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Sport: Leidenschaft steckt an

Connors führt Roddick zurück zu alter Stärke

New York – An das, was er fühlte, bevor er Jimmy Connors das erste Mal gegenübertrat, erinnert sich Andy Roddick genau: „Ich hatte Angst. Man hört so viele Dinge, und man weiß um seine Reputation.“ Die einen haben ihn als Boxer auf dem Tennisplatz beschrieben, die anderen schlicht als Rüpel. Heute noch kann Connors, der seine Profikarriere 1993 beendete, dreinblicken, als würde er zum Frühstück kleine Kinder verspeisen. So guckt der 54-Jährige bisweilen auf der Tribüne im Arthur-Ashe-Stadion bei den US Open, wenn sein 30 Jahre jüngerer Schützling Roddick sich einen dummen Fehler leistet. Inakzeptabel. Genauso wie Entschuldigungen für mangelnden Einsatz. Doch mit Connors hat Roddick, der im Achtelfinale den Deutschen Benjamin Becker besiegte, wieder Erfolg: 15 von 16 Partien gewann er. Sein Turniersieg Ende August in Cincinnati war der erste seit fast zwei Jahren.

In New York spielen sie in Regenpausen vor dem Stadion die alten Heldenstücke. Eines davon zeigt Connors’ Duell mit Aaron Krickstein in der vierten Runde der US Open 1991. Der Mann aus Belleville, Illinois, mit der mächtigen Rückhand und dem neonfarbenen Schläger, brüllt sich selbst nach vorne, gibt keinen Ball verloren, nie. Er spielt mit dem Publikum, und als er schließlich gewonnen hat, imitiert er mit dem Zeigefinger eine Pistole und schießt in die Menge. Nachdem ihn John McEnroe im Wimbledonfinale 1984 vom Platz gefegt hatte, fragte jemand, ob er anerkenne, dass McEnroe der bessere Spieler sei. „Niemals!“, war die Antwort.

Connors hatte sich aus dem Tennisgeschäft weitgehend zurückgezogen. Zusammen brachten ihn und Roddick ihre Manager, die befreundet sind und glaubten, dass sich ein starkes Team schmieden ließe. Einen Monat nach Roddicks Vorstellungsgespräch bei Connors in Kalifornien tauchte dieser in Roddicks Haus in Austin, Texas auf, triezte ihn auf dem Tennisplatz und legte nach getaner Arbeit die Füße auf den Wohnzimmertisch, schaltete den Fernseher an und öffnete eine Dose Bier. Dann spielten sie Billard und Poker bis tief in die Nacht. Eine Verjüngungskur für den einen, eine Lehrstunde für den anderen. Was genau Connors ihm beibringt, darüber schweigt sich Roddick aus. Er sagt nur: „Es ist definitiv erfrischend. Die Leidenschaft, die er mitbringt, ist riesig. Und ansteckend.“

Die wirkliche Bewährungsprobe der jungen Zweckgemeinschaft steht erst an, sollte Roddick wieder in alte Passivität verfallen. „Ich bin sicher, dass er es Leute deutlich wissen lässt, wenn sie seine Sympathien verscherzt haben“, sagt Roddick, „glücklicherweise ist es noch nicht so weit gekommen.“

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