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Sport: Leise - laut - leise

Schalke verspielt beim 2:2 leichtfertig eine 2:0-Führung gegen den FC Bayern

Mirko Slomka hat viel gewagt und wenig gewonnen. Im Spiel gegen den FC Bayern verzichtete der Trainer des FC Schalke 04 auf Stammtorwart Frank Rost, der zuletzt schwächelte. Ohne ihre Nummer eins wähnten die Westfalen sich schon auf dem richtigen Weg, vermochten aber einen Zwei-Tore-Vorsprung nicht zu behaupten. Beim 2:2 gegen den FC Bayern, der seit acht Jahren nicht in Schalke gewonnen hat, war der furiose Beginn der Heimelf nur die halbe Wahrheit. Am Ende ertönten von den Rängen sogar wieder Pfiffe. „Wir haben von beiden Mannschaften unterschiedliche Gesichter gesehen“, sagte Slomka nach dem Schlusspfiff. Sein Münchner Gegenüber Felix Magath wertete das Unentschieden als Erfolg. „Wir können uns als Sieger des Wochenendes fühlen.“

Die blaue Wand hinter dem Tor auf der Nordseite, sonst ein Ort des Getöses, war zunächst eine Menschenmauer des Schweigens gewesen. Unter den Fans des FC Schalke hatte sich viel Frust angestaut. Das Fan-Motto für die ersten neunzehn Minuten und vier Sekunden (in Anlehnung an das Gründungsjahr des Vereins) stand auf einem großen Transparent geschrieben: „Schalke ohne Leidenschaft?! – Ihr macht uns sprachlos.“ Die Profis aber platzten in die Stille. In der vierzehnten Minute schoss Peter Lövenkrands Schalke in Führung. Die unsortiert wirkende Bayern-Abwehr ließ dem dänischen Stürmer, der im Fünfmeterraum lauerte, die Freiheit, den Ball aus zwei Metern am machtlosen Torwart Oliver Kahn vorbei zu schieben. Trotz der willkommenen Ruhestörung blieben die Fans standhaft und schwiegen. Als die neunzehnte Minute zur Hälfte vorüber war, wurde das Ende des Schweigens durch heftiges Klatschen eingeläutet. Dann geschah das Wundersame: Die Fans setzten gerade dazu an, den ausgefallenen Jubel über den Führungstreffer nachzuholen, da wuchtete Lewan Kobiaschwili den Ball in den Winkel des Münchener Tores – zwei Sekunden nachdem das Gebrüll eingesetzt hatte. Die Mehrheit der 61 482 Zuschauern verwandelte die Arena wieder in einen lauten Tiegel der Emotionen. „Schalke ohne Leidenschaft!? Nicht mit uns“ – hieß das neue Motto, nicht nur auf dem Transparent, das umgehend aktualisiert worden war.

Anders als viele Schalker waren die Bayern weit über die ominöse zwanzigste Minute hinaus ruhig geblieben, ruhiger, als ihnen lieb sein konnte. Sie ließen sich viel Zeit damit, zum Gegenschlag auszuholen. Manuel Neuer, der Torwart des FC Schalke, verlebte zunächst einen wenig aufregenden Abend. Neuer war für Frank Rost in die Elf gerückt – aus sportlichen Gründen, wie es offiziell hieß. Oder war es doch eine Disziplinarmaßnahme, wie es hinter den Kulissen hieß? Als Neuer den Ball zum ersten Mal hinter sich einschlagen sah, wurde Torschütze Makaay noch wegen einer vermeintlichen Abseitsposition zurückgepfiffen. Beim zweiten Mal, rings um den Halbzeitpfiff, hatte der Gelsenkirchener Torwart seine Fäuste im Spiel, wehrte einen Freistoß aber zu kurz ab. Andreas Ottl nutzte diese unfreiwillige Gabe zum Anschlusstreffer.

In dem Bewusstsein, dass noch nichts verloren war, wurden die Münchner nun energischer und zielstrebiger. Die Schalker mussten sich daran offenbar erst gewöhnen, vor dem Ausgleichstreffer ließen sie Makaay so lange gewähren, bis er die richtige Schussposition gefunden hatte (52.). Von diesem Gegenschlag hart getroffen, wirkten die Westfalen ratlos. Erst in der siebzigsten Minute meldete die Heimelf sich mit einem Schuss von Lövenkrands zurück. Die Bayern traten in der Schlussphase zu selbstzufrieden auf, um den entscheidenden Treffer zu setzen.

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