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© Britische Botschaft

Lernen für London 2012: Britische Olympiaministerin verliebt sich in die blaue Bahn

Die britische Olympiaministerin Tessa Jowell war auf Bildungsreise zur Leichtathletik-WM. In Berlin traf sie mit WM-Planern zusammen und begeisterte sich für die blaue Bahn im Olympiastadion. Die zentralen Probleme der britischen Olympiaorganisation liegen aber jenseits von Farbentscheiden: Die Spiele werden immer teurer.

Von Anna Sauerbrey

Tessa Jowell ist viel unterwegs. Rund um den Globus besucht die Britin, die seit Juli 2005 den Titel „Minister for the Olympics“ trägt, große Sportveranstaltungen. „Jedes Mal lernen wir mehr darüber, wie man ein wichtiges Sportevent richtig inszeniert“, sagte Jowell bei ihrem Besuch bei der WM in Berlin.

Hilfe kann Tessa Jowell gut gebrauchen, denn zu Hause ist sie häufig der Kritik ausgesetzt. Die Ministerin hat es nicht leicht. Zuletzt musste sie vor der Öffentlichkeit verteidigen, dass 40 Prozent der Olympiabesucher im geplanten Londoner Stadion nicht unter einem Dach sitzen werden. Falls es regne, und das sei unwahrscheinlich, sagte Jowell der Zeitung "Independent", seien es die Leute in Großbritannien doch gewöhnt, sich bei Sportveranstaltungen Regenjacken überzuziehen.

Grundlegender aber noch war die Kritik, die zu Jahresanfang über die Ministerin hereinbrach. Eine besonders günstige Olympiade hatte Tony Blair bei der Bewerbung 2005 versprochen. Für 2,4 Milliarden britische Pfund sei die Sportinternationale auf der Insel zu machen. Inzwischen muss Jowell mit einem Budget von 9,3 Milliarden Pfund rechnen. Allein sechs Milliarden davon fließen in Baumaßnahmen – mehr als ursprünglich veranschlagt, denn der Boden der vorgesehenen Grundstücke muss teils umfassend saniert werden. Auch die Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen wurden erheblich aufgestockt, auf 600 Millionen Pfund plus einen Puffer von 238 Millionen Pfund für „unvorhergesehene Sicherheitsausgaben“. Von einer „Kostenexplosion“ will Jowell allerdings nicht sprechen. Das sei „absolute nonsense“, sagte sie jetzt in Berlin.

In der deutschen Hauptstadt sah sich die Ministerin einige Wettkämpfe im Olympiastadion an, ihre Mitarbeiter trafen mit den WM-Verantwortlichen der Senatsverwaltung für Inneres und Sport zusammen. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um Fragen der Sicherheit, des Verkehrs und auch der Werbung, hieß es aus der britischen Botschaft. „Sehr hilfreich“, sei der Austausch gewesen.

Der Gedanke, in Zeiten der Wirtschaftskrise so viel Geld für ein sportliches Prestigeereignis wie Olympia auszugeben, ruft weiterhin starke Kritik in der britischen Presse hervor. Inzwischen ist aber auch die Olympiaministerin in die Offensive gegangen. Die hohen Ausgaben für die Spiele will sie als Konjunkturprogramm verstanden wissen. „Zahlreiche britische Unternehmen profitieren von den Baumaßnahmen und können vor der Insolvenz gerettet werden“, betonte Jowell bei ihrem Besuch in Berlin. Außerdem hätten die Olympischen Spiele eine „einmalige Motivationskraft“ für den Breitensport. Gesund für die Bürger und gesund für die Wirtschaft ist Olympia demnach: In Sachen Marketing konnten die Berliner sicherlich vom Besuch von der Insel lernen.

Und was nimmt Tessa Jowell persönlich aus Berlin mit? „Die blaue Bahn im Olympiastadion finde ich großartig. Und sie sieht im Fernsehen sehr gut aus.“

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