, und auch der erste Versuch über 5,85 war nicht schlecht. Aber dann stimmte plötzlich mein Anlauf nicht mehr", erzählte Ecker. Der 24-Jährige lief an, stoppte ab, lief wieder an und stoppte wieder ab - und dann war die Zeit für seinen Sprung abgelaufen. Dasselbe wiederholte sich noch einmal. Und damit war die Weltmeisterschaft für Danny Ecker beendet. Sein Trainer Leszek Klima war zunächst ratlos.

Vielleicht lag Eckers Malheur zum Teil auch daran, dass hoch oben auf den Stadionrängen eine Sambaband mit Trommeln und Blasinstrumenten ein lärmendes Spektakel veranstaltete. "Diese Musik zerstört ja jeden Anlaufrhythmus", empörte sich Heide Rosendahl, die Mutter von Danny Ecker, und schlug entsetzt die Hände vors Gesicht, als ihr Sohn bei 5,85 m plötzlich völlig von der Rolle war. Ecker wollte die Musikuntermalung nicht unbedingt als Entschuldigung für sein Desaster anführen. "Es gibt neben der Anlaufmarkierung noch weitere Marken. Und während ich anlief, merkte ich, dass ich gar nicht den Einstichkasten treffen werde", erzählte Ecker von seinen immer wieder abgebrochenen Versuchen.

Ein ganz anderes Problem hatte der neue Weltmeister Dimitri Markow. Bei der Qualifikation am Dienstag hatte er sich am Fuß verletzt, und einen Tag später konnte er keinen Schritt mehr laufen. "Ich habe am Tag vor dem Finale zehn Stunden lang beim Arzt verbracht", erzählte Dimitri Markow. Weil er nicht wusste, ob der Fuß erneut Probleme bereiten würde, versuchte er mit möglichst wenigen Sprüngen auszukommen und hätte sich dabei fast verkalkuliert. Erst bei 5,75 m begann er den Wettkampf und riss zweimal. "Da wurde ich ziemlich nervös", sagte der 26-Jährige. Doch dann startete er durch zur Goldmedaille und versuchte sich sogar noch dreimal vergeblich an 6,10 m. So wäre er fast in die Regionen seines Idols vorgestoßen: Sergej Bubka, der seine Karriere im vorigen Jahr beendet hatte, hält mit 6,15 m noch den Weltrekord.

In seiner Heimat in Weißrussland hatte Dimitri Markow einst als Hochspringer begonnen. "Ich bin 1,95 Meter hoch gesprungen. Aber ich war zu klein. Ein Freund fragte mich, ob ich es nicht mal mit Stabhochsprung versuchen wolle." So begann seine Karriere, die ihn 1993 nach Moskau führte. Dort arbeitete damals sein Trainer Alex Parnow, der ihn heute noch betreut. Als der Trainer 1997 einen Job in Australien bekam, folgten ihm nicht nur Markow und seine Frau. Auch die Weltklasse-Stabhochspringer Wiktor Tschistjakow und seine Frau Tatjana Grigorjewa reisten nach Australien, wo sie inzwischen in Perth leben. "Da es auf längere Zeit Schwierigkeiten mit der Aufenthaltsgenehmigung gegeben hätte und mir zudem Australien sehr gut gefiel, habe ich mich um die Staatsbürgerschaft bemüht", erklärt Markow. Um keine Sperre zu riskieren, verzichtete er auf den Start bei der WM 1997. Noch als Weißrusse sprang er im Februar 1998 zum ersten Mal über 6,00 m. Einige Monate später war er Australier, und 1999 wurde er Vizeweltmeister in Sevilla. Ob die Medaille auch zu einem kleinen Teil Weißrussland gehört, wurde Markow gefragt. "Nein, die Medaille gehört Australien. Ich bin stolz, ein Australier zu sein." Vor der WM war Dimitri Markow gefragt worden, mit welcher Höhe man Weltmeister werden könnte. Er antwortete damals: "Schwer zu sagen, vielleicht mit 5,90 Meter oder auch 5,85. Aber ich glaube, 6,05 Meter sollten gut genug sein." Wie Recht er da doch hatte.

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