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Sport: Letzte Hoffnung Unterhaching: Nach dem 3:0-Erfolg bleibt dem Rekordmeister nur noch die Rolle des Drei-Punkte-Verfolgers

Ausgerechnet Unterhaching. So richtig ernst genommen hat der FC Bayern München sie nie genommen, die kleine Spielvereinigung, die da südlich der Münchner Stadtgrenzen vor einem ausgewählten Publikum kickt.

Ausgerechnet Unterhaching. So richtig ernst genommen hat der FC Bayern München sie nie genommen, die kleine Spielvereinigung, die da südlich der Münchner Stadtgrenzen vor einem ausgewählten Publikum kickt. Jetzt aber, zum Finale dieser spannenden Saison der Fußball-Bundesliga, ist auf einmal alles ganz anders. Jetzt führt der einzige Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung für den großen FC Bayern über eben jene kleinen Hachinger. Plötzlich entdecken die großen Bayern am kleinen Nachbarn Stärken, die sie dort vorher nie vermutet hätten. "Dass Bayer Leverkusen das letzte Saisonspiel vergeigt, kann man den Hachingern schon zutrauen", sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß.

Nach dem souverän erspielten 3:0-Erfolg bei Arminia Bielefeld, der die Ostwestfalen offiziell zum zweiten Absteiger der Saison verurteilte, bleibt dem Rekordmeister nach dem DFB-Pokalsieg und dem Aus in der Champions League lediglich die Rolle des Drei-Punkte-Verfolgers von Tabellenführer Bayer Leverkusen.

"Wir werden sehen, ob Leverkusen die Nerven bewahrt. Eigentlich kann man sich nicht vorstellen, dass sie in Unterhaching patzen. Aber im Fußball gibt es immer wieder Wunder und Sensationen", betonte Trainer Ottmar Hitzfeld, dessen Mannschaft nach den enormen Belastungen der Vorwochen eine disziplinierte und konzentrierte Vorstellung auf der Bielefelder Alm bot. Offensivkraft Hasan Salihamidzic verweist darauf, "dass die Hachinger doch auch Bayern sind. Die helfen uns". Und Torhüter Oliver Kahn träumt schon mal davon, "dass es schon Wahnsinn wäre, wenn wir Leverkusen noch auf der Ziellinie wegzuschießen".

Unter dem Strich bleibt jedoch nach einer zweifellos sehr guten Saison mit Maximalbelastung für die Bayern vielleicht wieder nur ein Titel von drei möglichen, und dann noch "nur" der DFB-Pokal. "Viele wären doch froh, wenn sie das erreicht hätten, was wir erreicht haben", meinte Thomas Strunz, der nach über sechsmonatiger Verletzungspause erstmals zu einem Kurzeinsatz kam. Auch Ottmar Hitzfeld betonte die außergewöhnliche Leistung der Mannschaft in dieser Spielzeit. "Wir haben eine großartige Saison gespielt und gehören zu den Besten in Europa. Heute hat die Mannschaft auch Charakter gezeigt".

Ein besonderes Lob galt einmal mehr dem Münchner Spielmacher Stefan Effenberg, der nach seiner Verletzungspause zum zweiten Spiel innerhalb von vier Tagen antrat und als Antreiber und zweimaliger Vorbereiter glänzte. Matchwinner Giovane Elber, der seine Saisontreffer 13 und 14 erzielte und das 1:0 durch Hasan Salihamidzic clever einleitete, wird seiner Mannschaft zum Saisonfinale in der Neuauflage des Pokalfinales gegen Werder Bremen wegen der fünften Gelben Karte fehlen.

Wie gelöst die Stimmung beim FC Bayern München derzeit ist, zeigt die Art und Weise, wie Hitzfeld mit dem Verlust seines torgefährlichsten Spielers umgeht. Der sonst so strenge Trainer stellte dem verblüfften Elber einen verfrühten Heimaturlaub in Aussicht. Offen ist noch, ob Elber denn überhaupt vorzeitig nach Brasilien zurückkehren will - oder lieber als prominentester Fan im Sportpark zu Unterhaching die Daumen drücken wird, dass es doch noch klappt mit der Meisterschaft für den FC Bayern.

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