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Der Kenianer Eliud Kipchoge hat den 42. Berlin-Marathon gewonnen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Liveticker zum Berlin-Marathon: Kenianer Eliud Kipchoge siegt auf halben Sohlen

Jahresweltbestzeit: In 2:04:01 Stunden hat der Kenianer Eliud Kipchoge den 42. Berlin-Marathon gewonnen. Die schnellste Frau war Gladys Cherono, ebenfalls aus Kenia.

Berlin hat heute einen Lauf. Die Straßen der Hauptstadt gelten ja als schnellstes Pflaster der Welt. Und deshalb sind die Profis längst im Ziel. Lesen Sie hier unseren Liveticker zum Wettkampf nach. Ein Hinweis für Berliner: Die Straße des 17. Juni bleibt noch bis zum 6. Oktober gesperrt - wegen des Tags der Deutschen Einheit.

12.11 Uhr - Die Stadt bleibt auf den Beinen: Die Siegerinnen und Sieger liegen schon längst auf der Massagebank. Aber die Stadt bleibt auf den Beinen. Auf der Strecke mit all den ambitionierten Läufern, die das wichtigste Ziel erreichen wollen, das es beim Marathon überhaupt gibt: anzukommen. An der Strecke mit all den Tausenden von Zuschauern, die den Marathon in Berlin zu dem stimmungsvollen und motivierenden Ereignis machen, das jedes Jahr ist. Der Marathon ersetzt in Berlin den Rosenmontagszug.

12.00 Uhr - Pflieger und Flügel in den Top 20: Dafür haben zwei deutsche Männer mit den passenden Namen die 42,195 Kilometer schnell absolviert. Philipp Pflieger von der LG Regensburg kam als 16. nach 2:12:50 Stunden ins Ziel, nur eine halbe Minute über der Olympianorm, und Julian Flügel aus Vellmar als 19. nach 2:13:57 Stunden. Wenn der Deutsche Leichtathletik-Verband hart bleibt, reicht das leider nicht, um im nächsten Jahr mit nach Rio zu fliegen. Darüber wird auf jeden Fall noch zu streiten sein. Die internationale Norm liegt bei 2:17 Stunden. Aber nachdem Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Sportverbände angezählt hat, doch gefälligst mehr Medaillen zu gewinnen, müssen die Deutschen noch schneller laufen lernen.

11.54 Uhr - Platz 13 für Anna Hahner: Die Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele hatte sich Anna Hahner vorgenommen. Hat nicht geklappt. „Bis zum Halbmarathon lief es gut, dann wurde es zäh hintenraus“, sagte sie nach ihrem Zieleinlauf in 2:30:19 Stunden. Macht bei den Frauen Platz 13 für sie. Gewonnen hat die Kenianerin Gladys Cherono in 2:19:25 Stunden.

11.37 Uhr - Keine Zeit für Fußpflege: Und jetzt die Auflösung vom Sieger Eliud Kipchoge: „Meine Sohlen sind herausgerutscht, aber ich hatte keine Zeit, sie herauszuziehen. In den Füßen hatte ich große Schmerzen, aber ich bin sehr glücklich, dass ich gewonnen habe und persönliche Bestzeit laufen konnte.“

11.16 Uhr - Und der Sieg geht nach Kenia: Tja, es ist diesmal kein Weltrekord geworden, dafür aber ein besonderer Sieg von Eliud Kipchoge. Mit seinen heraushängenden Innensohlen hat er es in 2:04:01 Stunden ins Ziel geschafft. Persönliche Bestzeit für ihn. Jahresweltbestzeit auch noch. Und nur fünf Menschen waren bisher schneller als er. Hätte er zwei Sekunden weniger gebraucht, wäre seine Zeitprämie noch einmal 15.000 Euro höher ausgefallen. So sind es immerhin 40.000 Euro für den Sieg und 15.000 Euro Zeitprämie. Ein schönes Kilometergeld

11.06 Uhr - Zanardi heldenhaft: Alessandro Zanardi hat tatsächlich für eine der beeindruckendsten Geschichten dieses Marathons gesorgt. Seine Kette ist gerissen, er konnte nicht mehr kurbeln, aber mit einer Hand ist er trotzdem die letzten Kilometer ins Ziel gerollt. Gewonnen hat übrigens ein Berliner, Vico Merklein, in einem neuen Streckenrekord. Unser Interview mit Alessandro Zanardi finden Sie hier.

10.47 Uhr - Das ist wirklich die kesseste Sohle Berlins: Eliud Kipchoge hat sich mit seinen herausguckenden Innensohlen von allen anderen abgesetzt. Mit einem Lächeln übrigens.

10.22 Uhr - Die Umweltbilanz des Berlin-Marathons: An alle Umweltschutzverbände - bitte nicht weiterlesen. Bei diesem Marathon werden unter anderem 1.000.000 Trinkbecher, 272.000 Sicherheitsnadeln; 40.500 Schwämme eingesetzt. Landet danach im Müll, wird bestimmt alles ordentlich entsorgt. Und nicht zu vergessen: der erhöhte CO2-Ausstoß durch all die schnaufenden Läuferinnen und Läufer. Sagen wir es mal so: Der Berlin-Marathon - schlecht fürs Klima, gut für die Atmosphäre.

Schon vor dem Zieleinlauf ganz weit vorn: das Brandenburger Tor mit Läufer. Kreativpreisverdächtig.
Schon vor dem Zieleinlauf ganz weit vorn: das Brandenburger Tor mit Läufer. Kreativpreisverdächtig.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

10.19 Uhr - Dieter Baumann fehlt die Phantasie: Über Kipchoges Schuhe ist jedenfalls eine Expertendiskussion entbrannt. Dieter Baumann, der für die ARD das Rennen kommentiert „fehlt die Phantasie“, um sich vorstellen zu können, dass das wirklich die Einlagen sind, die da bei Kipchoges Schuhen abstehen. Er tippt eher auf ein Tape.

10.11 Uhr - Ein Kenianer verliert seine Einlagen: Das wird einer aber nochmal ein ernstes Wort mit seinem Ausrüster wechseln müssen. Beim Kenianer Eliud Kipchoge, vor zwei Jahren schon einmal Zweiter in Berlin, schieben sich gerade die Einlagen aus den Schuhen. Erstaunlich, dass er immer noch ganz vorne dabei ist. Wenn Usain Bolt mit offenem Schnürsenkel Weltrekord rennen kann, dann vielleicht ja Eliud Kipchoge auf blanker Sohle.

10.01 Uhr - Mal ganz vorn zur Spitzengruppe: Da laufen ja Männer in gestreifter Einheitskleidung, die Tempomacher. Bis eben waren s noch drei, jetzt sind zwei übrig geblieben. Wie ein Uhrwerk sollen sie den Rhythmus für die Spitzengruppe vorgeben. Der deutsche Läufer Simon Stützel hat einmal gesagt, wenn man von Tempomachern begleitet wird, kann man sich mental schlafen legen. Meist ist verabredet, dass die besten Tempomacher bis Kilometer 30 durchhalten und dann aussteigen. In Berlin hat es schon einige kuriose Geschichten mit den Tempomachern gegeben: Simon Biwott merkte im Jahr 2000, dass er noch mehr Reserven hat als die Favoriten, die er begleiten sollte. Also rannte er durch – und gewann. Hier gibt's mehr zu den Tempomachern.

9.52 Uhr - Gewinnen wird Zanardi nicht: Sein Handbike hat einen technischen Defekt, Zanardi kurbelt nicht mehr, er dreht gerade an einem Reifen wie ein Rennrollstuhlfahrer, um überhaupt noch weiterzukommen. Das kann noch anstrengend werden, denn er befindet sich erst an der Uhlandstraße.

9.43 Uhr - Von der Formel 1 zum Marathon: Die Handbiker sind schon lange, lange auf der Strecke und mit ihnen Ex-Formel-1-Pilot Alessandro Zanardi. Ist diesmal eine der interessantesten Geschichten des Marathons. Vor vierzehn Jahren hat er nach einem Unfall der Champ-Car-Serie auf dem Lausitzring beide Beine verloren. Hat danach auch mit dem Handbikefahren begonnen und bei den Paralympics in London 2012 zweimal Gold gewonnen. Gestern habe ich ihn noch zum Interview getroffen. Es ist immer wieder faszinierend, zu erfahren, woher Athleten wie er ihre Motivation ziehen. Er sagt: „Das Glas ist für mich immer halbvoll.“ Soweit die bekannte Floskel. Aber danach geht es weiter. „Während ich trinke, versuche ich immer, noch etwas in mein Glas nachzufüllen. Ich bin nie zufrieden mit dem, was ich habe. Ich versuche immer weiterzukommen, etwas draufzusetzen. Jeder Tag ist eine Gelegenheit, etwas Neues zu machen, ein neuer Startpunkt.“

9.23 Uhr - Noch ein Wort zum Start: Mangelhaftes Geschichtsbewusstsein kann man dem Berlin-Marathon nicht vorwerfen. Der Startschuss zum Beispiel wurde von Uta Pippig abgefeuert, aus einem besonderen Grund. Als der Marathon 1990 zum ersten Mal durchs Brandenburger Tor lief und so zum Symbol der zurückgewonnenen Einheit wurde, war Uta Pippig als erste Frau im Ziel. „Als Läuferin aus Ostdeutschland dieses Rennen zu gewinnen, war etwas ganz Besonderes“, hat die 50 Jahre alte gebürtige Leipzigerin erzählt. Tja, Pippig ist eine Geschichte für sich. Dreimal den Berlin-Marathon gewonnen, dreimal den in Boston, einmal den in New York. Dann unter Dopingverdacht geraten, den der Deutsche Leichtathletik-Verband in einem Vergleich wieder zurücknahm. Beim RBB hat sie erzählt, dass sie die Verdächtigungen 1998 sogar in Depressionen und Suizidgedanken gestürzt hätten.

Auf geht's - und bitte nicht anderen auf die Füße treten.
Auf geht's - und bitte nicht anderen auf die Füße treten.

© Hannibal Hanschke/Reuters

9.02 Uhr - Es hat geknallt: Startschuss für die besten Läuferinnen und Läufer. Mit zwei Minuten Verspätung. Egal, die Zeit läuft beim Marathon sowieso für jeden ganz individuell, so lange, bis nach 42,195 Kilometern der Chip am Körper über die Zeitmessmatte befördert wird.

9.00 Uhr - Noch schnell zum Start: Guten Morgen. Die Stadt fühlt sich an diesem Morgen anders an, finde ich. So beweglich wie an keinem anderen Tag. Ein bisschen nervös auch um diese Uhrzeit. Als gerade ein Taxi an mir vorbeiraste, dachte ich mir: Ob da noch einer drinsitzt, der es noch schnell zum Start schaffen will?

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