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Sport: Leichter Start, schwerer Start

Nach einer überzeugenden ersten Hälfte kommt Bayern München zu einem mühsamen 2:1 in Rostock

Der Start zur Abschiedstournee gelang, aber er fiel überraschend schwer. Zum letzten Mal gastierten Torhüter Oliver Kahn und Trainer Ottmar Hitzfeld gestern mit dem FC Bayern in Rostock. Zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde feierte der Spitzenreiter den erwarteten Sieg, tat sich dabei aber schwerer als erwartet. 2:1 (2:0) hieß es am Ende vor 29 000 Zuschauern im ausverkauften Ostseestadion. Und das auch nur, weil Hansa Rostock die erste Halbzeit in einer Mischung aus Respekt und Unbeholfenheit komplett verschlafen hatte.

Allein in dieser ersten Hälfte demonstrierten die Münchner die ihnen angemessene Souveränität. Zehn Minuten benötigten sie zur Akklimatisierung – der Rasen im Ostseestadion war vielleicht zum Anbau von Kartoffeln geeignet, nicht aber für ein technisch anspruchsvolles Fußballspiel. Dann aber waren die Bayern warm und schlugen sofort zu. Ribéry köpfte auf Klose, der spitzelte weiter in den Lauf von Zé Roberto, dessen Flanke von der linken Seite den mittlerweile unbehelligt in den Strafraum gesprinteten Ribéry fand. Der kleine Franzose hatte keine Mühe, den Ball vom Fünfmeterraum über die Torlinie zu bugsieren.

Es war dies der Auftakt zu einem Potpourri der gedanklichen und technischen Fehlleistungen im Rostocker Abwehrverbund. Der sollte von Gledson organisiert werden, doch der zurückgekehrte Brasilianer startet gerade seine Eingewöhnungsphase in der Bundesliga und war nach einem halben Jahr auf der Tribüne des VfB Stuttgart selten auf der Höhe des Geschehens. Hansa bekam das Spiel zwischen Strafraumgrenze und Mittellinie nie in den Griff. Einmal lief Klose nach van Bommels Zuspiel allein auf Hansas Tor, suchte aber nicht selbst den Abschluss, sondern den mitgelaufenen Toni, der damit nun überhaupt nicht gerechnet hatte. Beim nächsten Mal schoss Klose knapp am linken Pfosten vorbei, dann war Toni an der Reihe, doch auch sein Schuss verfehlte knapp das Tor.

Hansa hatte all dem wenig entgegenzusetzen, mal abgesehen von einem Kopfball Rahns, bei dem Kahn aber keine Mühe hatte. Glück hatte der FC Bayern, als Lucio im Strafraum den Rostocker Yelen mit dem Unterarm im Gesicht traf – unabsichtlich, aber mancher Schiedsrichter hat in vergleichbaren Situationen schon auf Elfmeter entschieden. Florian Meyer ließ das Spiel weiterlaufen.

Die Bayern spielten in aller Seelenruhe weiter, und wahrscheinlich haben sie sich ein wenig gewundert, wie leicht sie zum zweiten Tor kamen. Aus der eigenen Hälfte schlug van Bommel einen Freistoß nach vorn, direkt auf Toni, der den Ball mit der ersten Bewegung stoppte und mit der zweiten in die rechte Ecke jagte. Kurz vor der Pause sah das so sehr nach einer Vorentscheidung aus, dass sich Trainer Hitzfeld den Luxus gönnte, seinen etwas angeschlagenen Star Ribéry in der Kabine zu lassen. Doch es wurde noch einmal spannend durch Hansas schnelles Anschlusstor. Kern erzielte es, nachdem er zuvor an Kahn gescheitert war und Rahn aus spitzem Winkel die Latte getroffen hatte. Zé Roberto schaute dabei teilnahmslos zu und wurde von seinem Torhüter mit einer Schimpfkanonade bedacht.

Dieses Tor war das Signal, auf das Hansa gewartet hatte. Jetzt lief das Rostocker Spiel, technisch nicht allzu schön anzuschauen, dafür umso kraftvoller. Das Münchner Konzept reduzierte sich fortan darauf, so viel Personal wie nur möglich in der eigenen Hälfte zu versammeln. Im Spiel nach vorn gelang so gut wie gar nichts mehr. „Es sah nicht mehr so souverän aus wie in der ersten Halbzeit“, sagte van Bommel. Erst in den letzten Minuten zeigten die Bayern wieder ein bisschen mehr Präsenz. Toni verstolperte zehn Minuten vor Schluss einen Konter. Mehr war nicht. Eine im Angriff besser besetzte Mannschaft hätte den Bayern wahrscheinlich einen Punkt abgeknöpft. Das verspricht einiges für Teil zwei auf der Abschiedstournee der Herren Kahn und Hitzfeld – am nächsten Spieltag gegen den angriffslustigen SV Werder Bremen.

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