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Sport: Lieber Gott, lass Schalke Meister werden

In der Arena gibt es eine Kapelle – und dort hat Gerald Asamoah zum Saisonauftakt gepredigt

Von Jürgen Zurheide

Gerald Asamoah steht vor dem Altar. Ob er gerade gebetet und um Beistand gefleht hat, will er nicht verraten. Dafür lächelt er jetzt ein wenig verlegen. Er spürt die Blicke der gut einhundert Augenpaare, aber hier ist es ganz anders als da draußen auf dem Rasen, nur wenige Meter entfernt. Da starren sie ihn auch an, verfolgen jede seiner Bewegungen. Aber draußen vergisst er die Zuschauer, folgt seinem Instinkt. Erst wenn die Zuschauer klatschen, nimmt er sie wieder wahr und winkt freudig zurück.

Von dieser Leichtigkeit ist gerade wenig zu spüren. „Ich weiß nicht, was soll ich sagen“, beginnt er. Gerald Asamoah ist es aufgegeben, zum Saisonauftakt in der Kapelle der Arena Auf Schalke zu predigen. Zu allem Unglück war er auch noch 20 Minuten zu spät gekommen zum Gottesdienst mit Pfarrer Jochen Dohm, mit Fans und Freunden, und hatte sich erst einmal entschuldigen müssen. „Ich dachte, das beginnt erst um halb acht“, hatte er gesagt und wieder etwas unsicher gelächelt.

Die Sache mit der Kapelle im Stadion, in unmittelbarer Nähe zu den Umkleidekabinen, ist kurios. Peter Peters, der Geschäftsführer des Vereins, und Josef Schnusenberg, der Finanzvorstand, hatten bei der Planung plötzlich die Idee, einen Gottesraum zu schaffen. Am Ende war es weniger schwer gewesen, die Baugenehmigung zu bekommen als den Segen der beiden Amtskirchen. Den Geistlichen war die Nähe zum heiligen Rasen zunächst zu groß, sie fürchteten, der Ort könnte durch Fans allzu leicht entweiht werden. „Aber bisher ist es gut gegangen“, berichtet Pfarrer Dohm. Mit einer Ausnahme: „Nach einer Taufe hatten einige plötzlich ,Steht auf, wenn ihr Schalker seid’ gesungen".

Vor solchen Gefahren ist die Gemeinde an diesem Abend gefeit. Der Pfarrer selbst gibt die eine oder andere Vorlage, die im Stadion Jubel ausgelöst hätte. In der Predigt bei den Zielen für die Saison angelangt, erbittet er freimütig Gottes Segen für Gelsenkirchen. „Endlich Deutscher Meister werden“, ruft er der Gemeinde zu.

Gerald Asamoah hingegen, an seinem Platz hinter dem Mikrofon, hält sich nicht lange auf. Nachdem er erklärt hat, dass er morgens und abends betet, geht er direkt auf den lieben Gott zu: „Ich hoffe, dass er uns helfen wird und wir schon das erste Spiel gewinnen.“ Und danach klatscht die Gemeinde Gerald Asamoah genauso heftig zu, wie sie es nur wenige Meter weiter auf den Rängen über dem heiligen Rasen auch getan hätte.

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