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Sport: Leichter Schmutz

Jörg Wenig über das Glück der Kelli White Der gestrige Mittwoch war ein besonderer Tag für Kelli White. Die USSprinterin wird wohl zwei Goldmedaillen verlieren – und hat dennoch großes Glück gehabt.

Jörg Wenig über

das Glück der Kelli White

Der gestrige Mittwoch war ein besonderer Tag für Kelli White. Die USSprinterin wird wohl zwei Goldmedaillen verlieren – und hat dennoch großes Glück gehabt. Sie hatte bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften von Paris die Goldmedaillen über 100 und 200 Meter gewonnen, doch in einer Dopingprobe fand sich ein Stimulanzmittel. Kelli White hatte das Medikament Provigil eingenommen. Dieses steht zwar noch nicht auf der Dopingliste des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), doch der Inhaltsstoff Modafinil gehört zu stimulierenden Substanzen. Da es einen Fall mit diesem Medikament noch nicht gab, musste das Mittel erst eingeordnet werden. Genau das geschah am Mittwoch.

Diese Einordnung aber ist das Glück der Kelli White: Modafinil ist demnach der Gruppe der leichteren Stimulanzmittel zuzuordnen. Wäre es ein starkes Stimulanzmittel gewesen, hätte Kelli White wie bei einem normalen Dopingfall eine Zweijahressperre gedroht. Bei leichten Stimulanzmitteln hingegen wird der Athlet nur vom Wettkampf disqualifiziert. Das würde in diesem Fall bedeuten, dass Kelli White ihre Goldmedaillen zurückgeben muss. Aber sie könnte schon morgen beim Golden-League-Meeting in Brüssel wieder starten.

Das Reglement ist auf den ersten Blick irreführend: Kelli White wurde positiv getestet, wurde von der WM disqualifiziert und wird dennoch nicht gesperrt. Gewiss, der durch das Mittel verschaffte Vorteil dürfte gering gewesen sein, und die Dopingprobe nach Whites 200-m-Sieg war offenbar negativ. Warum also, mag man sich fragen, muss sie wahrscheinlich beide Medaillen zurückgeben?

Es geht um mehr als zwei Goldmedaillen. Es geht um das Prinzip eines sauberen Sportes. Keine Strafe würde einer Einladung an alle Athleten gleichkommen, derartige Mittel zu benutzen. Der Fall Kelli White ist aber mit der gestrigen Klassifizierung des Medikamentes noch nicht beendet. Die Athletin muss vor einer Entscheidung die Gelegenheit zu einer Erklärung haben. Auf einer Pressekonferenz in Paris hatte sich Kelli White bereits geäußert. Aufgrund eines Krankheitsbildes, das neben ihr weitere Familienmitglieder haben, sei ihr das Medikament vom Arzt verordnet worden. Kelli Whites Fehlverhalten liegt darin, dass sie das Mittel vor dem Dopingtest nicht angegeben hat. Ihre Entschuldigung: Es stehe nicht auf der Dopingliste, sie habe es einfach vergessen. Nun muss jeder selber entscheiden, ob er Kelli White glaubt.

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