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Sport: Lob für Borussia, Sieg für Bayern

Die jüngste Dortmunder Mannschaft aller Zeiten unterliegt nach gutem Spiel dem Meister 1:2

Es war der Tag der Rekorde, als Borussia Dortmund und Bayern München gestern vor 81 000 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion aufeinander trafen. Auf der einen Seite waren die personell gebeutelten Gastgeber, die mit einem Durchschnittsalter von 24,5 Jahren das jüngste Team aufboten, das in der Bundesliga jemals für den BVB gespielt hat. Auf der anderen Seite die Bayern, die erstmals in ihrer Geschichte keinen deutschen Feldspieler in der Anfangsformation hatten und für ein zweites Novum sorgten: Mit ihrem 2:1-Sieg in Dortmund haben sie nun 14 Siege in 17 Vorrundenbegegnungen hinter sich. Das ist eine Ausbeute, die beim Rekordmeister nicht einmal die Generation um Beckenbauer, Müller und Maier geschafft hat. Auch 28 Siege in 34 Ligaspielen eines Kalenderjahres hat es bislang noch nicht gegeben.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der regierende Meister wohl auch der neue sein wird. Die Bayern verfügen hierzulande nicht nur über das beste Personal, sondern treten auch dann abgeklärt auf, wenn es für sie nicht so gut läuft. Die Münchner wussten nach dem schmeichelhaften 2:1 (0:0), dass sie nicht begeisternd gespielt hatten. „Das Beste heute war, dass wir gewonnen haben“, räumte Angreifer Claudio Pizarro freimütig ein.

Vor allem in der ersten Hälfte agierten die Gäste bei Schneetreiben zu lax. Vielleicht lag die frappierende Nachlässigkeit auch daran, dass sie dachten, gegen ein Team der Namenlosen werde es auch mit halbem Einsatz schon irgendwie zum Sieg reichen. „Zu verhalten, zu wenig aktiv“, sah Bayerns Trainer Felix Magath sein Team in dieser Phase. Ganz anders spielten die Dortmunder, die eine stabile Hintermannschaft aufboten. Die Borussia ließ gegen die Münchner lange kaum Chancen zu.

Auch nach vorne ging einiges: Nach zwölf Minuten hatte der in der ersten Halbzeit unsichere Nationaltorhüter Oliver Kahn Probleme mit einem 30-Meter-Schuss von David Odonkor. Kurz vor der Halbzeit scheiterte erst Hünemeier mit einem Kopfball an die Latte, dann setzte Kringe den Ball aus der Drehung an den Pfosten: „Da haben wir Riesenglück gehabt“, sagte Magath.

Den Luxus, die sich bietenden Großchancen ungenutzt zu lassen, darf man sich gegen einen Gegner von der Klasse der Bayern nicht erlauben. Nach dem Wechsel schlugen sie zu, wie man es von ihnen gewohnt ist: Nach der Führung durch Ali Karimi entschied Pizarro mit seinem Treffer das Spiel. „Das ist die Qualität der Bayern“, sagte Dortmunds Trainer Bert van Marwijk: „Sie schießen in den entscheidenden Momenten die Tore.“ Diese Cleverness fehlt den jungen Dortmundern, für die es nur noch zum Ehrentreffer durch Florian Kringe reichte. Unglücklich war auch die Rote Karte wegen einer Notbremse für den eingewechselten Dortmunder Kosi Saka, der unbeabsichtigt Roy Makaay foulte.

Die Punkte hat Dortmund gestern verloren, aber dafür jede Menge Hochachtung gewonnen. Bayerns Trainer Felix Magath sprach von einer „sensationellen Leistung“ der Dortmunder. Man müsse „den Hut ziehen vor dem, was Bert van Marwijk mit dieser halben Jugendmannschaft auf die Beine stellt“. Mit einer Bilanz, wie sie Magaths Team vorweisen kann, lässt es sich leicht gönnerhaft auftreten. Die Münchner Leichtigkeit des Seins brachte Torschütze Pizarro auf den Punkt: „Wir haben in der ersten Halbzeit Glück gehabt, in der Kabine darüber gesprochen, danach Druck gemacht und das Spiel gewonnen. So ist das.“

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