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Lewan Kobiaschwili.

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Lewan Kobiaschwili: Noch nicht am Ende

Routinier Lewan Kobiaschwili will in der kommenden Saison noch einmal in der Bundesliga angreifen. Der 36-jährige hat Luhukay trotz Bedenken des Hertha-Trainers von seinen Qualitäten überzeugt - und fühlt sich im Trainingslager an den Beginn seiner Karriere erinnert.

Lewan Kobiaschwili fühlt sich in diesen Tagen häufiger an den Beginn seiner langen Karriere als Profifußballer erinnert. Das liegt nicht daran, dass sich jedes Trainingslager anfühlt, als wäre es das erste; es liegt am neuen Torwarttrainer von Hertha BSC. Mit Richard Golz hat Kobiaschwili von 1998 bis 2003 beim SC Freiburg zusammengespielt. „Damals war er noch ganz jung“, sagt Golz. Jetzt ist Kobiaschwili der älteste Spieler im Kader der Berliner. 36 wird er nächste Woche, und wenn man genauer hinschaut, entdeckt man an den Seiten schon die ersten grauen Haare. „Bei anderen in meinem Alter ist es schon schlimmer“, sagt er. „Bei mir geht es noch.“

Das wievielte Trainingslager er gerade mitmacht, das will er „lieber nicht“ wissen, „das wäre nur noch mehr Belastung“. Kobiaschwili empfindet die Situation schon so als beschwerlich genug. Natürlich hat er die Zeichen der Zeit erkannt. „Du weißt, langsam bist du am Ende“, sagt er. Es ist nicht so, dass er das Ende herbeisehnt, im Gegenteil. „Ich liebe das einfach“, sagt Kobiaschwili. Ein Jahr läuft sein Vertrag als Fußballer noch bei Hertha, für ein weiteres ist er an den Verein gebunden, in welcher Funktion auch immer. Kobiaschwili hat gerade ein Fernstudium Sportmanagement begonnen, Trainer will er eher nicht werden. Aber: „Eines Tages zu sagen: Ich will nichts mehr mit dem Fußball zu tun haben – das kann ich mir nicht vorstellen.“

Nicht mit diesem Lebenslauf. Allein in Deutschland hat Kobiaschwili 422 Ligaspiele bestritten, seitdem er im Januar 1998 nach Freiburg gewechselt ist. Bereits mit 17 hatte er bei Dynamo Tiflis in Georgiens Erster Liga debütiert. „Man sieht, dass man ein paar Jahre länger spielen kann, wenn man professionell arbeitet und seriös mit seinem Körper umgeht“, sagt Richard Golz.

Jos Luhukay ist in Bad Saarow häufig neben Kobiaschwili hergelaufen. Herthas Trainer führt die Gruppe an, die im geringsten Tempo ihre Runde dreht. „Es war eine helle Freude“, berichtet Luhukay. „Kobi sagt nicht viel, aber er strahlt unglaublich viel aus.“ Dass Hertha den Vertrag des Georgiers, trotz dessen siebenmonatiger Sperre, vor einem Jahr noch einmal verlängert hat, soll Luhukay nicht gerade begeistert haben, munkelt man. Sollte es wirklich so gewesen sein, hat er seine Ansicht inzwischen komplett geändert. Herthas Trainer redet nur gut über Kobiaschwili: Er lobt „seine unglaubliche Professionalität“, seine körperliche Verfassung – vor allem aber hat er ihn am Ende der vergangenen Saison regelmäßig spielen lassen. Für einen Fußballer ist dies das größte Lob von allen.

Seit dem 24. Spieltag stand Kobiaschwili – mit einer Ausnahme – immer in der Startelf. Das war mehr, als er nach einem halben Jahr Zwangspause erwarten durfte. Selbst wenn er nur noch ein Spiel bestreiten würde, hatte Kobiaschwili im Winter gesagt, hätten sich das Warten und die Arbeit schon gelohnt. Auch Luhukay war sich nicht sicher, ob und wie sich der Georgier nach dem reinen Trainingsbetrieb wieder an den Spielrhythmus gewöhnen würde. „Das hat er fantastisch hingekriegt“, sagt Herthas Trainer.

Trotzdem geht niemand davon aus, dass Kobiaschwili auch eine Liga höher wieder Stammspieler sein wird. Gesund bleiben und noch ein paar Einsätze abgreifen, das ist sein Ziel. Für die Position links in der Viererkette hat Hertha Johannes van den Bergh, 25, verpflichtet; fürs defensive Mittelfeld, in dem Kobiaschwili derzeit im Training und in den Testspielen zum Einsatz kommt, ist Hajime Hosogai, 27, hinzugekommen. „Wer weiß, in welcher Situation der Trainer mich noch braucht“, sagt Lewan Kobiaschwili. „Ich werde jedenfalls das ganze Jahr alles dafür tun, um zu spielen. Meine Konkurrenten sollen wissen, dass sie richtig Gas geben müssen.“

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