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Sport: Liste des Grauens

Die Gladbacher scheitern im Derby beim 1. FC Köln an ihren eigenen Mängeln und verlieren 1:2

Die Fans von Borussia Mönchengladbach haben den Spielern ihres Klubs am Freitag noch eine kleine politische Schulung erteilt. Nach dem Abschlusstraining überreichten sie Flugblätter in deutscher und englischer Sprache, um die Gladbacher Profis in die Besonderheiten des rheinischen Derbys gegen den 1. FC Köln einzuweisen. Keiner der elf Spieler aus zehn Nationen in der Gladbacher Anfangself hatte je ein rheinisches Derby bestritten, und das war der Mannschaft trotz der Fürsorge ihrer Anhänger gestern lange anzumerken. Als sich die Borussen auf die grundsätzlichen Dinge besannen, lagen sie bereits 0:2 zurück. Am Ende gelang ihnen durch einen Foulelfmeter von Oliver Neuville nur noch der Anschluss zum 1:2-Endstand.

„In der ersten Halbzeit haben wir 60, 70 Prozent der Zweikämpfe verloren“, sagte Gladbachs Trainer Horst Köppel. „Wir haben nicht gut gestanden, taktisch viele Fehler gemacht, nicht gut nach vorne gespielt und uns keine Chance erarbeitet.“ Angesichts dieser Liste des Grauens mussten die Borussen froh sein, dass sie zur Pause nur 0:2 in Rückstand lagen.

Kölns Trainer Uwe Rapolder hatte mit Matthias Scherz zur Entlastung von Lukas Podolski einen zweiten Stürmer aufgeboten. „Jeder hat gesehen, dass das Lukas geholfen hat“, sagte Rapolder, „er ist endlich einmal wieder selbst zum Abschluss gekommen.“ In der zwölften Minute sprang der Nationalstürmer in einen langen Pass von Christian Lell und lenkte ihn zum 1:0 ins Tor. Nicht nur in dieser Situation stellten sich die Borussen so naiv an wie eine Gruppe Klosterschüler, die versehentlich in eine Table-Dance- Bar geraten ist. Nach einer halben Stunde schlug Youssef Mokhtari einen Freistoß an den langen Pfosten. Dort sah sich der 1,78 Meter große Krisztian Lisztes dem 15 Zentimeter größeren Björn Schlicke gegenüber – und hatte keine Chance, dessen Kopfball zum vorentscheidenden 2:0 zu verhindern.

Die Kölner spielten in der ersten Halbzeit mit Eifer und trotzdem überlegt nach vorne. Rapolders Team attackierte den Gegner mit System, Mönchengladbach nach Intuition. „Wir waren durchweg nicht gut organisiert“, sagte Borussias Sportdirektor Peter Pander. So konnten die Kölner ihre Überzahl im Mittelfeld immer wieder zu gefährlichen Aktionen nutzen. „Da laufen wir als Mannschaft nur hinterher“, klagte Gladbachs Nationalspieler Marcell Jansen.

In der Pause postierte Köppel seine vier Mittelfeldspieler neu – und fortan bekamen die Borussen mehr Einfluss auf das Geschehen. Kahe hätte schon in der 48. Minute den Anschlusstreffer erzielen können. Der Brasilianer lief allein auf Stefan Wessels zu, umkurvte Kölns Torhüter und schoss den Ball ans Außennetz. In der Folge zogen sich die Kölner weit zurück, doch mehr als Neuvilles Elfmetertor nach einem Foul von Sinkala an Broich ließen sie nicht mehr zu. Trainer Uwe Rapolder war trotzdem „sehr enttäuscht. Vielleicht waren sich nicht alle bewusst, was passiert wäre, wenn noch das 2:2 gefallen wäre.“ Er könnte ja auch einmal ein paar Flugblätter verteilen.

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