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Sport: Liebesgrüße aus Russland

Biathlet Tschudow regt Dialog und Versöhnung an

Pyeongchang - Nach Morddrohungen, drei Doping-Fällen und einem Skandal-Rennen bei der Biathlon-Weltmeisterschaft hat der Russe Maxim Tschudow nun versucht, die harten Fronten zum Bröckeln zu bringen. „Wir müssen offen miteinander reden und die Probleme lösen“, sagte der WM-Zweite bei der nachgeholten Pressekonferenz des Chaos-Rennens in Pyeongchang vom Sonntag. Immerhin räumte er ein: „Das, was in unserer Mannschaft passiert ist, ist sehr, sehr unschön.“ Demonstrativ schüttelte Tschudow seinem Rivalen Ole Einar Björndalen auf dem Podest die Hand. „In der Verfolgung war Ole schneller als ich. Das steht außer Frage“, sagte Tschudow.

Nachdem zwölf Fahrer beim Verfolgungsrennen den falschen Weg eingeschlagen hatten, hatte die Jury zunächst Strafen ausgesprochen und den Zweitplatzierten Tschudow zum Weltmeister gekürt. Später wurde das Urteil aber revidiert, der zeitschnellste Björndalen war wieder Titelträger. „Es ist klar, dass Regeln gebrochen wurden. Aber wir sind nur die Athleten und wir können keine Entscheidungen treffen“, sagte Tschudow.

Die ganze Sache sei für die Russen auf mentaler Ebene sehr schwierig und beeinflusse das Leistungsvermögen, so Tschudow. „Es ist sehr hart, wenn man so behandelt wird, wie wir behandelt werden.“ Die Russen würden ignoriert und nicht einmal mehr von den anderen gegrüßt. Der Vorjahresweltmeister forderte, man müsse „menschlich miteinander umgehen: Bitte redet mit uns Athleten, redet mit den Trainern, redet mit den Managern. Redet mit mir! Aber bitte redet nicht hinter unseren Rücken über uns.“

Kurz vor WM-Beginn waren die drei Russen Dmitri Jaroschenko, Jekaterina Jurjewa und Albina Achatowa positiv auf Doping getestet worden. Vielleicht, meinte Tschudow, solle das russische Team abreisen, aber man wolle doch auch starke Wettkämpfe haben. Björndalen, der im Einzelrennen am Dienstag seine insgesamt 13. WM-Goldmedaille gewann, stellte fest: „Jetzt hatten wir die drei Fälle. Ich gehe davon aus, dass die, die hier sind, 100-prozentig clean sind.“

Über die von Wolfgang Pichler, dem deutschen Trainer der Schweden, öffentlich gemachten Morddrohungen aus Russland gegen das schwedische Team sagte Tschudow: „Der schwedische Trainer ist ein erwachsener Mann und er muss wissen, was er tut. Aber natürlich muss man sich über die Konsequenzen seiner Handlungen im Klaren sein.“ Für das Weltcup-Finale in Chanty Mansijsk im März bot Tschudow Schutz an: „Wenn jemand Angst hat, dann kann er sicher Leibwächter haben.“ dpa

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