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Der Ball war drin - bis ihn John Terry wieder ins Feld beförderte.

© dpa

Leserdebatte: EM-Aus der Ukraine: Braucht es die Torlinien-Technik?

Der EM-Gastgeber ist aus dem Turnier geflogen, die Schiedsrichter haben ein klares Tor nicht erkannt. Nationaltrainer Oleg Blochin rastete am Abend aus, forderte einen Journalisten zur Prügelei auf. Und es stellt sich die Frage: Braucht es die Torlinien-Technik? Diskutieren Sie mit!

Es ist tragisch für den EM-Gastgeber Ukraine: Die Schiedsrichter erkennen ein klares Tor der EM-Gastgeber nicht an, England siegt 1:0, die Ukraine, die das Spiel hätte gewinnen müssen um weiterzukommen, fliegt aus dem Turnier. Es war ein Fußballabend, der die Gemüter erhitzte, der ukrainische Nationaltrainer Oleg Blochin forderte einen Journalisten nach dem Spiel zur Schlägerei auf. Vor allem aber stellt sich die Frage: Braucht es in Zukunft technische Mittel, um zu entscheiden, ob oder ob nicht ein Ball hinter der Torlinie gelandet ist?

Es lief die 62. Minute an diesem denkwürdigen Abend in der Donbass Arena in Donezk. Ein Schuss des ukrainischen Angreifers Marko Devic senkte sich über Englands Torwart Joe Hart hinab. Der Ball überquerte knapp, aber doch deutlich für alle Fernsehkameras sichtbar die Linie, bevor ihn Englands Routinier John Terry wieder ins Feld beförderte.

Neue Diskussionen um Tortechnik:

Was alle TV-Kameras einfingen, was alle Menschen im Stadion später zu sehen bekamen und was als die Fehlentscheidung dieser EM-Vorrunde in die Rückblicke eingehen wird, hatte der Torrichter nicht erkannt. „Das ist eine Tatsachenentscheidung“, meinte Englands Torwart Hart später nur gleichsam lapidar wie erleichtert. Das Spiel lief weiter, die Ukraine war um den verdienten Ausgleich gebracht - und musste sich am Ende nach dem 0:1 durch das Tor von Wayne Rooney von dieser EM verabschieden.

Für die Turnierstimmung ein herber Verlust, für die Europäische Fußball-Union ein schwerer Rückschlag. Bis zu diesem letzten Vorrunden-Spieltag hatten sie in der UEFA von Schiedsrichterchef Pierluigi Collina bis zu Präsident Michel Platini noch alle das erstmals bei einer großen Veranstaltung getestete System mit den sogenannten additional assistant referees gepriesen. „Das ist das Turnier mit den besten Schiedsrichterleistungen bisher“, hatte Platini noch am Montag in seiner Vorrundenbilanz gesagt und seine Kritik an der von der FIFA favorisierten Torlinientechnologie erneuert. „Man braucht solche Systeme nicht, Technik, Satellit, GPS oder Chip im Ball“, hatte der Franzose betont und gesagt, dass das legendäre nicht-gegebene Tor von Frank Lampard im Spiel gegen Deutschland bei der WM 2010 in Südafrika mit einem Torrichter auf alle Fälle erkannt worden wäre. „Weil es sein Job ist, zu sehen, ob der Ball hinter der Linie ist“, sagte Platini.

So trauerten die Fans der Ukraine:

Nur einen Tag später sollte ihn diese Aussage einholen. Denn beim ukrainischen Torklau tauchte wieder die Frage auf, warum es bei der EURO Torrichter gibt, wenn diese trotz bester Sicht auf das Geschehen in kritischen Momenten versagen. So wie übrigens auch der deutsche Torrichter Florian Mayer beim ausgebliebenen Elfmeterpfiff von Wolfgang Stark nach dem Foul von Sergio Ramos an Mario Mandzukic im Spiel Spanien gegen Kroatien. „Der Treffer hätte das Spiel verändert“, klagte Ukraines Superstar Andrej Schewtschenko nach dem Torklau von Donezk, „ich denke nicht, dass es Diebstahl war, aber ich verstehe nicht, warum wir keine Technologie benutzen.“

Trainer Oleg Blochin rastete aus

Ob Zufall oder nicht - am Dienstagabend um 23.17 Uhr, also gut eine Stunde nach Spielschluss in Donezk, sagten die polnischen Organisatoren eine für Mittwoch um 10.00 Uhr morgens geplante Pressekonferenz ab. Teilnehmer hätten sein sollen: Turnierdirektor Martin Kallen und UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino.

Im ukrainischen Team kochten die Emotionen nach dem Ausscheiden hoch, Nationaltrainer Oleg Blochin verlor am Abend die Contenance. Nachdem er sich - schäumend vor Wut - über das nicht gegebene Tor beklagt hatte, drohte er einem Journalisten in der Pressekonferenz am Dienstagabend in Donezk Prügel an. Der Mann hatte gefragt, warum den ukrainischen Spielern in der letzten halben Stunde die Puste ausgegangen sei. „Ich werde nicht auf so eine provokante Frage antworten. Wenn Sie ein Mann sind, kommen Sie mit mir“, sagte er und deutete nach draußen.

Schon bei der WM 2010 gab es die Debatte - die schlimmsten Fehlentscheidungen des Turniers im Bild:

„Sie sollten meinen Job respektieren. Und Sie sollten respektieren, dass ich einmal Fußball gespielt habe. Haben Sie Fußball gespielt?“ fuhr der frühere Starspieler von Dynamo Kiew fort.

Der Journalist antwortete zwar nicht darauf, erhob sich aber kurzzeitig, als Blochin ihn noch mehrmals aufforderte, mit nach draußen zu kommen. UEFA-Sprecher Frits Ahlström versuchte schließlich, die Wogen zu glätten und forderte die Pressevertreter auf: „Bitte keine Meinungen, nur Fragen.“ (dpa, dapd)

Was denken Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser? Ist es noch vertretbar, auf technische Mittel zu verzichten, wenn es um die Frage geht: Tor oder kein Tor? Nutzen Sie die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite und diskutieren Sie mit!

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