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Hamilton

© AFP

Lewis Hamilton: Der Jubelchor entdeckt die Misstöne

Lewis Hamilton muss erkennen, wie schnell in der Formel 1 hymnisches Lob in harte Kritik umschlägt. Denn im vergangenen Jahr wurde er als "Wunderkind" gehandelt, jetzt bekommt er Rüffel wegen der letzten zwei Rennen, die er aus eigenem Verschulden verpatzt hat.

Niemand weiß, woher sie kam, aber sie war plötzlich in der Welt, diese Meldung: Lewis Hamilton habe sich für seinen Privatwagen das Kennzeichen „LEW- 1S“ gekauft, für nicht weniger als 250 000 Euro. Ein Gerücht, erklärt der Formel-1-Pilot empört. Er ist gerade in Magny Cours, wo am Sonntag der Große Preis von Frankreich stattfindet, und er sagt: „Das habe ich jetzt zum ersten Mal gehört, absoluter Unsinn.“ Mit solchen Dingen will er sich nicht auch noch beschäftigen, der Pilot von McLaren-Mercedes hat genug reale Probleme.

Zum Beispiel die Kritik, die er auch von seinem Team wegen seines unnötigen Boxengassen-Crashs mit Kimi Räikkönen in Montreal erfahren hatte. Wegen des Crashs hat er nicht nur die WM-Führung an Robert Kubica verloren, sondern wird in Frankreich in der Startaufstellung auch zehn Plätze zurückgesetzt. „Wir haben jetzt sicher ein besseres Paket als 2007, als wir klar hinter Ferrari lagen, aber es wird eine Herausforderung, ganz vorne mitzumischen“, sagt er jetzt ungewohnt zurückhaltend.

Die Herausforderung ist in Wirklichkeit enorm. In Magny Cours kann man kaum überholen, und wenn man hinten im Feld starten muss, dann ist es sehr schwierig, einen der vordersten Plätze zu erreichen. „Ich glaube, ein Podiumsplatz wäre schon ein ziemlicher Erfolg”, räumt der Brite ein.

Hamilton, das so genannte Wunderkind des vergangenen Jahres, bekommt Gegenwind. Zwei Fehler in den beiden letzten Rennen 2007, die ihn letztlich den WM-Titel kosteten, jetzt in Kanada schon das zweite Rennen nach Bahrain aus eigenem Verschulden verpatzt – die Kommentare der Medien und der Experten werden bissiger. Dass er inzwischen der Druck spürt, gibt er zu: „Der Sport macht Spaß, aber man muss ihn genießen lernen. Es gibt einfach so viel Druck. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viel auf meinen Schultern lastet.“ Wobei er damit den Druck meint, den er sich selber mache. „Wenn man dann keinen Erfolg hat, ist das wirklich kein schönes Gefühl“, sagt Hamilton. „Aber das sind dann eben solche Tage, die einen insgesamt aber nur stärker machen.“

Hamilton bekommt auf jeden Fall zu spüren, wie schnell in der Formel 1 Stimmungen und Einschätzungen sich ändern. Bei den britischen Medien sowieso, aber auch bei Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der Lewis in der vergangenen Saison zum Superstar ausgerufen hatte. Jetzt klingt Ecclestone schon wieder erheblich vorsichtiger: Für ihn ist Doppelweltmeister Fernando Alonso in seinem Renault derzeit der beste Pilot. „Wenn er noch in einem McLaren säße, würde er Lewis nach Hause schicken. Ich denke, daran gibt es keinen Zweifel“, hatte er vor kurzem erklärt. Und zugleich stufte er den Polen Robert Kubica, die Entdeckung dieser Saison, höher ein als Hamilton. „Wenn man ihn in einem McLaren oder Ferrari sehen würde, dann würde ich wetten, dass er Hamilton abhängt“, sagte Ecclestone.

Dass sich einer darüber besonders amüsiert, der im vergangenen Jahr mit Hamilton Probleme hatte, ist klar. Fernando Alonso, selbst bei Renault derzeit nicht in der besten aller möglichen Positionen, kann sich Seitenhiebe da und dort nicht verkneifen: „Ich bin über die Fehler nicht überrascht, die er jetzt macht. Ich war viel eher über vergangenes Jahr überrascht, als er neunmal in Folge auf dem Podium war. Das war außergewöhnlich, da war aber auch etwas Glück dabei.“

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