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Sabine Lisicki

© dpa

Lisickis erster Turniersieg: Eine grüne Woche

Die Berliner Tennisspielerin Sabine Lisicki feiert in Charleston auf ungewohntem Untergrund den ersten Turniersieg ihrer Karriere. Bis Ende des Jahres möchte sie sich unter den Top 30 der Weltrangliste etablieren.

Grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen für Sabine Lisicki, denn ziemlich grün war die Berliner Tennishoffnung am Sonntag: an den Schultern, den Beinen und dem Rücken. Sie hatte sich einfach fallen lassen – mitten auf den grünen Sand des Center Courts von Charleston. Überall hingen die Krümel der ungewöhnlich gefärbten Asche am Körper der 19-Jährigen. Ihr machte es nichts aus, denn Sabine Lisicki hatte gerade das erste Turnier ihrer Profikarriere gewonnen. Im Finale besiegte sie die Dänin Caroline Wozniacki 6:2, 6:4

Als sie auf der Bank gespannt die Siegerehrung erwartete, ließ sie ihren Freudentränen freien Lauf. „Ich dachte einfach nur: Oh, mein Gott, du hast gerade ein Turnier gewonnen“, beschrieb Lisicki später ihre Gedanken. „Es ist toll, den ersten Titel zu gewinnen, besonders hier auf dieser grünen Asche.“ Der etwas bizarr anmutende Untergrund des Platzes im US-Bundesstaat South Carolina schien Sabine Lisicki Glück zu bringen. Ohne einen Satzverlust triumphierte die blonde junge Frau mit dem langen geflochtenen Zopf, und die Liste der Besiegten kann sich sehen lassen: von Caroline Wozniacki, der Weltranglistenzwölften, über Marion Bartoli, einstige Wimbledonfinalistin und Nummer 13 der Welt. Bis hin zur fünfmaligen Wimbledonsiegerin Venus Williams, die Lisicki im Achtelfinale niedergerungen hatte – sicher der bedeutendste Sieg bislang in der noch jungen Karriere der Deutschen. „Als ich hierher kam, hatte ich gar nicht so ein gutes Gefühl“, sagte Lisicki. „Der Sieg gegen Venus hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben für die nächsten Matches.“

Im Finale dann schien alles ganz einfach. Gegen die ebenfalls erst 18-jährige Dänin Caroline Wozniacki, die im Halbfinale Olympiasiegerin Elena Dementjewa aus dem Turnier geworfen hatte, ging Lisicki schnell mit 4:1 in Führung und entschied den ersten Durchgang in nur 28 Minuten 6:2 für sich. Besonders ihr Aufschlag war stark, neun Asse schlug die Deutsche im gesamten Match. Im zweiten Satz allerdings kam Wozniacki besser ins Spiel, und es wurde eine unterhaltsame Partie mit vielen sehenswerten Ballwechseln. Sechs Matchbälle benötigte Lisicki beim Stand von 5:4 und musste noch einmal zwei Breakmöglichkeiten der Dänin abwehren, bevor sie schließlich die Arme in die Höhe reißen durfte. „Ich bin schon ein bisschen nervös geworden bei den ersten Matchbällen“, gab Lisicki später zu. „Aber ich habe mir immer wieder gesagt: Bleib ruhig, kämpf weiter, dann wirst du den nächsten gewinnen.“ Den sechsten Matchball schließlich verwandelte die Deutsche zum Sieg.

Als erster Gratulant stand ihr Vater und Trainer Richard Lisicki bereit, der seit Jahren einen ausgeklüngelten Karriereplan für seine Tochter ausarbeitet. Offensichtlich macht er irgendetwas richtig, denn er und seine Tochter sind ihrem Traum von der Weltspitze in der vergangenen Woche ein großes Stück näher gekommen. „Ich habe keine Ahnung, was das für mein Ranking bedeutet“, sagte Sabine Lisicki am Sonntag noch lachend. „Wir werden es morgen sehen.“ Ein Blick auf die Weltrangliste der Spielerinnenorganisation WTA genügte dann gestern: Lisicki verbesserte sich von Rang 63 auf 43, der bislang besten Platzierung ihrer Karriere. Ihrem Ziel, bis zum Jahresende unter die besten 30 der Welt zu gelangen, ist sie damit deutlich näher gerückt.

Das Selbstvertrauen, das Lisicki mit ihrer ersten Trophäe in der Hand ausstrahlte, nimmt sie mit in den Fedcup, der gegen die starken Chinesinnen am kommenden Wochenende in Frankfurt ausgetragen wird. Es geht um die Rückkehr in die Weltgruppe. Lisicki ist bereit für die neue Herausforderung: „Ich freue mich auf die nächsten Matches.“

Zwei schöne Nebeneffekte hatte Lisickis erster Turniersieg. Er beendete eine lange Zeit des Wartens und Hoffens beim Deutschen Tennis-Bund, denn es war der erste Turniersieg einer deutschen Tennisspielerin seit über drei Jahren – im März 2006 gewann Anna-Lena Grönefeld in Acapulco. Und Sabine Lisicki erhielt 187 000 Euro Preisgeld, knapp vier Mal so viel, wie sie bisher in der gesamten Saison verdient hatte. Eine rundum grüne Woche also.

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