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Zum Brüllen erfolgreich. Mario Gomez bleibt auch unter dem neuen Bayern-Trainer Andries Jonker der torgefährlichste Münchner. Gegen Leverkusen erzielte der Angreifer seine Saisontore 20, 21 und 22. Foto: dapd

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Sport: Leverkusen steht Spalier

Heynckes’ Team geht 1:5 beim FC München unter und muss sich nun wohl damit abfinden, die Saison als Zweiter zu beenden. Die Münchner dagegen rücken wieder auf Platz drei vor

Die Partie hatte ohnehin schon einen Verlauf genommen, den niemand so erwartet hätte. Aber kurz vor der Pause bekam sie dann skurrile Züge. Der FC Bayern München spielte einen Konter, und treibende Kraft war Daniel van Buyten, jener schrankartige Innenverteidiger, der in seiner langen Karriere noch nie als Tempofußballer in Erscheinung getreten war. Aber dieser Tag war ein besonderer, und so erfand sich auch der Belgier neu. Den Konter zu einem Ende zu bringen, überließ van Buyten dann aber doch lieber den Fachkräften, besonnen spielte er den Ball weiter auf Thomas Müller, der wiederum legte wie gewohnt für Mario Gomez auf. Und der Stürmer hatte gegen die in Auflösung befindliche Leverkusener Abwehr keine Mühe, das 3:0 zu erzielen. Und weil gerade alles so wunderbar lief, nutzte Gomez die Zeit bis zum Pausenpfiff, um noch schnell das 4:0 zu erzielen. Sein Hattrick war damit ebenso perfekt wie die Auferstehung des FC Bayern – und die Demütigung der als Titelaspirant angereisten Mannschaft von Bayer Leverkusen. Am Ende stand es 5:1, die Bayern besetzen damit wieder den ersehnten Platz drei, derweil Bayer sich wohl damit abfinden muss, die Saison als Zweiter zu beenden.

Die Anfangsminuten der Partie waren Balsam für die wunde Seele des Uli Hoeneß. Nach den Beschimpfungen aus dem eigenen Fanblock beim vergangenen Heimspiel war diesmal eine Solidaritätskundgebung der Gegentribüne mit dem Präsidenten unter dem Motto „Mir san Uli“ arrangiert. Die renitenten Fans in der Südkurve verhielten sich weitgehend unauffällig. Doch dieses Thema rückte durch den sportlichen Verlauf des Nachmittags ohnehin bald in den Hintergrund.

Die Kontrahenten gingen mit kräftig durchgewirbelter Aufstellung ins Spiel. Bayerns Übergangstrainer Andries Jonker brachte Butt, van Buyten, Timoschtschuk und Klose anstelle von Kraft, Badstuber, Kroos und dem gesperrten Robben. Auch bei Leverkusen gab es einen Wechsel auf der Torwartposition. Der genesene Adler kehrte zurück. Außerdem setzte Bayers Noch-Trainer Jupp Heynckes auf Castro, Renato Augusto und Derdiyok statt Kadlec, Barnetta und Kießling.

Beide Mannschaften gingen die Partie sehr elanvoll an, aus gutem Grund. Die Leverkusener schielten noch auf die Meisterschaft – auch um Jupp Heynckes den Abschied gen München so schmerzhaft wie möglich zu machen. Und die Bayern strampeln verzweifelt, um noch die Qualifikation für die Champions League zu erreichen – was dann auch Heynckes zugute käme. Die Gäste wirkten zunächst einen Tick spritziger, insbesondere Michael Ballack bemühte sich, an alter Wirkungsstätte offensive Akzente zu setzen. Vor einem Rückstand bewahrte sie das aber nicht. Franck Ribéry schlug eine Ecke scharf vor den kurzen Pfosten, Bastian Schweinsteiger verlängerte den Ball an den Kopf von Simon Rolfes, von wo aus er ins Tor flog: 1:0, Eigentor.

Dieser Rückschlag erwischte die Leverkusener kalt. Alle Bemühungen, sich neu zu sortieren, machte Arturo Vidal zunichte. An der Torauslinie im eigenen Strafraum versuchte er, den Ball mit der Hacke im Spiel zu halten. Thomas Müller, der auf vorzügliche Weise Arjen Robben ersetzte, hatte etwas geahnt. Der im Sternzeichen des Schlitzohrs geborene 21-Jährige schnappte sich die Kugel, legte sie sofort nach innen, wo Gomez ohne Mühe das 2:0 erzielte (28.). Es war das 20. Saisontor des Angreifers. Nun verfielen Leverkusener in Schockstarre. Die Bayern hingegen bewiesen, nach welch simplen psychologischen Mechanismen Profifußballmannschaften manchmal funktionieren: van Gaal weg, und plötzlich geht alles wie von selbst.

Nach dem fulminanten Ende der ersten Hälfte war es wenig verwunderlich, dass die zweite deutlich ruhiger anfing. Es waren ja keine Fragen mehr offen. In der 62. Minute leistete sich die Bayern-Abwehr eine Nachlässigkeit, die Eren Derdiyok zum 4:1 nutzte. Es wirkte wie ein Freundschaftsdienst, als die Leverkusener Defensive in der 75. Minute wie ein Grüppchen Zinnsoldaten Spalier stand für Franck Ribéry: So bekam auch der Franzose noch sein Törchen und konnte glücklich ins Bett gehen.

Und irgendwann erinnerten sich die Bayernfans auch noch ihres Präsidenten: „Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“, schallte es durch die Arena.

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